Wer zum Arzt geht, fühlt sich manchmal nicht richtig verstanden. In nur wenigen Minuten soll er erklären, was ihm fehlt. Das ist gar nicht so einfach. Doch mit der richtigen Vorbereitung und Einstellung kann ein Patient viel dazu beitragen, dass sein Arzt ihn versteht - und optimal behandeln kann.

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Dr. Yve Stöbel-Richter, stellvertretende Leiterin der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Leipzig, empfiehlt Patienten, das Gespräch mit dem Arzt gut vorzubereiten. Dabei sollten sie sich vorher genau über ihre Gesundheitsprobleme klar werden.

"Beschreiben Sie Ihre Symptome möglichst genau. Überlegen Sie sich, wann diese auftreten und unter welchen Begleitumständen." Außerdem sollten Patienten den Arzt darüber informieren, seit wann sie die Beschwerden haben und ob beziehungsweise wie sich die Beschwerden lindern lassen. Wichtig ist es auch, den Mediziner darüber zu informieren, ob ein anderer Kollege die Krankheit bereits behandelt. Die Tatsache, dass der Patient sich schon mit rezeptfreien Medikamenten zu helfen versucht, sollte er nicht verschweigen, ebenso wenig wie die Einnahmen anderer Medikamente.

Vorher Fragen überlegen

Angesichts der Kürze der meisten Arztgespräche ist es sinnvoll, dass sich die Patienten schon vorab die wichtigsten Fragen überlegen, die sie ihrem Arzt stellen wollen. Am besten beginnen sie dabei mit ihren dringendsten Anliegen. "Wenn Sie Ihren Arzt nicht verstehen, sollten Sie unbedingt nachfragen, auch wenn es Ihnen schwerfällt", betont Stöbel-Richter. Ein guter Arzt werde sich auch weiterführenden Fragen stellen. Schließlich haben Patienten ein Recht auf Information!

Viele Patienten recherchieren bereits vor dem Arztbesuch im Internet. Darüber mit dem Doktor zu sprechen, ist sinnvoll. "Ärzte sehen Informationen aus dem Internet häufig ambivalent", berichtet Prof. Dr. Christiane Eichenberg von der Sigmund Freud Privatuniversität Wien. Schließlich sei die Qualität im Netz nicht gesichert. Außerdem kann ein Laie auch aus richtigen Informationen falsche Schlüsse ziehen.

"Wenn Sie mit Ihrem Arzt darüber sprechen, dass Sie sich vorab im Netz informiert haben, sollten Sie nicht so tun, als stände die Diagnose bereits fest. Fragen Sie stattdessen lieber nach, was er von den Informationen hält." Die Psychologin weiß, dass manche Ärzte paternalistisch auftreten und informierte Patienten grundsätzlich beargwöhnen. Dennoch empfiehlt sie ihnen, selbstbewusst aufzutreten. "Ein engagierter Arzt weiß es zu schätzen, dass sich der Patient informiert und sich als Manager seiner eigenen Krankheit begreift. So ein Arzt wird Sie auch gerne beraten, welche Webseiten zu empfehlen sind."

Vertrauen ist das A und O

Ein gutes Verhältnis zwischen Mediziner und Patient setzt Vertrauen voraus. Deshalb sollten Patienten beim Arzt darauf achten, ob sie sich wohlfühlen, erklärt Stöbel-Richter vom Universitätsklinikum Leipzig. "Wenn Sie das Gefühl haben, dass sich Ihr Arzt keine Zeit für Sie nimmt oder die psychosomatische Seite Ihrer Beschwerden ignoriert, sollten Sie sich fragen, ob Sie zueinander passen." Gerade bei der Wahl des Hausarztes empfiehlt sie deshalb, in sich zu hören und auf Passgenauigkeit zu achten. Manch ein Patient will wirklich nur seine körperlichen Krankheiten behandelt wissen, andere wünschen auch, dass die sozialen Ursachen ihrer Beschwerden Beachtung finden.

Auch wenn das Vertrauensverhältnis bei der Arztwahl entscheidend sein sollte, empfiehlt Stöbel-Richter, ebenfalls auf das Praxismanagement zu achten: "Wenn Sie einen Termin haben, sollten Sie nicht über eine Stunde warten müssen. Auch von der Arzthelferin können Sie ein freundliches Verhalten erwarten. Sie müssen nicht alles erdulden." Ihr Tipp: Wer sich nicht wohlfühlt und nicht vom Arzt verstanden weiß, sollte einen Praxiswechsel erwägen.

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