Die Hälfte der frei zugänglichen Krankenkassen im Land hat zum Jahreswechsel den Beitrag erhöht. Einige günstige Kassen bleiben dagegen bei ihren niedrigen Sätzen. Das bedeutet, dass Wechseln sich jetzt noch mehr lohnen kann als sonst. Ich habe den Praxistest gemacht.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Das war ja klar: Am letzten Tag des alten Jahres finde ich noch unangenehme Post im Briefkasten. Meine Krankenkasse erhöht ihren Beitragssatz um satte 0,45 Prozent und gehört damit nun zu den eher teuren Kassen in Deutschland.

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So wie ich haben viele Versicherte im Dezember Post bekommen. Die Hälfte der 71 frei zugänglichen Krankenkassen im "Finanztest"-Vergleich haben beim Beitrag draufgeschlagen. Da einige günstige Kassen nicht erhöht haben, wächst der Abstand.

Bis zu 230 Euro durch Krankenkassenwechsel sparen

Das bedeutet: Ein Kassenwechsel von einer teuren zu einer günstigen Krankenkasse zahlt sich aus – Durchschnittsverdiener mit einem Einkommen von 3.000 Euro brutto können im Extremfall rund 230 Euro jährlich sparen.

Also habe ich das neue Jahr damit begonnen, mich nach einer neuen Krankenkasse umzusehen, denn: Es geht nicht nur um den günstigsten Beitrag. Ich gehe ja auch nicht ins Reisebüro und buche einfach den billigsten Strandurlaub. Wenn in einem Paket nur Frühstück enthalten ist, im anderen aber für 20 Euro mehr All-Inclusive mit Kuchenbuffet, dann weiß ich, was ich mache. Ein kinderloses Paar möchte vermutlich nicht ins Familienhotel, der Sportmuffel braucht weder Golf- noch Tennisplatz – es gibt einiges zu tun im Reisebüro.

Ähnlich ist es bei den Krankenkassen. Ist ja auch klar: Junge Familien brauchen andere Zusatzleistungen als ältere Menschen, Menschen, die häufig zum Arzt müssen, haben andere Bedürfnisse als jene, die höchstens mal zur Vorsorge gehen. Und dann sind da noch die Bonusprogramme. Voriges Jahr hat mir meine Krankenkasse für zweimal Krebsvorsorge und einmal Impf-Auffrischung 45 Euro überwiesen – so etwas hätte ich auch bei meiner neuen Kasse gern.

Gewünschte Extraleistungen der Krankenkassen entscheidend

Also Zettel raus und notieren, was mir persönlich wichtig ist: Bonusprogramm, Übernahme von Zusatzuntersuchungen wie umfassender Hautkrebsvorsorge und ach ja, eine medizinische Hotline darf auch nicht fehlen, die ich anrufen kann, wenn ich keinen Facharzt erreiche, aber dringend eine erste Einschätzung brauche.

Diese Liste ist sehr persönlich und sieht bei jedem anders aus. Ich habe Freundinnen, die auf jeden Fall Homöopathie ersetzt haben möchten – und andere Freundinnen, die am liebsten eine Kasse hätten, die für solche Angebote keinen Cent ausgibt. Oder etwa eine Kinderwunschbehandlung. Glücklicherweise brauchen die meisten sie nicht. Falls doch, ist der Wert von Extraleistungen oft so hoch, dass sich ein Kassenwechsel allein dafür lohnt.

Nachdem ich meine Liste beisammen habe, mache ich mich ans Werk: Im Krankenkassenvergleich von "Finanztest" sind Dutzende Extraleistungen für alle untersuchten Krankenkassen zusammengetragen. Mit einem Blick auf die günstigste Kasse in meinem Bundesland sehe ich schnell, ob sie für mich infrage kommt:

Erweiterte Hautkrebsvorsorge? Nein? Macht 30 Euro, die ich aus eigener Tasche zahlen müsste. Bonusprogramm? So ähnlich wie bei meiner jetzigen Kasse, das gibt einen Pluspunkt. Reiseimpfungen? Da ich mit einer Fernreise liebäugele, baue ich lieber vor, denn da ist man schnell bei 200 oder 300 Euro – pro Familienmitglied.

Wechsel der Krankenkasse ist unkompliziert

Nachdem ich die vier günstigsten Krankenkassen, die es für Berlin gibt, durchgegangen bin, schält sich schnell ein Favorit heraus: Alle Zusatzleistungen von meiner Liste und ein Beitragssatz, der knapp 0,9 Prozentpunkte unter dem meiner bisherigen Kasse liegt – das ist ein guter Deal. Ist die Entscheidung gefallen, geht der Kassenwechsel leicht: Aufnahmeantrag der neuen Kasse ausfüllen, auf den Aufnahmebescheid warten, dem Arbeitgeber die neue Krankenkasse mitteilen – fertig.

Nachdem das geschafft ist, belohne ich mich mit einer angenehmen Beschäftigung: Urlaubsplanung. Und mache gleich die nächste Liste, diesmal fürs Reisebüro: Berge, ein bisschen Kultur, Hotel mit Schwimmbad und Halbpension – da sollte sich doch etwas Schönes finden lassen.

Über die Autorin

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.

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