- Ende 2022 hat der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Karl-Heinz Banse, über zu viele Notrufe ohne triftigen Grund geklagt.
- Auch das Deutsche Rote Kreuz sieht ein Problem darin, dass Menschen die 112 wählen anstatt anderer, besser geeigneter Nummern, wie es auf Anfrage unserer Redaktion heißt.
- Eine Übersicht, welche Nummer man in welcher Situation eintippen sollte.
"Das Problem ist massiv und wird immer größer, insbesondere in Ballungszentren." Das sagte der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Karl-Heinz Banse, der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin. Dabei bezog er sich auf den Notruf 112. Denn diesen wählen viele Deutsche laut den Feuerwehren immer häufiger ohne triftigen Grund.
Das liege daran, dass bei der 112 schneller jemand reagieren würde als bei der ärztlichen Bereitschaftsnummer 116 117, sagte Banse. Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) macht diese Beobachtung.
DRK: "Dringend notwendig, Bereitschaftsdienst-Nummer 116 117 auszubauen"
Auf Anfrage unserer Redaktion stimmt Lynn Kühl, Referentin Kommunikation beim DRK, Banse zu. "Mit Blick auf intelligente Patientensteuerung und die steigende Anzahl von Bagatelleinsätzen im Rettungsdienst ist es dringend notwendig, die Bereitschaftsdienst-Nummer 116 117 auszubauen", appelliert sie. Das DRK wünscht sich laut Kühl, dass die Nummer mit der Rettungsleitstelle (112) digital verschaltet und mit einem standardisierten medizinischen Auswahlverfahren hinterlegt wird.
Weiter ist es nach Meinung des DRK notwendig, dass die Bevölkerung weiß, wann welche Notrufnummer zu wählen ist und auch grundlegende Erste-Hilfe-Kenntnisse kennt. "Das Deutsche Rote Kreuz setzt sich daher für die Förderung der Resilienz der Bevölkerung durch intensive Ausbildung in Erster Hilfe mit Selbstschutzthemen ein. Dabei sollten die Anfänge schon in der Schule gelegt werden, zum Beispiel durch einen jährlichen zweistündigen Unterricht in Reanimation und weiterer Erste-Hilfe-Maßnahmen", sagt Kühl.
Wann die 112 wählen, wann die 116 117?
Jemandem geht es gesundheitlich nicht gut? Dann sollte man sich ein Bild von der Situation machen und entsprechend einschätzen, welche Nummer man wählt. Wer die 112 anruft, erreicht die Feuerwehr und den Rettungsdienst. Anrufen sollte man dort bei:
- Unfällen
- Bränden
- Wenn sich jemand in einer akuten, potenziell sogar lebensbedrohlichen Notlage befindet
Neben schweren Unfallverletzungen fallen unter diese Notlagen auch "lebensbedrohliche akute Erkrankungen oder Vergiftungen, bei denen die Anwendung lebensrettender Maßnahmen im Vordergrund stehen", sagt Kühl. Diese lebensbedrohenden Zustände sind unter anderem:
- Atemstillstand
- Herz-Kreislaufstillstand
- Schock
- starke Blutungen
- starke und großflächige Verbrennungen
Die 112 kann auch angerufen werden, wenn die Situation zwar unklar ist, aber lebensbedrohlich sein könnte.
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Ebenso wie die 112 ist auch die Kurzwahlnummer 116 117 rund um die Uhr erreichbar. Ist eine normale Arztpraxis also geschlossen, gilt es, diese Nummer zu wählen. Beim ärztlichen Bereitschaftsdienst sollte man bei dringenden Notfällen anrufen, die allerdings nicht lebensgefährlich sind. "Der Notdienst verweist an Bereitschaftsdienstpraxen oder schickt einen Bereitschaftsdienst zu Betroffenen nach Hause, falls ein Besuch der Praxis nicht möglich ist", erklärt Kühl.
Unter anderem bei diesen Symptomen und Krankheiten sollte man sich an den Bereitschaftsdienst wenden:
- Erkältungskrankheiten
- Grippale Infekte mit Fieber und Schmerzen
- schweres Erbrechen oder Durchfall
- Infektionen von Hals, Nase, Ohren (HNO)
- Migräne
- Hexenschuss
Das bedeutet allerdings nicht, dass leicht Erkrankte leichtfertig den ärztlichen Bereitschaftsdienst anrufen sollten. "Wenn Patienten ihre Beschwerden, zum Beispiel eine leichte Erkältung, einordnen können und Hausmittel oder Medikamente vorerst helfen, sollten sie besser am nächsten Werktag zu ihrem Hausarzt gehen", heißt es auf der Website des ärztlichen Bereitschaftsdiensts. "Der Bereitschaftsdienst ist vor allem für Patienten gedacht, die akute ärztliche Hilfe brauchen."
Patienten-Navi hilft bei der Einschätzung der Beschwerden
Die Ärztinnen und Ärzte helfen außerdem unter der Nummer 116 117 auch dabei, die passende Behandlung bei akuten gesundheitlichen Beschwerden zu finden. Alternativ gibt es auch online eine Hilfestellung für diejenigen, die sich nicht sicher sind, an welche Stelle sie sich wenden müssen. Das Patienten-Navi gibt nach einer kurzen Befragung Auskunft darüber, ob die 116 117, eine Arztpraxis oder im Notfall die 112 oder eine Notaufnahme die richtige Anlaufstelle ist.
Am Ende der Abfrage durch das Patienten-Navi wird eine PIN angezeigt, die Anrufer bei der 116 117 angeben können. Mithilfe der PIN kann das Fachpersonal die Angaben im Patienten-Navi einsehen. Das funktioniert bislang allerdings lediglich in Baden-Württemberg, Bremen, Hessen, Nordrhein und Sachsen-Anhalt.
Verwendete Quellen:
- dpa-Meldung: "Notruf gewählt ohne triftigen Grund - Feuerwehr: Problem ist massiv"
- Schriftliches Statement von Lynn Kühl, Referentin Kommunikation beim DRK
- Website des DRK
- Website des ärztlichen Bereitschaftsdiensts
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