Bei der Geldanlage ist ein früher Beginn Trumpf. Für Eltern und junge Erwachsene gilt: Auch mit kleinen Summen ist Vermögensaufbau möglich.
Mit der Geldanlage kann man gar nicht früh genug loslegen. Im Idealfall legen schon Eltern und Großeltern etwas für den Nachwuchs zurück. Später können Kinder selbst ihr Taschengeld und Geldgeschenke ansparen oder einen Teil ihrer Einkünfte aus Ferien- und Nebenjobs beiseitelegen.
Mit dem ersten eigenen Einkommen, etwa mit dem Azubi-Gehalt, sollte die Geldanlage spätestens angegangen werden. Selbst wer nur wenig oder unregelmäßig etwas zurücklegt, kann damit schon einiges erreichen.
Warum sich frühe Geldanlage auszahlt
Wenn Kinder oder Jugendliche möglichst früh mit der Geldanlage anfangen, hat das einen Lerneffekt: Sie lernen, sich ihr Geld einzuteilen und mit Begleitung ihrer Eltern können sie auch erste Schritte am Finanzmarkt machen.
Gleichzeitig zahlt sich ein früher Beginn aber auch finanziell aus. Denn die Zeit spielt jungen Menschen in Sachen Geldvermehrung in die Hände. Der Zinseszinseffekt trägt dazu bei, dass über die Jahre selbst aus kleinen Sparbeträgen stattliche Summen werden. Denn die Zinsen, die in einem Jahr gutgeschrieben werden, werden im darauffolgenden Jahr ebenfalls verzinst.
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Ein Beispiel: Paul legt 100 Euro auf ein Tagesgeldkonto und erhält dafür zwei Prozent Zinsen pro Jahr. Die zwei Euro Zinsen werden seinem Konto gutgeschrieben, nun liegen dort 102 Euro und werden verzinst. Im kommenden Jahr erhält er deshalb zwei Euro und vier Cent an Zinsen. Das klingt nach Kleckerkram, aber je höher die Zinsen und je länger der Anlagezeitraum, desto mehr entfaltet sich der Zinseszinseffekt.
Deshalb zählt jedes Jahr. Angenommen, Pauls Eltern möchten für ihn jeden Monat zehn Euro anlegen, bis er 18 ist. Sie beginnen bei seiner Geburt und kaufen davon Anteile an einem Aktienfonds. Bis zur Volljährigkeit liegt dessen Rendite pro Jahr bei durchschnittlich sechs Prozent – dieser Wert ist mit Blick auf die Vergangenheit durchaus realistisch. Zu seinem 18. Geburtstag könnten sie Paul ein Depot im Wert von gut 3.800 Euro überreichen. Fangen sie dagegen erst mit der Geldanlage an, wenn er fünf Jahre alt ist, kommen lediglich gut 2.300 Euro zusammen.
Noch deutlicher wird es bei der Altersvorsorge. Wer mit 20 Jahren beginnt und jeden Monat 25 Euro anlegt, hat zum Rentenbeginn fast 75.000 Euro angespart. Wer auf die gleiche Summe kommen möchte, aber erst mit 30 Jahren anfängt, muss dafür monatlich gut 47 Euro anlegen.
Tagesgeld statt Sparschwein
Welche Anlageform die beste ist, das hängt auch davon ab, wofür das Geld einmal verwendet werden soll. Ist es der Spargroschen, von dem sich der Nachwuchs später selbst mal ein Fahrrad oder andere teurere Wünsche erfüllen soll, dann eignet sich dafür ein Tagesgeldkonto.
Junge Erwachsene brauchen ein solches Konto für die Notreserve, falls sie unvorhergesehene Ausgaben haben. Das Tagesgeldkonto funktioniert wie ein Sparschwein: Geld lässt sich jederzeit einzahlen und abheben.
Die Kinder können später also selbst kleinere Summen darauf einzahlen, falls sie zum Beispiel am Geburtstag reich beschenkt worden sind. Der Unterschied: Auf einem Tagesgeldkonto werden die Einlagen verzinst. Gute Tagesgeldkonten bieten derzeit bis zu 3,75 Prozent pro Jahr an.
Börse bringt Rendite
Wer längerfristig plant, kann auf Aktien setzen. Das eignet sich etwa, um dem Kind zur Volljährigkeit ein prall gefülltes Konto zu übergeben oder um den Grundstock für die Altersvorsorge zu bilden. Finanzexperten empfehlen an der Börse einen Anlagezeitraum von mindestens zehn, besser 15 Jahren, um Börsenschwankungen auszusitzen.
