Es hält sich die Annahme, Fluorid in der Zahnpasta oder im Trinkwasser sei giftig und gefährlich ist. Doch ist das Spurenelement tatsächlich eine Gefahr für die Gesundheit? Wir klären auf!
Arthritis, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen: Fluorid wird mit zahlreichen unangenehmen Leiden in Verbindung gebracht. Denn immer wieder kursieren Meldungen im Internet, dass Fluorid schädlich ist. Steckt dahinter Angstmacherei oder müssen sich Verbraucher tatsächlich Sorgen machen?
Wie wirkt Fluorid?
Fakt ist, dass es sich bei Fluorid um ein in der Natur vorkommendes Spurenelement handelt, das ein lebensnotwendiger Baustein für den Knochen- und Zahnaufbau ist. Bereits im Jahr 1823 wurde es als Bestandteil von Mineralwasser entdeckt.
Seit dem Jahr 1874 empfehlen Wissenschaftler die Zufuhr von Fluorid zur Vorbeugung von Karies. Denn Fluorid kann gleich auf mehrere Arten zum Schutz der Zähne beitragen:
- Fluorid unterstützt den natürlichen Reparaturprozess der Zähne (auch Remineralisierung genannt), indem es dazu beiträgt, die Mineralstruktur des Zahnschmelzes wieder aufzubauen.
- Es härtet die Zähne und macht sie dadurch widerstandsfähiger gegen Säuren.
- Fluorid hemmt das Wachstum von Plaque-Bakterien und reduziert den bakteriellen Zuckerstoffwechsel.
Chemisches Missverständnis
Und woher stammt nun die Angst, Fluorid könnte giftig sein? Diese basiert vermutlich auf einem Missverständnis. Häufig wird Fluorid nämlich mit Fluor verwechselt, einem sehr aggressiven Gas.
Bereits in geringen Mengen wirkt dieses extrem toxisch und frisst sich durch sämtliche Materialien. Wenn Fluor jedoch mit einem Stoff fest verbunden ist, spricht man von Fluorid - und dieses ist nur in äußerst großen Mengen giftig. Etwas Vorsicht ist also auch bei der Verwendung von Fluorid geboten.
Gefahr einer Überdosierung
So kann eine starke Überdosierung von Fluoriden beispielsweise zu einer sogenannten Knochenfluorose führen. Bei dieser Erkrankung weist das Skelett eine ausgesprochen hohe Knochendichte auf, bei der jedoch die naturgemäße Elastizität verloren geht.
Die Folge: Die Knochen werden mit der Zeit immer brüchiger. Im schlimmsten Fall können sich außerdem die Gelenke und sogar die komplette Wirbelsäule versteifen.
Auch akute Vergiftungserscheinungen aufgrund einer Überdosierung sind möglich, jedoch laut dem Medizinischen Beratungsdienst der Zahnärzte nahezu ausgeschlossen. In unserem Alltag spielt daher die Giftigkeit von Fluorid kaum eine Rolle, denn alleine mit Zahnpasta ist eine Überdosierung kaum zu bewerkstelligen.
Angemessene Zufuhr
Dennoch ist es ratsam, seine tägliche Fluoridzufuhr im Auge zu behalten. Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA schlägt vor, jeden Tag insgesamt 0,05 Milligramm des Spurenelements pro Kilogramm Körpergewicht zu sich zu nehmen - egal, ob als Kind oder Erwachsener; ob als Zahnpasta, Tabletten, Salz oder Mineralwasser.
"Die Rolle von Fluorid bei der Vorbeugung von Zahnkaries ist seit vielen Jahren bekannt. Der Adequate Intake-Wert (AI) der EFSA deckt die Fluoridzufuhr aus allen Quellen ab, einschließlich nicht-diätetischer Quellen wie Zahnpasta und anderer Zahnpflegeprodukte.
Einige der wichtigsten Nahrungsquellen sind Wasser und Getränke oder Lebensmittel, die mit fluoriertem Wasser, Tee, Meeresfischen und fluoriertem Salz aufbereitet wurden", so Valeriu Curtui, Head of EFSA’s Nutrition Unit auf Anfrage.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt außerdem, dass der Fluoridanteil bei Zahnpasten für Erwachsene höchstens 0,15 Prozent und bei Kinder-Zahnpasten höchstens 0,05 Prozent betragen sollte.
Kommt es dennoch zu einer Überdosierung, kann es bei Kindern während der Zahnentwicklung zu einer Zahnfluorose kommen. Dabei lagert ihr Körper das Fluorid direkt in den Zahnschmelz ein. Bei großen Mengen entstehen auf den Zähnen dann weiße Flecken oder Streifen. Das ist an sich nichts Schlimmes, stellt allerdings oft ein ästhetisches Problem dar.
Verwendete Quellen:
- Kassenzahnärztliche Vereinigung: Zahnschutz durch Fluoride
- Zentrum der Gesundheit: Fluorid - Spurenelement oder Gift?
- Deutsche Zahnarzt Auskunft: Fluoridierung
- European Food Safety Authority: EFSA schlägt Werte für angemessene Fluorid- und Molybdänzufuhr vor
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