Welche Konten braucht man - und wofür? Wir haben bei Jurist Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern nachgefragt, welche Kontotypen für wen zu empfehlen und welche Konditionen derzeit üblich sind.

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Fällt der Begriff Konto, denken die meisten Menschen zuerst ans Girokonto. Doch es gibt noch eine ganze Reihe anderer Kontotypen, die es sich zu kennen lohnt.

Girokonto und Basiskonto: Für den täglichen Gebrauch - und für jeden

Es ist das wichtigste aller Konten. Wer kein Giro- oder Basiskonto hat, kann nicht am Zahlungsverkehr teilnehmen.

Hier gehen Gehalt und Honorare ein und die laufenden Zahlungen wie Miete, Versicherungen und KFZ-Steuer ab. Mit einem Girokonto kann man Überweisungen tätigen, Daueraufträge einrichten, Bargeld abheben und Zahlungen mit der EC-Karte durchführen.

Diese Services lassen sich die Banken bezahlen - mit unterschiedlich hohen Gebühren. "Die einen haben keine Kontoführungsgebühren, dafür kosten Kontoauszüge oder Überweisungen", erklärt Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern im Gespräch mit unserer Redaktion.

"Bei anderen sind Bareinzahlungen oder Auszahlungen im Ausland kostenpflichtig - das ist von Bank zu Bank verschieden", sagt der Jurist.

Als Richtwert für vernünftige jährliche Kosten gibt die Verbraucherzentrale rund 60 Euro an. "Mehr sollte es nicht sein, denn das gibt es auch günstiger", argumentiert der Finanzexperte.

Straub empfiehlt, sich auf Vergleichsportalen für Girokonten umzusehen. Ab 1. November 2018 wird das übersichtlicher: Dann treten die neuen Transparenzvorschriften für Girokonten in Kraft.

Demnach müssen Banken ihren Kunden vor Abschluss des Vertrages zur Girokonto-Eröffnung eine Kostenübersicht vorlegen. Zudem müssen sie einmal im Jahr eine Gesamtaufstellung der Kosten einschließlich der Dispozinsen liefern.

Gesetzliches Recht auf ein Basiskonto

Seit 2016 hat jeder in Deutschland lebende Erwachsene einen gesetzlichen Anspruch auf ein so genanntes Basiskonto. "Dieses Konto kann alles, was ein Girokonto kann, darf nur nicht ins Minus geführt werden", erklärt Straub.

Das sei eine gute Einrichtung für alle, die bislang kein Girokonto bekommen hätten - beispielsweise wegen eines negativen Schufa-Eintrags.

Tagesgeldkonto: Flexibler Parkplatz für Rücklagen

Auf einem Tagesgeldkonto, das meist an ein Girokonto gekoppelt ist, kann man Geld parken und kurzfristig darauf zugreifen.

Vorteil: Es gibt Zinsen. Aktuell liegt der variable Zinssatz zwischen 0,1 bis 1 Prozent. Das ist das zwar nicht viel, aber immer noch mehr als beim Girokonto. Dort gibt es generell keine Zinsen aufs Geld.

"Ein Tagesgeldkonto ist ein guter Parkplatz für die eiserne Reserve", erläutert Finanzexperte Straub. "Man bekommt ein bisschen Zinsen, hat aber die volle Flexibilität wie bei einem Girokonto, nur, dass vom Tagesgeldkonto aus keine Zahlungen, Überweisungen und Daueraufträge möglich sind."

Wie sein Name verrät, hat das Tagesgeldkonto keine festen Laufzeiten, weshalb man täglich über seine Einlagen verfügen kann.

Festgeldkonto: Fester Zinssatz für mittelfristige Geldanlagen

Auf einem Festgeldkonto wird ein bestimmter Betrag für einen bestimmten Zeitraum fest angelegt. Dafür gibt es eine relativ attraktive Verzinsung, die höher ist als beim Tagesgeldkonto.

"Momentan sind das zwischen 1,2 und 1,3 Prozent", sagt Sascha Straub. Ein Festgeldkonto gehört für den Experten als mittelfristige Anlage in jedes Portfolio. "Hier ergibt Sparen Sinn, wenn ein bestimmter Betrag für mindestens ein Jahr nicht gebraucht wird."

Allerdings sollten Kunden darauf achten, dass sie ihr Festgeldkonto bei einer deutschen Bank eröffnen. "Einlagen bis zu 100.000 Euro pro Kunde sind dann durch die Bank gesichert. Falls sie pleite geht, haftet der Staat", erklärt Straub.

Das sei bei anderen europäischen Banken nicht so. Maltesische und lettische Banken beispielsweise würden derzeit mit Zinsangeboten von 1,4 Prozent und mehr locken. Aber: "Je höher der Zins, desto höher ist auch das Risiko."

Kreditkartenkonto: Bankkonto mit Kreditrahmen

Ein Kreditkartenkonto ist wie das Tagesgeldkonto häufig an ein Girokonto gekoppelt. Auf dem Kreditkartenkonto werden die mit der Kreditkarte getätigten Umsätze verbucht und in regelmäßigen Abständen über das Girokonto ausgeglichen.

Es kann ein Vorteil sein, wenn die Kreditkartenzahlungen erst am Ende des Monats abgebucht werden - wenn dann auch das Gehalt kommt. "Ein weiterer Vorteil ist, dass es - anders als beim Girokonto - Zinsen bis zu 0,5 Prozent gibt, wenn das Konto gedeckt bleibt", sagt Verbraucherschützer Straub.

Umgekehrt ist unter Umständen am Monatsende ein größerer Batzen zu bezahlen als erwartet - wenn der eine oder andere Einkauf bereits in Vergessenheit geraten ist.

Straub zufolge sind die Kosten für ein Kreditkartenkonto oft nicht eindeutig, weil teilweise Kreditkartengebühren zu bezahlen sind. "Aber hier geht es um die Kreditkartenleistung, denn das Konto ist nur eine reine Arbeitsfläche."

Depotkonto: Aufbewahrung und Verwaltung von Wertpapieren

Wer Aktien und Wertpapiere kaufen oder verkaufen will, braucht dafür ein Depotkonto. "Das kostet meistens Geld, aber man braucht es, wenn man Wertpapiergeschäfte machen möchte", erklärt Sascha Straub.

Mit einem Depotkonto könne man nichts anderes machen, als seine Wertpapiere zu verwalten. "Es ist einfach nur ein Arbeitskonto."

Um mit einem Depotkonto zu arbeiten, braucht es zusätzlich ein Referenzkonto - in der Regel das eigene Girokonto.

Sparkonto: Vermögensbildung auf die altmodische Art

Sparkonto ist eine andere Bezeichnung für das gute alte Sparbuch. Das Sparbuch gibt es seit es Banken gibt, es ist das älteste Anlageprodukt.

Heute ist es nicht mehr sinnvoll, sein Geld so anzulegen, weil die Zinsen sehr niedrig sind. "Mit Zinssätzen zwischen 0,01 und 0,3 Prozent kann das Sparbuch nicht mehr punkten", sagt Finanzexperte Straub. Selbst Tagesgeldkonten böten schon die doppelte Zinshöhe an.

Einzige Ausnahme seien alte Sparkonten mit höheren Zinssätzen - "aber das gibt es nur noch äußerst selten". Ein neues Sparkonto abzuschließen, ergebe deshalb keinen Sinn.

* Sascha Straub ist Jurist und Leiter Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Bayern

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Sascha Straub, Verbraucherzentrale Bayern
  • Online-Bankkonto-eroeffnen.de: "Welche Kontoarten gibt es"?
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