Je länger der Zeitraum, desto stärker sinkt das Risiko, Verluste mit der Investition zu machen. Deshalb eignet sich der Aktienmarkt auch für Kinder und junge Menschen. Sie haben oft viel Zeit für die Geldanlage, bis sie das Geld wirklich benötigen. Und die Chancen auf Rendite sind mit Aktien höher als mit Zinsanlagen auf dem Konto.
Ideal sind dafür Indexfonds, sogenannte ETFs. Sie bilden die Kursentwicklung von vielen Aktien gleichzeitig ab, sind dabei unkompliziert und kostengünstig, was zum Beispiel laufende Gebühren angeht. Sinnvoll ist, einen ETF zu wählen, der breit streut. Der also in viele Aktien investiert, die aus unterschiedlichen Branchen in unterschiedlichen Ländern stammt. Klassiker der Geldanlage sind zum Beispiel ETFs, die den Index MSCI World nachahmen.
Mit einem ETF bleiben Eltern oder Kinder außerdem flexibel. Mit einem Sparplan lässt sich dort regelmäßig Geld einzahlen. Viele Broker ermöglichen schon kleine Summen wie zehn Euro pro Monat, manche sogar noch weniger. Solche Sparpläne lassen sich jederzeit unterbrechen oder man kann die Sparsumme anpassen.
Das ist sinnvoll, wenn das Geld zum Beispiel zum Berufseinstieg mal knapp ist oder im Gegenteil mit dem ersten Gehalt die Möglichkeiten zum Sparen steigen. Auch einmalige Anlagen in ETFs sind möglich, etwa um größere Summen durch eine kleine Erbschaft anzulegen. Ist die Not groß, lassen sich die Anteile jederzeit verkaufen. Je nach Zeitpunkt sind dann allerdings auch Verluste möglich.
Kontoinhaber: Kind oder Eltern?
Erst ab 18 Jahren sind Jugendliche voll geschäftsfähig. Das heißt: Soll der Nachwuchs schon vorher ein Konto oder ein Depot bekommen, müssen Eltern es eröffnen. Der erste Schritt ist dabei zu überlegen, auf welchen Namen es laufen soll: auf den des Kindes oder den der Eltern. Beides hat Vor- und Nachteile.
Läuft ein Konto auf den Namen des Kindes, gehört das Geld dort dem Nachwuchs. Eltern dürfen nur darauf zugreifen, um es im Sinne des Kindes zu verwenden. Mit der Volljährigkeit hat das Kind vollen Zugriff auf das Geld und kann damit machen, was es möchte. Dafür hat der Nachwuchs einen eigenen Steuerfreibetrag, muss also auf derzeit 1.000 Euro pro Jahr an Zinsen keine Steuern zahlen.
Eltern können aber auch selbst Kontoinhaber sein und dort für das Kind sparen. Hier ist der Vorteil, dass sie das Geld jederzeit in ihrem Sinne verwenden können. Außerdem behalten sie die Kontrolle, bis sie das Vermögen verschenken. Das bietet sich an, wenn man dem Nachwuchs zum Beispiel keinen verantwortungsvollen Umgang mit Geld zutraut.
Allerdings müssen die Eltern für dieses Konto ihren eigenen Sparerpauschbetrag verwenden. Wer selbst einige Zinsen erwirtschaftet, hat diesen vielleicht bereits ausgereizt. Dann fallen auf Erträge über 1.000 Euro (Ehepaare haben die doppelte Summe) 25 Prozent an Kapitalertragsteuer an.
Die ersten Schritte
Um ETF-Anteile zu kaufen, müssen Sparer ein Depot eröffnen. Das bieten Banken und Online-Broker an. Die Unterschiede bei den Gebühren sind enorm. Hausbanken verlangen oftmals Gebühren für die Depotführung und veranschlagen hohe Kosten beim Kauf von Anteilen.
Günstiger sind in der Regel Direktbanken und Online-Broker. Ein genauer Vergleich ist deshalb sinnvoll. Oft lassen sich ETF-Anteile im Sparplan sogar gebührenfrei erwerben. Gerade wer über viele Jahre kleine Summen investieren möchte, sollte auf die Kosten achten. Denn diese schmälern die Rendite enorm.
Der letzte Schritt ist, den passenden ETF zu wählen und einen Sparplan einzurichten. Das ist oft eine Herausforderung, denn die Auswahl ist riesig. Seriöse Vergleichsseiten wie "Finanztest", "Finanztip" oder "JustETF" können bei der Entscheidung hilfreich sein.
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