Rhythmische Bewegungen im Fluss mit der Atmung unterscheiden Kundalini Yoga von anderen Yoga-Stilen, die viele aus den Fitness-Studios kennen. Denn bei der traditionellen indischen Yoga-Lehre nimmt die Spiritualität einen hohen Stellenwert ein, die zu Glück und Erleuchtung führen soll. Wie das funktionieren soll, erfahren Sie hier.

Mehr Gesundheitsthemen finden Sie hier

Was ist Kundalini Yoga? Definition und Elemente

Kundalini ist nicht einfach nur ein Yoga-Stil unter vielen, sondern eine ganze Philosophie, zu der Atmung, Gesang, Meditation, Ernährung und auch eine spezielle Kleidung gehören. Der Fokus liegt auf der Spiritualität, die körperlichen Übungen sind eher Mittel zum Zweck, um die Lebensenergie, das sogenannte Prana, zu wecken. Die Atmung ist genau auf die Bewegung abgestimmt. Deshalb werden alle Übungen mit einer speziellen Atemtechnik, Pranayama genannt, ausgeführt.

Im Kundalini Yoga heißen die Abfolgen von Asanas, wie man sie aus dem Hatha Yoga kennt, Kriya. Passive und aktive Übungen wechseln sich ab, um die Kundalini-Energie, die in der Basis der Wirbelsäule sitzen soll und Kundalini Shakti genannt wird, zum Fließen zu bringen. Um sich die Wirkung der Kriyas besser vorstellen zu können, nutzt man das Bild einer zusammengerollten, schlafenden Schlange. Diese befindet im unteren Ende der Wirbelsäule im Wurzelchakra. Durch die Yoga-Praxis wird sie aufgeweckt und steigt durch die anderen Chakren nach oben. Daher leitet sich auch der Name ab, denn "Kundalini" heißt übersetzt "Schlangenkraft".

Selbsterkenntnis und höheres Bewusstsein sollen durch Kriyas, Meditation und das Mantra-Sprechen oder -Singen erlangt werden. Zu einer klassischen Kundalini-Stunde gehört der Gong, der den Geist zur Ruhe bringen und durch seine Vibrationen auf den Körper einwirken soll.

Geschichte des Kundalini Yoga

Seinen Ursprung hat Kundalini Yoga in der jahrhundertealten tantrischen Lehre. Auch die Asanas aus dem Hatha Yoga, das wir heute als das typische Yoga wahrnehmen, beruhen auf der uralten Kundalini-Tradition des Hinduismus. Erst Ende der 1960er-Jahre fand der Yoga-Stil seinen Weg in den Westen. Yogi Bhajan, ursprünglich ein Regierungsbeamter, verbreitete die Kundalini-Philosophie, die er mit "Healthy, happy, holy" zusammenfasste, in den USA und in Kanada. Los Angeles und Toronto waren die Zentren, in denen er ab 1968 seinen Unterricht gab und damit viele Anhänger fand.

Weiße Kleidung und ein heller Turban gehören zur traditionellen Kleidung eines Kundalini-Yogis. Für Anfänger mag das oft ein merkwürdiger Anblick sein. Doch die Farbe hat eine Bedeutung: Weiß symbolisiert die Ausrichtung zur Einheit mit Gott und soll die Aura stärken und erweitern. Die Kopfbedeckung lenkt die Energie in den oberen Chakren.

Für wen eignet sich Kundalini Yoga?

Grundsätzlich ist der Yoga-Stil für jeden geeignet, denn er erfordert keine besondere Beweglichkeit. Kundalini Yoga ist ein sehr energetischer Yoga-Stil, der jedoch gewöhnungsbedürftig ist. Wer im Yoga Spiritualität sucht, gerne singt und sich auch mal dem Moment hingeben kann, ist bei Kundalini richtig. Anfänger sollten jedoch bedenken: Die Übungen können sehr kraftvoll und fordernd sein. Durchhaltevermögen ist angesagt, dafür ist die Wirkung direkt spürbar. Auch das Erscheinungsbild der Gurus, die weiß gekleidet sind und Turban tragen, kann anfangs befremdlich sein. Für Einsteiger werden extra Stunden angeboten, in denen sie die Philosophie hinter Kundalini Yoga kennenlernen und sich mit den Übungen und Atemtechniken vertraut machen können.

In der Schwangerschaft ist die energetische Atmung des Kundalini Yoga eine gute Vorbereitung auf die Geburt. In speziellen Kursen für Schwangere werden einfache Übungen angeleitet, die auch Frauen lernen können, die sich zuvor noch nie mit Yoga befasst haben.

Kundalini Yoga Übungen: Asanas und ihre Wirkung

Im Kundalini Yoga werden Körperübungen und Entspannungstechniken miteinander vereint. Wichtig ist bei beidem das Atmen. Die Übungen finden im Stehen, im Sitzen und im Liegen statt. Eine der kraftvollsten Kundalini-Übungen ist der Frosch, ebenso die Krieger-Pose. Die Ziele sind, neben dem Energiefluss, Glück, Gesundheit und ein erweitertes Bewusstsein.

Die Asanas können beim Kundalini Yoga sehr lange dauern und erfordern großes Durchhaltevermögen. Denn die rhythmischen, gleichmäßigen Bewegungen sollen mehrere Minuten durchgeführt werden. Das regt angeblich den Energiefluss in der Wirbelsäule an, wodurch ein Ungleichgewicht in den sieben Chakren ausgeglichen wird. Die Energiepunkte befinden sich entlang der Wirbelsäule von Wurzelchakra bis Kronenchakra und sind der Theorie nach anfällig für Blockaden, die es durch Kundalini zu lösen gilt. Gleichzeitig soll das Bewusstsein geschärft werden, was den Weg zu Klarheit und Glück freimacht.

Oft soll in den Stunden durch die Übungen eine bestimmte Wirkung erzeugt werden, beispielsweise:

  • Stärkung des Immunsystems
  • Öffnung des Herzens
  • Steigerung der Kreativität
  • Stärkung des Nervensystems
  • Kräftigung des Rückens

Kundalini Yoga ist deshalb sehr vielseitig und unterscheidet sich von den Yoga-Formen, deren Fokus auf der körperlichen Fitness liegt. Durch die Gong-Meditation können tiefsitzende Emotionen und alte Verletzungen an die Oberfläche kommen und losgelassen werden. Generell eignet sich Kundalini Yoga hervorragend, um Negatives loszulassen und sein Bewusstsein für Positives zu öffnen.

Allerdings wurde Kritik an der Yoga-Praxis geübt, da die langanhaltenden Kiyas laut Erfahrungen zu Taubheitsgefühl, Schmerzen und ekstatischen Zuckungen führen können. Hier sollte jeder für sich selbst entscheiden, ob der Yoga-Stil der Richtige für die persönlichen Bedürfnisse ist. (tsch)

Verwendete Quellen:

  • Asanayoga: "Was ist Kundalini Yoga – Der ultimative Guide"
  • Yoga Infos: "Der Gong im Kundalini Yoga"
  • Yoga Relations: "Meine Lieblingsyogaübungen"
  • Yoga Easy: "Kundalini Yoga für Schwangere"
  • Yoga Easy: "Alles über Kundalini Yoga"
  • Yoga Relations: "Alles über Kundalini Yoga"
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.