Der Siegeszug der Kaffeekapseln ist noch immer ungebrochen, das portionierte Schwarze Gold ist ein Milliardengeschäft. Doch wie gut ist der Kaffee eigentlich? Wie sehr belasten die Kapseln unsere Umwelt – und was taugen die Alternativen zu Marktführer?
Die Zahlen sprechen für sich: Kaffee ist das absolute Lieblingsgetränk der Deutschen. Nach aktuellen Angaben des Deutschen Kaffeeverbandes trinkt jeder Bürger rund 165 Liter Kaffee pro Jahr, und der kommt immer häufiger aus Kapselmaschinen wie Nespresso oder Cafissimo. Im Jahr 2013 haben die Deutschen 12.700 Tonnen Kapselkaffee getrunken – das ist etwa doppelt so viel wie noch im Jahr 2010. Und der Trend geht weiter nach oben.
Doch schon von Beginn an stand vor allem der Marktführer Nestlé mit Nespresso in der Kritik – sowohl bei Verbraucher als auch bei Umweltschützern. 35 bis 45 Cent pro Tasse Espresso oder Lungo kostet der Kaffeegenuss mittlerweile. Bei einer Portionsgröße von sechs Gramm pro Kapsel kommt man damit auf einen Kilopreis von stolzen 58 Euro – mindestens. Zum Vergleich: Ein Kilo gemahlener, hochwertiger Fairtrade-Kaffee kostet um die 20 Euro. Auch die speziellen Kapselmaschinen schlagen mit 100 bis um die 400 Euro zu Buche.
Kapsel-Kaffee: Gute Inhaltsstoffe und überzeugender Geschmack
Welche Qualität bekommt der Verbraucher dann aber für den stattlichen Preis? In einem Bericht von Öko-Test vom vergangenen Jahr können allen Kapseln immerhin gute Inhaltsstoffe bescheinigt werden. Bei Nespresso werden Arabica- oder Robustabohnen verarbeitet, je nach Sorte auch zu 100 Prozent aus einer Herkunftsregion. Auch die Befürchtungen vieler Gesundheitsexperten, dass sich beim Brühvorgang giftige Stoffe aus der Aluminiumkapsel lösen könnten, wurden nicht bestätigt.
Hinsichtlich des Geschmack sorgte die Stiftung Warentest schon im Jahr 2007 für eine Überraschung: Erstmalig schnitt Kaffee aus einer Kapselmaschine besser ab als jener aus dem Vollautomaten. Der Nespresso überzeugte vor allem "durch sehr viel hasselnussbraune, besonders stabile Crema." Und auch gegen die direkte Konkurrenz scheint sich Nestlé durchzusetzen: In einem aktuellen Bericht der Stiftung Warentest traten die original Nespresso-Kapseln gegen günstigere Varianten aus dem Supermarkt an – und siegten auf der ganzen Linie. Samtigere Crema, intensiverer Geschmack.
Wie viel Fair-Trade steckt in Kaffeekapseln?
Konsumenten kaufen zunehmend Produkte mit Bio-Siegel und aus fairem Handel. Das wissen auch die Kaffeehersteller und achten vermehrt auf nachhaltigen Anbau. Tchibos Cafissimo-Kapseln beispielsweise sind nach verschiedenen Standards wie UTZ und Fairtrade zertifiziert, auch Dritthersteller von Kapseln für Nespresso-Maschinen bieten Kaffee mit gutem Gewissen.
Nestlé selbst hat für die Nespresso-Kapseln ein eigenes "AAA Sustainable Quality Programm" mit fairen Produktionsbedingungen ins Leben gerufen, das von Öko-Test jedoch als undurchsichtig kritisiert wird. "Es ist ein Versprechen, in Zukunft Basisforderungen an eine faire Kaffeeproduktion zu erfüllen, mehr aber nicht", schreiben die Autoren.
Nespresso – in Sachen Umweltschutz das kleinere Übel?
In einem Punkt stehen die Nespresso-Kapseln relativ gut da, zumindest im Vergleich zu anderen Herstellern von Portionskaffee: Die Alu-Kapseln sind, im Gegensatz zu den Produkten aus Plastik, besser zu recyceln. Müllprobleme gibt es nämlich laut Öko-Testbericht vor allem dann, "wenn die Kapseln auch noch aus verschiedenen Kunststoffkomponenten bestehen, also nicht sortenrein sind." Noch dazu sind Kapseln anderer Hersteller oft einzeln in Plastiktütchen verpackt und erzeugen somit zusätzlichen, überflüssigen Müll.
Die Alu-Kapseln von Nespresso deswegen aber als umweltfreundlich zu bezeichnen, wäre fatal. Zunächst einmal landen noch lange nicht alle Verpackungen im Gelben Sack oder in der Gelben Tonne, sondern oft auf dem Restmüll. Zwei Tonnen zusätzlichen Alu-Müll errechnen die Autoren des Testberichts allein für das Jahr 2012. Außerdem falle für das Recycling und die Neuproduktion von Alu-Kapseln ein enormer Energieaufwand an, auch die Rohstoffbeschaffung sei nicht unproblematisch. Eine Lösung für das Müllproblem bieten Mehrweg-Kapseln: Sie können manuell mit Kaffeepulver gefüllt und mehrfach verwendet werden und schneiden auch im Bericht von Öko-Test mit "gut" bis "sehr gut" ab.
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