Schnarchen und Atemaussetzer gelten als die gängigsten Hinweise auf eine sogenannte Schlafapnoe. Doch auch andere Symptome können auf die Krankheit hindeuten - nur bleiben sie oft unentdeckt, besonders bei Frauen. Ein Schlafmediziner erklärt, wann man eine Untersuchung in Betracht ziehen sollte.

Ein Interview

Eigentlich schlafen Sie genug, aber dennoch fühlen Sie sich am nächsten Tag gerädert, haben Kopfschmerzen oder Konzentrationsprobleme? Oder Sie schlafen zwar gut, aber Ihr Partner oder Ihre Partnerin berichtet von lautem Schnarchen?

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Das können Anzeichen für eine sogenannte Schlafapnoe sein. Dabei bekommt man während des Schlafens schlecht Luft oder hat Atemaussetzer, weil die Muskulatur in den oberen Atemwegen erschlafft. Das kann sich erheblich auf die Lebensqualität auswirken, sagt Ulrich Sommer, Facharzt für HNO-Heilkunde. Der Schlafmediziner von der TU München hat mit Kolleginnen und Kollegen in einer Studie herausgefunden, dass viele Menschen unter "stiller" Schlafapnoe leiden und die Krankheit vor allem bei Frauen häufig unentdeckt bleibt.

Im Interview klärt er über mögliche Langzeitfolgen auf und erklärt, weshalb es bei vielen Menschen jahrelang dauert, bis sie die Diagnose erhalten.

Herr Sommer, laut Ihrer Studie, die im "Journal of Clinical Medicine" publiziert wurde, leiden viele Menschen an "stiller" Schlafapnoe. Was versteht man darunter genau?

Ulrich Sommer
Ulrich Sommer ist Schlafmediziner. © Prof. Dr. med. J. Ulrich Sommer

Ulrich Sommer: Eine Schlafapnoe bleibt oft unerkannt, da Atemaussetzer während der Nacht oft schwer zu erkennen sind. In vielen Fällen kann lautes Schnarchen auf eine Schlafapnoe hindeuten, doch manche Betroffene schnarchen gar nicht und Atemaussetzer werden auch nicht immer vom Partner oder der Partnerin bemerkt. Auch leiden nicht alle Betroffenen unter einer starken Tagesmüdigkeit. Viele Menschen haben keine direkten Anzeichen und leiden oft jahrelang unter einer Schlafapnoe, ohne zu verstehen, was für eine Belastung für den Körper dahintersteckt. Genau das haben wir in unserer Studie gesehen.

Wie haben Sie das untersucht?

Wir haben Ergebnisse der App "Snorefox", die das Schlafapnoe-Risiko von zu Hause aus feststellt, mit dem Schlaflabor verglichen. In der Studie haben wir Menschen untersucht, die keine typischen Symptome aufwiesen und trotzdem war eine von vier Personen von einer Schlafapnoe betroffen. Das zeigt, dass auch bei weniger offensichtlichen Anzeichen ein Screening durchaus sinnvoll sein kann, um auch stille Fälle frühzeitig zu erkennen und nicht nur die Schlafqualität zu verbessern, sondern auch vor gesundheitlichen Langzeitfolgen zu schützen.

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Welche gesundheitlichen Langzeitfolgen kann eine unbehandelte Schlafapnoe mit sich bringen?

Eine unbehandelte Schlafapnoe kann zu verminderter Lebensqualität führen und oft unbemerkt krank machen. Tagesmüdigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten können Anzeichen im Alltag sein, welche aber oft mit Arbeitsstress verwechselt werden. Langfristig erhöht sich durch eine unbehandelte Schlafapnoe das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auch das Risiko für Stoffwechselstörungen wie Diabetes steigt. Zudem kann eine unentdeckte Schlafapnoe das Unfallrisiko im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz deutlich erhöhen.

"Nicht jedes Schnarchen bedeutet gleich Schlafapnoe und die Abwesenheit von lautem Schnarchen schließt eine Schlafapnoe nicht aus."

