Viele Deutsche achten mittlerweile auf die regionale Herkunft ihrer Fleischprodukte. Doch wo "regional" draufsteht, ist oft etwas anderes drin als gedacht, wie Verbraucherschützer jetzt gezeigt haben.
Obwohl der Fleischkonsum in Deutschland seit Jahren zurückgeht, ist er nach wie vor höher als ökologisch sinnvoll. Viele Konsumenten und Konsumentinnen achten mittlerweile vor allem auf die Herkunft des Fleisches und bevorzugen regionale Produkte.
Ein aktueller Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ergab, dass 76 Prozent der Befragten die regionale Herkunft beim Einkauf von Wurst und Fleisch wichtig ist. Zwei Drittel gaben sogar an, dass sie auf das Regionalfenster achten.
Der Grund: Verbraucher und Verbraucherinnen glauben, damit die heimische Landwirtschaft zu unterstützen, frische Waren mit kurzen Transportwegen zu erhalten und insgesamt nachhaltiger zu handeln.
Doch kann man sich auf Verpackungs-Werbung wie "Fleisch aus der Region" tatsächlich verlassen? Die Verbraucherzentrale Hamburg hat sich die Fakten genauer angesehen und überprüft, ob als "regional" deklarierte Erzeugnisse diese Erwartungen wirklich erfüllen.
Regionalität der Hersteller ist schwer zu bestimmen
Dazu wurden 13 als regional deklarierte Fleisch- und Wurstprodukte überprüft. Das Resultat ist eher enttäuschend: Die "Holsteiner Wurst" wird beispielsweise mit Schweinefleisch aus der EU hergestellt. Auch woher das untersuchte, als regional bezeichnete Hähnchenfleisch stammt, ist relativ unklar. Es kann aus Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen oder Schleswig-Holstein kommen – einem Gebiet, das knapp 90.000 Quadratkilometer groß ist.
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Das Scannen der QR-Codes der Produkte sollte eigentlich detaillierte Informationen zur genauen Herkunft der Fleisch- und Wursterzeugnisse liefern. Doch laut der Verbraucherzentrale führen manche Codes lediglich zu einer Internetseite mit Werbung oder Rezeptideen der jeweiligen Marke. Andere Betriebe zeigen zumindest, wo die Tiere geschlachtet werden, stellen jedoch keine Informationen über den Ort ihrer Geburt und Aufzucht zur Verfügung. Ein Unternehmen gibt sogar eine falsche Haltungsform an.
Hersteller wissen oft nicht, woher das Futtermittel stammt
Im Zusammenhang mit den Futtermitteln, die für die Tiere verwendet werden, sind die Ergebnisse erschreckend. Lediglich ein im Marktcheck angefragter Bio-Produzent konnte mit Sicherheit sagen, dass das in der Regel in Mischfutter enthaltene Soja nicht aus Übersee stammt. Die Verbraucherzentrale ist der Ansicht, "dass die Regional-Werbung in diesem Fall ad absurdum geführt wird, denn relevante Umweltschäden durch die Futtermittelproduktion werden mit importierten Ernteerzeugnissen einfach ausgelagert".
In welchem Verhältnis stehen Regionalität und Tierwohl?
Die regionale Herkunft von Fleisch ist keine Garantie für eine bessere Tierhaltung. Bei den acht überprüften, konventionellen Wurst- und Fleischerzeugnissen geht die Haltung der Tiere laut Deklaration kaum über den gesetzlichen Mindeststandard hinaus. © 1&1 Mail & Media/spot on news
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