- Die seit Anfang November bundesweit geltenden Corona-Schutzmaßnahmen verfehlen noch ihre Wirkung.
- Virologen und Mediziner fordern eine Verlängerung und Verschärfung der Einschränkungen.
- Eine davon betrifft die weiterführenden Schulen. Sie sollten die Klassen teilen und auf Wechselunterricht umstellen.
Mehrere Virologen und Mediziner halten angesichts weiter hoher Corona-Infektionszahlen eine Verlängerung oder gar Verschärfung der bisherigen Beschränkungen für geboten.
"Zielsetzung war es, einen deutlichen Rückgang der Neuinfektionen zu erreichen. Fast drei Wochen nach Beginn der Maßnahmen sehen wir aber keinen deutlichen Abfall, sondern eine Seitwärtsbewegung", sagte der Chefvirologe der Universität Heidelberg, Hans-Georg Kräusslich, der "Rhein-Neckar-Zeitung". "Es ist also klar, dass das eigentliche Ziel nicht erreicht worden ist."
Virologe Alexander Kekulé fordert: An allen weiterführenden Schulen die Klassen teilen
Der Virologe
"Zweitens sollten die Weihnachtsferien bundesweit eine Woche vor dem 24. Dezember beginnen." Das wäre der 17. Dezember - in den meisten Ländern beginnen die Ferien am 19., in anderen erst am 23. Dezember. "Dadurch würde man auch die außerschulischen Kontakte deutlich reduzieren", erklärte Kekulé. Das könne einen wertvollen Puffer schaffen, um bis zum Jahreswechsel zurück in den grünen Bereich zu kommen.
Ärzte-Präsident Klaus Reinhardt: Lockdown light wird auch im Dezember gelten
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, rechnet damit, dass die zunächst bis Ende November befristeten Beschränkungen verlängert werden. "Man muss davon ausgehen, dass der Lockdown light im Dezember fortgesetzt wird. Das ist auch angesichts der Lage auf den Intensivstationen geboten", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Vor zu strengen Verschärfungen warnte er aber: "Wir sollten genau auf die konkrete Ausgestaltung der Maßnahmen achten."
Lesen Sie auch: Alle aktuellen Entwicklungen in der Corona-Pandemie in unserem Corona-Ticker
Der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI), Dominik von Stillfried, hält den im Infektionsschutzgesetz festgelegten Sieben-Tage-Inzidenzwert von 50 Corona-Infizierten pro 100.000 Einwohnern für wenig aussagekräftig. "Er ist nicht nach Alter differenziert; die Inanspruchnahme der Intensivstationen und die Sterblichkeit sind aber stark altersabhängig", erklärte der Chef der Forschungseinrichtung der Kassenärzte im "Mannheimer Morgen". "Wenn wir verhindern wollen, dass Krankenhäuser an ihre Belastungsgrenze kommen und womöglich entscheiden müssen, welchen Patienten sie noch behandeln und welchen nicht, muss das Frühwarnsystem abbilden, wie hoch der Anteil der Risikogruppen unter den Infizierten ist." (dpa/hau)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.