Ulrich Sommer, Schlafmediziner

Ist lautes Schnarchen ein erstes Warnsignal für eine Schlafapnoe?

Ja. Insbesondere, wenn es unregelmäßig oder unterbrochen ist und hörbare Atemaussetzer folgen. Allerdings bedeutet nicht jedes Schnarchen gleich Schlafapnoe und die Abwesenheit von lautem Schnarchen schließt eine Schlafapnoe nicht aus. Wer aber regelmäßig unter Symptomen wie Tagesmüdigkeit, unruhigem Schlaf oder morgendlichen Kopfschmerzen leidet, schnarcht oder von seinem Partner oder seiner Partnerin Atemaussetzer im Schlaf berichtet bekommt, sollte eine ärztliche Abklärung in Erwägung ziehen. Eine erste Einschätzung kann man aber auch bequem zu Hause mit einem Heimscreening durchführen. Bei einem festgestellten Risiko empfiehlt sich der Besuch eines Schlafmediziners, um eine gezielte Abklärung zu erhalten.

Typische Symptome von Schlafapnoe

Frauen und Männer können im Übrigen unterschiedliche Symptome zeigen. Während Männer häufiger unter lautem Schnarchen und hörbaren Atemaussetzern leiden, berichten Frauen oft von unspezifischeren Symptomen.

Bleibt die Erkrankung deshalb vor allem bei Frauen oft unerkannt?

Ja, Frauen haben tendenziell subtilere Hinweise, was die Diagnose erschwert. Schlafapnoe wird häufig übersehen, da sie oft mit Schnarchen assoziiert wird, und dieses bei Frauen weniger typisch oder auffällig ist. Frauen zeigen tendenziell andere und mildere Symptome, die oft unspezifisch sind und daher auch auf andere Erkrankungen oder den Alltagsstress zurückgeführt werden. So berichten Frauen eher von Schlaflosigkeit, Tagesmüdigkeit, Stimmungsschwankungen und Kopfschmerzen als von lautem Schnarchen. Oft sind Ärzte bei Frauen auch weniger sensibilisiert auf das Thema Schlafapnoe und die Erkrankung wird oft eher als Erschöpfung oder Burnout gedeutet. Dies kann dazu führen, dass die Schlafapnoe erst in einem späten Stadium diagnostiziert wird, wenn sich die Symptome bereits verschlimmert haben.

Wie laufen die Diagnose und Behandlung einer Schlafapnoe ab?

  • Die Untersuchung wird meistens nachts mit einem Heimgerät durchgeführt, in einigen Fällen auch im Schlaflabor. Dabei werden verschiedene Vitalparameter wie Atemfluss, Sauerstoffsättigung und Schnarchgeräusche erfasst, um Häufigkeit und Dauer von Atemaussetzern festzustellen. Auf Basis der Diagnose kann der Arzt eine geeignete Therapie empfehlen. Zu den Therapieoptionen zählen die CPAP-Maske (Continuous Positive Airway Pressure), die durch einen sanften Luftstrom die Atemwege offen hält, oder eine Unterkieferprotrusionsschiene, die den Unterkiefer nach vorne verlagert und die Atemwege stabilisiert. Doch keine Sorge - eine Schlafapnoe ist gut behandelbar und ein Risikoscreening kann frühzeitig positiven Einfluss auf die Lebensqualität haben.

Über den Gesprächspartner

  • Prof. Dr. med. J. Ulrich Sommer ist Facharzt für HNO-Heilkunde, Schlafmediziner und Somnologe. Er ist im HNO-Zentrum Mangfall-Inn & Klinikum rechts der Isar, TU München tätig. Der Facharzt ist einer der Autoren der Studie "Evaluation of an OSA Risk Screening Smartphone App in a General, Non-Symptomatic Population Sample (ESOSA)".

Verwendete Quellen

Redaktioneller Hinweis

  • Das Interview mit J. Ulrich Sommer wurde schriftlich geführt.
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