In der Zeit des täglichen Kampfes gegen Geschlechterklischees hält sich eines dennoch besonders hartnäckig in der aktuellen Erkältungszeit – vielleicht, weil es das "starke" Geschlecht ganz schwach macht: die Männergrippe. Jetzt behauptet ein (männlicher) Mediziner: Es stimmt, es gibt sie wirklich!

Mehr zum Thema Gesundheit

Der kanadische Arzt Dr. Kyle Sue von der Memorial University in St. John's behauptet, zu diesem Ergebnis gekommen zu sein. Dazu hat er bereits vorhandene Studien neu ausgewertet und sagt: "Ich denke, es gibt die Symptome wirklich."

Dabei hatte seine Nachforschung auch persönliche Gründe, wie er dem Portal "CBC.ca" sagte: "Auch mir wurde vorgeworfen, ich würde meine Grippesymptome übertreiben. Da dachte ich mir, dass ich dieses Mysterium selbst mal untersuche."

Die meisten der durch Dr. Kyle Sue untersuchten Studien waren Versuche mit Mäusen. Von denen zeigten einige, dass weibliche Mäuse ein stärkeres Immunsystem haben als männliche.

Aber auch Studien mit menschlichen Probanden nahm er unter die Lupe. Bei einer davon wurden 63 gesunden Menschen Zellen entnommen und diese dann im Labor mit in der Natur üblichen Viren infiziert. Und auch hier waren Frauen das stärkere Geschlecht, ihre Immunreaktion fiel stärker aus als bei den männlichen Zellen.

Das Testosteron könnte schuld sein

Und es gab weitere Ergebnisse von Untersuchungen zu Grippefällen bei Männern und Frauen. Eine Studie aus Hongkong zeigte schon 2004, dass mehr Männer wegen heftiger Grippen ins Krankenhaus eingeliefert wurden als Frauen.

Eine amerikanische, auf zehn Jahre angelegte Studie von 1997 bis 2007 hatte das Ergebnis, dass es in dem Zeitraum mehr männliche Todesfälle in Zusammenhang mit der Grippe gab als weibliche. Zudem sprechen demnach auch Frauen schneller auf Medikamente an.

Dr. Kyle Sue kommt zu dem Ergebnis, dass Männer ein schwächeres Immunsystem haben als Frauen, was laut ihm am Testosteron liegen könnte, da dieses das Immunsystem unterdrücke, im Gegensatz zum weiblichen Östrogen, das es verstärke.

Auch wenn er zugibt, dass in dem Fall noch weiter geforscht werden muss, sagt Dr. Sue abschließend: "Der Hauptgrund der Untersuchung war, zu beweisen, dass Männer keine Jammerlappen sind. Man sollte uns daher nicht zu grob behandeln, wenn mal wieder Grippesaison ist."


  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.