Bankkunden aufgepasst: Immer mehr Kreditinstitute verlangen für das Abheben von Beträgen unter 50 Euro am Automaten Gebühren. Zum 1. Juli schließt sich mit der ING-Diba Europas größte Direktbank an.
91 Prozent der Männer und 86 Prozent der Frauen versorgen sich am Geldautomaten mit Bargeld, nicht am Schalter. Das hat eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung im Auftrag des Bundesverbands deutscher Banken aus dem Frühjahr ergeben.
Die Untersuchung zeigt auch: Fast jeder Zweite hebt dabei maximal 100 Euro ab. Doch je kleiner der abgehobene Betrag, desto teurer ist der Vorgang für die Bank. Das bekommen jetzt immer öfter auch die Verbraucher zu spüren.
Kunden der Direktbank ING-Diba müssen ab dem 1. Juli mindestens 50 Euro abheben - oder Gebühren bezahlen. Die Deutsche Kreditbank (DKB) und die Comdirect handhaben das schon länger so.
ING-Diba-Kunden, die weiterhin Beträge unter 50 Euro abheben wollen, müssen künftig pro Monat zehn Euro berappen, mit einer Ausnahme: Wessen Kontostand unter 50 Euro liegt, darf auch in Zukunft kostenlos weniger abheben.
Für kleine Beträge zur Kasse gebeten werden vor allem Kunden von Direktbanken. Denn diese haben keine oder nur sehr wenige eigene Geldautomaten. Und die Konkurrenz lässt fremde Kunden an ihren Geräten natürlich nicht kostenlos abheben.
Drei bis fünf Euro pro Auszahlung an Fremdkunden
Manche Banken tragen diese Kosten für ihre Kunden - zumindest bislang.
"Für jede Geldabhebung fallen Kosten bei uns an", sagt ein Sprecher der ING-Diba. "Die anfallenden Kosten sind unabhängig von der Höhe des abgehobenen Betrags. Viele Abhebungen mit kleinen Beträgen kommen daher für uns besonders stark zum Tragen."
Nach Angaben des Sprechers übernimmt die ING-Diba im Schnitt etwa 1,60 Euro Gebühren, wenn ihre Kunden mit Visa-Karte an fremden Automaten Geld ziehen. Komme die Girocard an Automaten anderer Banken zum Einsatz, variierten die Gebühren je nach Institut.
Einer Marktübersicht des Bundeskartellamts aus dem Herbst 2017 zufolge verlangen Banken meist drei bis fünf Euro für Auszahlungen an Fremdkunden, im Einzelfall aber auch deutlich mehr.
Während Verbraucherschützer die Mindestbeträge kritisch sehen, haben die Wettbewerbshüter vom Bundeskartellamt Verständnis für den Schritt und sehen keinen Grund, die Kosten fürs Abheben an fremden Automaten einheitlich zu regeln.
Mehr noch: Es gebe sogar gute Gründe, das nicht zu tun, heißt es in einem Bericht aus dem September 2017.
Sorge ums Automatennetz
Bankautomaten zu unterhalten kostet Geld. Die Geräte müssen regelmäßig mit neuen Scheinen befüllt sowie gewartet und repariert werden. Wenig frequentierte Automaten zu betreiben, ist also wenig lukrativ - was gerade die Bevölkerung auf dem Land seit Jahren daran merkt, dass Automaten wegrationalisiert werden.
Noch aber leistet sich der Sparkassenverband deutschlandweit 25.700 Geldautomaten, die Volks- und Raiffeisenbanken haben rund 19.600 Geräte.
Anders die anderen Kreditinstitute: Berliner Bank, Commerzbank, Comdirect, Deutsche Bank, Hypovereinsbank, Norisbank und Postbank kommen im Verbund auf 7.700. Die ING-Diba hat 1.200 eigene Automaten, die DKB 23.
Könnten sich Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken nicht länger einen Teil der Kosten von der Konkurrenz zurückholen, würden diese ihr Automaten-Netz wohl weiter ausdünnen, befürchtet das Kartellamt.
Die Wettbewerbshüter heben außerdem die Kostentransparenz positiv hervor: Verbraucher bekommen vor der Auszahlung angezeigt, welche Kosten ihnen entstehen.
Doch Vorsicht: Wie die Stiftung Warentest kritisiert, erfahren Bankkunden den Preis häufig erst, wenn sie ihre Karte eingesteckt und ihre Pin sowie den Betrag bereits eingegeben haben.
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