In den vergangenen Jahren ist die Zahl der übergewichtigen Kinder stark angestiegen. Die Stiftung Kindergesundheit warnt vor lebenslangen Folgen.
"Übergewicht ist mehr als Babyspeck", schreibt die Stiftung Kindergesundheit in ihrem aktuellen Newsletter. Die zusätzlichen Pfunde können weitreichende und lebenslange Folgen für Kinder mit sich bringen.
Weitere Informationen zum richtigen Gewicht finden Sie in unserem BMI-Rechner:
Die Liste der Spätfolgen reicht von Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall bis hin zu Leberzirrhose, einige Krebsarten, Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems. Auch Depressionen und psychische Belastungen können mit Übergewicht in der Kindheit einhergehen.
Das Risiko Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden steige demnach um das 3,5-fache für fettsüchtige Jugendliche im Vergleich zu normalgewichtigen Gleichaltrigen im Laufe von vierzig Jahren. Ebenfalls steige das Risiko für psychische Auffälligkeiten um das 2,5-fache bei adipösen Kindern. Die Lebenserwartung sinkt durch das zusätzliche Gewicht um sechs bis acht Jahre. "Das bedeutet, dass eine schwer ausgeprägte Adipositas das Leben stärker verkürzt als manche bösartige Erkrankung.", erklärt Professor Berthold Koletzko Leiter der Kinder- und Jugendmedizin am Haunerschen Kinderspital in München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit.
Für ihre Analyse untersuchte die Stiftung 416 Studien mit mehr als 160 Millionen Kindern und Jugendlichen aus 200 Ländern.
Übergewicht verwächst sich nicht
Ebenfalls warnt die Stiftung Eltern davor, davon auszugehen, dass sich zusätzliche Pfunde verwachsen können. "Leidet ein Kind oder ein Jugendlicher unter Adipositas, wird sich sein Gewicht später in aller Regel nicht wieder normalisieren", sagt Professor Koletzko.
Werbung beeinflusst Essverhalten
Auslöser für Übergewicht in der Kindheit sind der Stiftung Kindergesundheit zufolge Werbung, leicht zugängliche Lebensmittel zu jeder Zeit, Bewegungsmangel und zuckerhaltige Getränke. Besonders speziell an Kinder gerichtete Werbung im Fernsehen und sozialen Medien beeinflusse nachweislich die Bevorzugung von dickmachenden Produkten.
Ein großes Hindernis bei der Aufklärung über gesundes Ess- und Trinkverhalten sei die Lobbyarbeit, die gesetzliche Regulierungen blockieren. So gebe es keine einheitliche Kennzeichnung der Lebensmittelqualität durch Symbole.
Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt Eltern ihre Kinder schon frühzeitig an das Wasser-Trinken zu gewöhnen. Zuckerhaltige Getränke, wie Eistee oder Limonade sollten Ausnahmen sein.
"Wichtig sind auch regelmäßige Bewegungsaktivitäten in Kitas, Schulen und in der Freizeit", erklärt Professor Koletzko. "Kinder und Jugendliche sollten sich mindestens 90 Minuten am Tag bewegen. Die Eltern sollten außerdem die Nutzung audiovisueller Medien ihrer Kinder auf höchstens zwei Stunden am Tag begrenzen." (arg)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.