• Pandemiebedingte Produktionsausfälle und stockende Lieferketten machen sich weiterhin im Handel bemerkbar.
  • Welche Produkte sind von Lieferengpässen betroffen?
  • Was können betroffene Verbraucher unternehmen?

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Personal- und Rohstoffmangel oder fehlende Bauteile wie Chips bremsen branchenübergreifend Produktionsabläufe. Zudem mangelt es an Personal für die Auslieferung. In den Häfen stauen sich Frachtcontainer mit Ware, auf die Händler und Verbraucher sehnsüchtig warten. Zudem steigen angesichts der erhöhten Kosten für Rohstoffe, Energie und Transport auch die Preise für viele Produkte.

Da begehrte Produkte wie Spielekonsolen, bestimmte Fahrradmodelle oder angesagte Smartphones in geringerer Stückzahl erhältlich und schnell vergriffen sind, wurden an Weihnachten viele Gutscheine verschenkt. Gibt es Hoffnung, diese bald einzulösen? Oder müssen wir weiterhin mit Lieferengpässen und längeren Lieferfristen für bestimmte Produkte rechnen?

Rohstoffknappheit und fehlende Vorprodukte

Materialknappheit und Lieferschwierigkeiten setzen vielen Unternehmen weiterhin zu. Branchenübergreifend mangelt es vor allem an Kunststoff, Stahl und Holz. Auch viele Vorprodukte wie Chemikalien oder Elektronik sind knapper geworden.

Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) geht davon aus, dass Probleme in den Lieferketten die Wirtschaft auch in diesem Jahr belasten werden. Ähnlich die Prognose von Gaby Bornheim, Präsidentin des Verbandes Deutscher Reeder: Derzeit sei völlig offen sei, wann die Situation bei den Lieferketten sich nachhaltig entspannt, so Bornheim im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Weltweite Lieferengpässe – längere Wartezeiten für Autos

Über 80 Prozent der produzierenden Firmen leiden aktuell unter Problemen bei der Zulieferung. Fehlende Chips setzen Autobauern besonders zu. Rund 7,7 Millionen Autos weniger wurden im Jahr 2021 hergestellt, wie das Beratungsunternehmen Alixpartners berichtet – ein Milliardenverlust für die Autoindustrie und längere Wartezeiten für Verbraucher. Immer mehr Autobauer planen, sich zukünftig von Chip-Herstellern unabhängiger zu machen, etwa, indem sie eigene Halbleiter produzieren.

Hohe Nachfrage – Lieferengpässe bei Fahrrädern

Die Nachfrage nach Fahrrädern ist seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich gestiegen – und ist höher als das Angebot. Rohstoffmangel, fehlende Ersatz- oder Bauteile und Lieferschwierigkeiten machen Fahrradherstellern und Händlern zu schaffen. Laut einer Umfrage des ifo Instituts gaben 100 Prozent der befragten Fahrradhändler an, Probleme bei ihren Bestellungen zu haben.

Der Verband des Deutschen Zweiradhandels (VDZ) erwartet, dass sich die Lage erst im Jahr 2024 normalisieren wird. Optimistischer blickt der Zweirad-Industrie-Verband in die Zukunft: Hier hofft man gegen Ende des Jahres auf eine Entspannung. Wer ein ganz bestimmtes Rad sucht, muss unter Umständen länger auf das Wunschmodell warten. Auch rechnen Branchenkenner mit Preissteigerungen aufgrund der gestiegenen Transportkosten.

Mangelware Altpapier – Papier wird teurer

Auch Produkte, die im Alltag ganz nebenbei konsumiert werden, könnten schon bald knapper und teurer werden. Zeitschriften, Versandmaterial oder Papiertüten zum Beispiel. Der Grund dafür ist der Mangel an Altpapier, der für die Produktion von Zeitungen benötigt wird. Seit Beginn der Corona-Pandemie wurden beispielsweise weniger Werbeflyer gedruckt.

Parallel boomt der Online-Handel. Für den Versand werden Kartons benötigt, die ebenfalls aus Altpapier hergestellt werden. Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes haben sich die Preise für gemischtes Altpapier in einem Jahr mehr als verdreifacht. Durch die gestiegenen Einkaufs- und Produktionskosten für Druckereien und Verlage werden wohl auch Verbraucher tiefer in die Tasche greifen müssen.

Lieferengpässe belasten Baumärkte und Handwerk

Auch im Handwerk machen sich die weltweiten Lieferengpässe bemerkbar. Produkte wie Schutzschalter, Elektronikkomponenten oder Kabel sind weniger verfügbar. Die Preise für Dämmstoffe, Kupfer oder Stahlbleche sind enorm gestiegen. Wer baut, muss sich wohl auf längere Wartezeiten am Bau und auf höhere Preise einstellen. In einigen Baumärkten werden bestimmte Produkte aufgrund der hohen Nachfrage bereits rationiert abgegeben.

Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte

Nicht nur die Autoindustrie ist auf Halbleiter angewiesen. Auch in Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen, Kühlschränken aber auch in Routern sind Halbleiter verbaut. Durch gesunkene Transportkapazitäten, Chip- und Rohstoffmangel könnte es bei Elektrogeräten zu längeren Lieferfristen kommen. Diese Produkte sind häufig von Lieferengpässen betroffen:

  • Smartphones
  • Spielekonsolen
  • Tablets
  • elektronisches Kinderspielzeug
  • Waschmaschinen
  • Fernseher

Lieferengpässe – das können Verbraucher tun

Neben steigenden Kosten müssen Verbraucher sich teilweise auch auf längere Lieferzeiten einstellen. Wer mögliche Verzögerungen bei der Lieferung umgehen will, schaut sich am besten vor Ort im Handel um.
Doch welche Möglichkeiten haben von Lieferengpässen und Verzögerungen bereits betroffene Verbraucher?

Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale rät: "Sollte Verbrauchern bereits frühzeitig mitgeteilt werden, dass sich die ursprünglich angekündigte Lieferzeit deutlich verlängert, sollten sie überlegen, ob es für sie Sinn ergibt, dennoch am Vertrag festzuhalten. Denn der Widerruf ist schon vor Erhalt der Ware möglich. Dann muss der Vertrag rückabgewickelt werden, sodass Verbraucher sich nach Alternativen wie einem Gutschein oder im stationären Handel umsehen können."

Über die Expertin: Iwona Husemann ist Referentin in der Gruppe Verbraucherrecht der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf.

Verwendete Quellen:

  • IFO: Lage der Autoindustrie verschlechtert sich
  • IFO: Einzelhandel klagt über Lieferprobleme
  • Alixpartners: Der Chipmangel führt weltweit zu 7,7 Millionen weniger produzierten Fahrzeugen im Jahr 2021
  • BGA: Pressebereich
  • ZDH: "Minusgeschäft wegen Materialmangel"
  • ZIV: Deutscher Fahrradmarkt - Industrie trotzt Produktions- und Lieferkettenproblemen
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