Nicht immer ist es schön, das Bett mit jemandem zu teilen. Manchmal kommt die gar nicht sinnliche Erregung von den absonderlichen Lauten, Zuckungen und Aktionen des Schlafpartners, die dieser nach dem Wecken rundweg abstreitet. "Aber ich habe doch gar nicht …" .
Die Grauzone zwischen Wachen und Schlafen und die Vorgänge in Muskeln und Nerven während der lebensnotwenigen Ruhephase des Körpers, beschäftigen die Schlafforschung – aber viele Schlafphänomene bleiben nach wie vor rätselhaft. Dabei reicht die Spanne von harmlosen Muskelkontraktionen beim Einschlafen über tendenziell gefährliches Schlafwandeln bis zur so genannten Schlaf-Apnoe, dem wiederholten, langen Aussetzen des Atems, das unbedingt behandlungsbedürftig ist. Schlafforscher sprechen bei allen diesen Erscheinungen von "Parasomnien".
Weil nicht alle Schlaf-Marotten nur störende Eigenheiten sind, die ertragen werden müssen, lohnt die genauere Beobachtung des partnerlichen und eigenen Schlafverhaltens. Möglicherweise lassen sich Krankheiten aufspüren, die behandelt werden sollten. Übrigens ist es keine Lüge, wenn sich der Partner am nächsten Tag keiner Schuld bewusst ist. Während des Schlafes wird nämlich das Kurzzeitgedächtnis ausgeschaltet …
Einige der häufigsten Schlafphänomene kurz erläutert:
Zuckungen beim Einschlafen
Fast jeder kennt das, man liegt wohlig im Bett, schläft schon halb, da zuckt plötzlich der ganze Körper zusammen. Vielleicht hat man schon halb im Traum eine Treppenstufe verfehlt? Schlafforscher deuten diese Zuckungen als harmlose Muskelentladungen, die Ursache dafür ist allerdings noch unklar. Man geht davon aus, dass sich beim Einschlafen die Muskulatur schneller entspannt als der Geist. Und so kann das Gehirn gegebenenfalls noch Befehle an die Muskeln weitergeben. Die Zuckungen sind also kein Grund zur Sorge. Beschränken sie sich allerdings nur auf Beine und Arme und stören regelmäßig beim Einschlafen, könnte es sich auch um das "Restless-Legs-Syndrom" handeln. Dann lieber beim Arzt informieren.
Zähneknirschen
Wenn ein Schläfer nachts mit den Zähnen knirscht, können Probleme und Stress der Auslöser sein, manchmal sind auch Fehlstellungen der Zähne oder schlecht sitzender Zahnersatz schuld. In der Nacht werden nur die Mitschläfer gestört, über Tag jedoch können Kopf- oder Kieferschmerzen die Folge des nächtlichen Knirschens sein. Der Fachausdruck für dieses besonders die Zähne schädigende Phänomen lautet "Bruxismus". Wer regelmäßig knirscht, kann sich beim Zahnarzt eine so genannte Knirscherschiene anfertigen lassen. Abends aufgesetzt schont sie den Zahnschmelz. Außerdem können Entspannungstechniken vor dem Schlaf beim Stressabbau helfen.
Sprechen im Schlaf
Wer hofft, nachts die Geheimnisse des Partners erlauschen zu können, hat meist kein Glück. Menschen, die häufig im Schlaf reden, sprechen meist wirr und unverständlich. Kein Wunder, auch die Sprechmuskulatur ist schließlich entspannt. Warum im Schlaf geredet wird, ist für die Schlafforschung bisher rätselhaft. Es wird ein Zusammenhang mit Träumen vermutet, zudem hat man herausgefunden, dass Fieber, Alkohol und Stress dieses Phänomen fördern können. Weil Schlafwandler oft auch sprechen, nehmen die Experten an, dass es sich auch um eine Mini-Variante des Schlafwandelns handeln könnte, aber Schlaf-Reden ist völlig harmlos.
Schlafwandeln
Schlafwandler sind nur halb wach. Sie stehen auf, reden unverständlich vor sich hin, schauen sich unstet um, geistern durch die Wohnung und verlassen teilweise sogar das Haus. Daher birgt das Schlafwandeln eine Gefahr für die Betroffenen, die Verletzungswahrscheinlichkeit ist hoch. "Schlafwandlerische Sicherheit" gibt es nicht. Vom "Somnambulismus", so der Fachbegriff, sind besonders Kinder betroffen. Wie er entsteht, ist nicht ganz geklärt. Man geht davon aus, dass der für Bewegungsabläufe verantwortliche Teil des Gehirns durch irgendwelche Störungen aufwacht, während andere Gehirnareale weiterhin ausgeschaltet bleiben. Offenbar können Dinge wie Schlafmangel, Stress oder laute Geräusche das Nachtwandeln begünstigen. Es ist ratsam, vorsorglich Türen und Fenster zu verschließen. Den Schlafwandler nicht wecken, besser unter beruhigendem Reden wieder ins Bett und zum Weiterschlafen bewegen.
Schlaftrunkenheit
Was Schlafforscher unter Schlaftrunkenheit verstehen, meint nicht den verduselten Zustand nach dem Aufstehen. Bei diesem harmlosen Halb-Schlaf geht es um ein teilweises Aufwachen aus dem Tiefschlaf. Halbwach werden unsinnige Dinge gemacht, wie den Wecker abzustellen, der Schlaftrunkene redet schleppend und wirr, weiß nicht, wo er ist … Besonders bei Kindern tritt diese nächtliche Grauzone immer mal auf, am nächsten Morgen wissen sie von nichts. Möglicherweise liegt in dieser Schlaftrunkenheit ein Beginn des Schlafwandelns.
"Ausgelebte Träume"
Für einige Menschen wird die Schlafphase, in der sie träumen, zur nächtlichen Herausforderung. Während normalerweise gerade dann die Muskelaktivität gehemmt ist, damit man sich während des Schlafens nicht bewegt und möglicherweise verletzt, erleben diese Schläfer das Traumgeschehen aktiv mit. Sie könne schlagen, strampeln, treten - nicht ungefährlich für sich und andere. Experten vermuten bei dieser Parasomnie eine Funktionsstörung am Hirnstamm der Betroffenen, wodurch die Muskelblockade aufgehoben wird. Weil eine nervliche Erkrankung nicht ausgeschlossen werden kann, empfiehlt es sich, einen Neurologen zu konsultieren.
Schlaf-Apnoe
Wer unter Schlaf-Apnoe (grch. "Windstille") leidet, hat immer wieder Atemaussetzer, die bis zu einer Minute dauern können. Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff, die Kohlendioxid-Konzentration im Blut steigt. In der harmlosen Variante führt das zu Abgeschlagenheit und Müdigkeit am nächsten Tag, weil der Schlaf dauernd unterbrochen wird. Aber weil der Körper gewissermaßen unter dauerndem Stress steht, wird auch das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko erhöht Außerdem kann es zu geistigen Veränderungen kommen. Meist sind verengte Atemwege der Auslöser dieser Krankheit, aber auch Übergewicht und Schlafposition können hier eine Rolle spielen. Häufige nächtliche Atemaussetzer sollten in einem Schlaflabor untersucht werden. In schwereren Fällen kann eine Sauerstoffmaske den sicheren Schlaf gewährleisten. Das tückische an diesem Schlafphänomen ist, dass es nicht selten unentdeckt bleibt. Die Schlafforschung vermutet, dass zwei bis vier Prozent der Bevölkerung betroffen sind.
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