Die "Mogelpackung des Monats" im November ist ein Bio Tomaten-Gewürzsalz. Hier hat der Hersteller nicht nur den Inhalt des Produkts verringert, sondern auch den Preis angezogen, kritisiert die Verbraucherzentrale.
"Das gab es in 20 Jahren unserer Mogelpackungsliste noch nie!", schreiben die Verbraucherschützer der Verbraucherzentrale Hamburg über die "Mogelpackung des Monats" November. Der Grund für die Entrüstung: das Bio Tomaten-Gewürzsalz der Marke Lebensbaum der Ulrich Walter GmbH. Dieses koste plötzlich 150 Prozent mehr.
Füllmenge geschrumpft, Preis angehoben
Der Inhalt des Produkts wurde von 150 auf 80 Gramm geschrumpft, also um fast die Hälfte. Doch wer denkt, das Gewürzsalz wurde im Gegenzug günstiger, irrt. Denn gleichzeitig stieg der Verkaufspreis von 2,99 auf 3,99 Euro. "Zusammen entspricht das einer Preissteigerung von 150 Prozent", schreibt die Verbraucherzentrale.
Rechtfertigen hochwertigere Zutaten vielleicht die Preissteigerung? Auch hier: Fehlanzeige. An der Zusammensetzung des Gewürzsalzes habe sich nichts geändert. "Die Rezeptur ist gleich geblieben und trotzdem kostet das Produkt nun zweieinhalb mal so viel wie zuvor", bemängeln die Verbraucherschützer und betonten, in der Geschichte ihrer Mogelpackungsliste habe es so etwas noch nicht gegeben.
Hersteller bezieht Stellung
Der Anbieter ist laut der Verbraucherzentrale wegen Irreführung abgemahnt worden. Außerdem wurde um eine Stellungnahme gebeten, die der Hersteller auch lieferte. Die Ulrich Walter GmbH schreibt, Gründe für den starken Preisanstieg seien eine neue, nachhaltigere Verpackung, eine bedarfsgerechtere Füllmenge sowie Kostensteigerungen auf allen Ebenen (Rohstoffe, Transport, Energie).
"Wenig überzeugend", resümieren die Verbraucherschützer. Die neue Kunststoffdose sei zwar etwas nachhaltiger, weil sie aus einem recycelbaren Monomaterial besteht, doch fielen die Herstellungskosten für die einfache "Plastikdose" vermutlich eher geringer aus. "Auch die beiden anderen Gründe rechtfertigen nach unserer Auffassung keine solch drastische Preiserhöhung in Höhe von 150 Prozent."
Großer Luftanteil in der Dose
Hinzu kommt: Der Luftanteil in der Dose ist größer als beim Vorgängerprodukt. "Nicht einmal 5 Zentimeter des 8 Zentimeter hohen Behältnisses sind mit dem Gewürzsalz gefüllt", so die Kritik. Deshalb sei die neue Verpackung nicht nur wenig nachhaltig, weil im Vergleich zur verkauften Produktmenge mehr Verpackungsmüll entstehe, sondern sie täusche Verbraucherinnen und Verbraucher auch über die tatsächliche Füllmenge. "Denn für die Kundinnen und Kunden ist von außen nicht klar erkennbar, dass sie jede Menge Luft kaufen."
Übrigens: Nicht nur bei der Gewürzmarke Lebensbaum stellte die Verbraucherzentrale versteckte Preiserhöhungen fest. Bei Herstellern wie Ostmann, einer Marke der Fuchs Gruppe, seien die Preise drastisch gestiegen, so die Verbraucherzentrale. Unter anderem weisen die gefriergetrockneten Salatkräuter eine Preissteigerung von 58 Prozent auf, die Zwiebeln wurden 55 Prozent teurer.
Hier ist der Trick Shrinkflation: Dabei bleiben die Packungsgröße und der Preis eines Produkts gleich, allerdings schrumpft die Füllmenge - und Verbraucher zahlen unterm Strich plötzlich mehr für den Artikel.
Verwendete Quellen
- Verbraucherzentrale Hamburg: "Gesalzener Preis für Mogelpackung von Lebensbaum"
- Stellungnahme der Ulrich Walter GmbH zum Tomaten-Gewürzsalz (18.10.2024)
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