Krebsvorsorgeuntersuchungen könnten jede zweite Erkrankung vermeiden. Das bedeutet allerdings nicht, dass auch jeder Check sinnvoll ist. Wir haben einmal genauer nachgefragt, was wirklich sein muss.

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Die Zahl der Krebserkrankungen steigt deutlich an: Bis 2025 könnten jährlich 20 Millionen Menschen weltweit erkranken - das sind rund 40 Prozent mehr als derzeit. Das ist das Ergebnis des Weltkrebsbericht 2014, den die Weltgesundheitsorganisation WHO vorgelegt hat. Daraus geht hervor, dass jede zweite Erkrankung vermieden werden könnte und eine frühzeitige Erkennung durch Vorsorgechecks die Behandlungschancen deutlich erhöht. Aber muss man deshalb gleich alle möglichen Vorsorgechecks über sich ergehen lassen?

Vorsorgeuntersuchungen nicht immer sinnvoll

Auch wenn man sich nicht krank fühlt, kann die Gesundheit beeinträchtigt sein. Um eventuelle Krankheiten frühzeitig festzustellen, gibt es zahlreiche Vorsorgeuntersuchungen - und es kommen stetig neue hinzu. Dabei gelten längst nicht alle diese "Screenings" (Fachbegriff für Früherkennungsuntersuchungen) als wirklich sinnvoll - manche sind aufgrund ihres Risikos sogar umstritten.

Experten warnen vor allem davor, sich durch Vorsorgeuntersuchungen in falscher Sicherheit zu wiegen. Vielmehr sollte man sich darüber im Klaren sein, dass frühzeitige Untersuchungen längst nicht vor größerem Übel bewahren können. So hilft eine frühe Diagnose nur dann, wenn die Behandlung auch zu besseren gesundheitlichen Ergebnissen führt.

Ist dies nicht der Fall, könnte das Wissen um die Krankheit etwa eine extreme psychische Belastung für den Patienten bedeuten - und das völlig unnötig. Gerade in solchen Fällen besteht immer auch das Recht auf Nichtwissen - dies gilt unter anderem für genetische Tests auf Erkrankungen, für die noch keine wirksamen Behandlungsmethoden existieren.

Jede Untersuchung sollte dahin gehend geprüft werden, welchen Nutzen oder Schaden sie haben kann, rät daher das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Dabei ist sowohl das Alter als auch das individuelle Risiko-Profil ausschlaggebend.

Welche Untersuchung wann?

Trotzdem gibt es zahlreiche Untersuchungen, die durchaus sinnvoll sind. Die meisten von ihnen werden von der Krankenkasse als Leistung übernommen.

Frauen ab 20 Jahren sollten sich einmal jährlich einer gynäkologischen Untersuchung unterziehen, die neben einer gezielten Anamnese eine Inspektion des Muttermundes, einen Krebsabstrich, eine zytologische sowie eine gynäkologische Tastuntersuchung beinhaltet.

Wichtig: Ab 30 sollte auch die Brust und die Haut untersucht werden, ist Brustkrebs in Deutschland doch die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Die Untersuchung beinhaltet eine Inspektion sowie das Abtasten der Brust und der regionären Lymphknoten einschließlich einer ärztlichen Anleitung zur Selbstuntersuchung.

Ab 35 Jahren sollten sich sowohl Männer als auch Frauen regelmäßig dem bereits erwähnten Gesundheits-Check-up unterziehen und damit einhergehend - ebenfalls alle zwei Jahre - ein Hautkrebs-Screening des ganzen Körpers vornehmen lassen, um Veränderungen rechtzeitig zu erkennen.

Männern ab 45 wird einmal jährlich der Besuch beim Urologen empfohlen, wo Untersuchungen von Prostata, Geschlechtsorganen und Enddarm erfolgen. Frauen zwischen 50 und 69 wiederum haben alle zwei Jahre Anspruch auf die Teilnahme am bundesweiten Mammografie-Screening, ein Brust-Röntgen, um etwaige Tumorbildungen frühzeitig zu erkennen.

Darmuntersuchungen gehören für Männer und Frauen ab dem 50. Lebensjahr zum Vorsorge-Programm, außerdem bis 55 jährlich die Analyse einer Stuhlprobe auf verborgenes Blut. Ab 55 wiederum ist es für Frauen wie für Männer ratsam, eine Darmspiegelung vornehmen zu lassen. Diese Maßnahmen dienen der Früherkennung von Dickdarmkrebs. Da die Kosten für diese Untersuchung nur zweimal innerhalb von zehn Jahren von der Krankenkasse übernommen werden, können in der Zwischenzeit alle zwei Jahre weiterhin Stuhlproben abgegeben werden.

WHO-Kriterien zur Beurteilung von Vorsorgeuntersuchungen

Um Patienten die Entscheidung leichter zu machen, ob eine bestimmte Untersuchung wahrgenommen werden soll oder nicht, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verschiedene Kriterien festgelegt:

  • Bei der Vorsorgeuntersuchung soll nur auf Krankheiten mit ernsthaften Folgen hin untersucht werden, sodass der Patient einen klaren gesundheitlichen Vorteil davon hat.
  • Es muss eine zuverlässige Untersuchungsmethode vorhanden sein, die selbst nicht schädlich ist.
  • Es muss eine Therapie verfügbar sein, die erfolgreicher ist, wenn man sie frühzeitig erhält.
  • Patienten müssen neutral über die Früherkennung informiert werden, damit sie die Vor- und Nachteile für sich selbst abwägen können.
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