In unserer Aktion "Leserwunsch des Monats" sind Sie gefragt: Was wollen Sie im Gesundheitsressort gerne lesen? Im März hatten unsere Leser einen klaren Favoriten: 56 Prozent, also 10.260 Besucher, haben sich gegen die Konkurrenzthemen Schlafwandeln und Trauerarbeit entschieden und würden gerne mehr über Psychosomatik erfahren. Denn nicht alle Beschwerden haben eine körperliche Ursache. Zum Wohlbefinden von Körper und Geist braucht es mehr als Sport und gesunde Ernährung. Welche Faktoren die psychische und körperliche Gesundheit zusätzlich stärken können, damit beschäftigt sich die Salutogenese.

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Dass etwa Rauchen, Alkohol oder zu fettes Essen ungesund sind und krank machen können, wissen wohl die Meisten. Um sich aber wirklich mit Leib und Seele wohl zu fühlen, reicht es nicht, einfach gesundheitsschädliche Einflüsse wegzulassen.

Welche Faktoren dazu beitragen können, dass man rundum gesund ist und bleibt, damit beschäftigt sich die so genannte Salutogenese (lat. Salus = Gesundheit, Wohlbefinden; griech. Genesis = Ursprung) - oder einfacher ausgedrückt: die Gesundheitsvorsorge.

Als wesentliche Faktoren zur Förderung und zum Erhalt der Gesundheit hat der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky, auf den das Konzept der Salutogenese zurückgeht, folgende Faktoren ausgemacht:

Das soziale Netzwerk

Einmal in der Woche einen Kaffee mit der besten Freundin trinken, hin und wieder mit Freunden kochen, gemeinsam Sport treiben, mit Kollegen nach der Arbeit etwas unternehmen, beim Umzug helfen ... Es gibt unendlich viele Facetten sozialer Kontakte - und alle haben einen positiven Effekt auf unser Wohlbefinden.

Dass gute soziale Netze, die uns in schwierigen Situationen auffangen können, unsere Gesundheit schützen, gilt als gesicherte Erkenntnis der Gesundheitsforschung. Wer sich sozial gut aufgehoben fühlt, für den ist die Gefahr, in belastenden Situationen zu erkranken, relativ gering. Im Gegensatz dazu leiden Menschen, die über keine befriedigenden zwischenmenschlichen Beziehungen verfügen, überdurchschnittlich oft an psychosomatischen Krankheiten, Depressionen oder einem geschwächten Immunsystem.

Ein gutes soziales Netzwerk gilt auch als wichtiger Schutz vor Burnout. Wer sich gestresst fühlt, meidet oft den Kontakt zu Freunden, Familie und Bekannten, weil er glaubt, diese würden ihn zu viel Zeit kosten. Das ist jedoch genau das Falsche, um aus dem Energieloch wieder herauszukommen.

Selbstfürsorge

Ob Kurzurlaub, ein Besuch beim Masseur, Sport oder Entspannung auf der Couch: Wer sich selbst Gutes gönnt, handelt ganz im Sinne der Salutogenese und fördert die Gesundheit. Mit der so genannten Selbstfürsorge ist ein wertschätzender und achtsamer Umgang mit sich selbst gemeint - ein Aspekt, der gerade in unserer heutigen Zeit immer mehr vernachlässigt wird.

Aber die eigenen Bedürfnisse, so fordert es die Salutogenese, müssen wahr- und auch ernst genommen werden. Wenn man also merkt, dass man Erholung braucht, soll man diesem Bedürfnis unverzüglich nachgeben und sich eine entspannende Ruhepause bewusst gönnen.

Selbstwirksamkeit

Der dritte wesentliche Faktor, der dazu beiträgt, gesund zu bleiben, ist die "Selbstwirksamkeit". Personen, die über die so genannte Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) verfügen, vertrauen darauf, dass sie selbst etwas bewirken können und gesteckte Ziele erreichen.

Eine hohe SWE hilft nicht nur dabei, den Alltagsstress zu bewältigen. Wer über sie verfügt, kann auch mit Schmerzen und chronischen Leiden besser umgehen und Süchte leichter bewältigen als Menschen, die nicht an sich selbst glauben. Darüber hinaus trägt Selbstwirksamkeit dazu bei, gesundheitlich förderliche Verhaltensweisen aufzubauen, wie etwa den regelmäßigen Gang ins Fitnessstudio, eine gesündere Ernährungsweise etc. Das haben zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt.

In psychologischen Programmen zur Gesundheitsförderung wird daher versucht, die Selbstwirksamkeits-Überzeugung zu stärken, indem die Teilnehmer den Blick für ihre Erfolge und Stärken wiedergewinnen. Negativ-Überzeugungen wie "Das schaffe ich niemals" werden durch Mut machende Gedanken wie "Ich weiß, dass ich es schaffen kann" ersetzt. Wichtig ist dabei, dass die Ziele nicht auf unrealistischen Erwartungen beruhen.

Sinnerleben

Mit Sinnhaftigkeit ist die Überzeugung gemeint, dass das, was man tut, einen Sinn hat - auch wenn es mitunter mit Schwierigkeiten verbunden sein kann. Sinnerleben ist ein weiterer wichtiger Faktor der Salutogenese.

Menschen erleben Sinn vor allem in Tätigkeiten, die in ein Ziel münden, das sie sich selbst gesetzt haben. Diese sind nicht nur mit der beruflichen Karriere verbunden, sondern es gehören auch Tätigkeiten dazu, die als hilfreich und wertvoll für andere Menschen empfunden werden, wie etwa ehrenamtliches Engagement. Auch wenn sich Menschen kreativ betätigen, Sport treiben oder Zeit in der Natur verbringen, führt dies zu positiven Erlebnissen seelisch-körperlicher Art, die als sinnvoll empfunden werden.

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