Mit einem Wechsel des Stromanbieters lässt sich leicht der ein oder andere Euro einsparen - und er ist einfacher, als gedacht.
Energiekosten sind ein erheblicher Anteil der Ausgaben eines Haushalts. Dabei kann mit einem Wechsel des Stromanbieters einiges an Geld gespart werden. Wie geht das?
Jahresabrechnung studieren
Zunächst ist eine kleine Recherche nötig. "Schauen Sie sich Ihre Jahresabrechnung an", sagt Marion Weitemeier von der Stiftung Warentest. "Darauf finden Sie nicht nur Ihren Verbrauch, sondern auch Ihre Zählernummer, die Sie für den Wechsel brauchen."
Wer noch nie den Anbieter gewechselt hat und auch nicht den Tarif, der könne seinen Strom- oder Gasanbieter mit einer Frist von 14 Tagen kündigen. Alle anderen müssen in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) schauen.
Sonderkündigungsrecht nach Preiserhöhung
"Bei einer Preiserhöhung gibt es ein Sonderkündigungsrecht", sagt Weitemeier. Auch hierbei steht in den AGB, welche Frist dabei einzuhalten ist. Das gilt ebenfalls für diejenigen, die den Vertrag schon einmal gewechselt haben.
Es gibt Sonderverträge mit Mindestlaufzeiten von einem Jahr. "Wer noch deutlich länger als drei Monate an seinen Gas- oder Stromlieferanten gebunden ist, sollte seine Suche verschieben", rät Tiana Preuschoff, Energierechtsexpertin bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen. "Die Angebote am Markt verändern sich schnell."
Vergleichsportale bieten Überblick
"Am einfachsten gestaltet sich die Suche nach einem neuen Energieanbieter über Vergleichsportale", sagt Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Verbraucher müssen online ihren Verbrauch und ihre Postleitzahl eingeben und bekommen eine Liste mit möglichen Anbietern und Preisen.
Doch Achtung: Die Portale suchen nicht ganz objektiv. "Die Voreinstellungen bei den Portalen müssen auf jeden Fall angepasst werden, denn diese sind nicht verbraucherfreundlich", warnt Wallraf. Vor allem der Bonus dürfe nicht mit eingerechnet werden, betont die Energieexpertin. "Er verzerrt die Kosten der Energiepreise, die bei Bonustarifen in der Regel überdurchschnittlich teuer sind."
Die Experten raten außerdem, eine Vertragslaufzeit von einem Jahr einzugeben, um flexibel zu bleiben. Danach empfiehlt sich eine automatische Vertragsverlängerung von einem Monat. "Die Preisgarantie bei Strom sollte mindestens zwölf Monate sein, bei Gas ist aktuell keine Preisgarantie nötig", sagt Wallraf.
Werbeanzeigen aus Liste filtern
Wer alle Voreinstellungen der Onlineportale seinen Wünschen angepasst hat, bekommt eine Liste mit Anbietern, darunter allerdings auch Werbeanzeigen. Es ist also wichtig, alles aufmerksam durchzulesen. Und nicht nur deshalb. "Verbraucher sollten sich nicht ausschließlich am Preis orientieren", rät Wallraf. "Sondern sich auch Bewertungen im Internet durchlesen."
Dabei kann man entdecken, wo der Bonus eine tatsächliche Ersparnis ist und nicht nur Lockstoff. "Manche Anbieter haben 29 verschiedene Boni, da muss man schon genau hinschauen", sagt Preuschoff. Nicht selten ist der vermeintlich günstige Vertrag ab dem zweiten Jahr ohne Bonus deutlich teurer.
Genau hinschauen ist auch bei den Daten wichtig. Das Online-Portal ist nicht der Vertragspartner, sondern der Energieversorger. Deshalb rät Preuschoff: "Überprüfen Sie, ob die angegeben Daten übereinstimmen."
Neuer Anbieter übernimmt Kündigung
Wenn der richtige Anbieter gefunden ist, können Kunden ihn einfach mit der Strom- oder Gaslieferung beauftragen. "Der neue Anbieter übernimmt die Kündigung beim Altanbieter", sagt Wallraf. "Sie sollten aber selbst kündigen, wenn Sie aufgrund einer Preiserhöhung Ihr Sonderkündigungsrecht wahrnehmen wollen oder wenn sich Ihr bisheriger Vertrag bald verlängern würde."
Das ist wichtig, damit die Kündigungsfristen ganz sicher eingehalten werden. Und ein weiterer Tipp: "Dokumentieren Sie jeden Schritt", rät Preuschoff. "Fotografieren Sie Unterlagen und Zählerstände." Damit könne man alles rund um den Wechsel belegen.
Wechseldienste nehmen Arbeit ab
Wer sich nicht selbst damit beschäftigt will, wo er seinen Strom oder sein Gas günstiger bekommt, für den gibt es Agenturen, die das übernehmen - sogenannte Wechseldienste. "Der Verbraucher bekommt einmal im Jahr Vorschläge preiswerterer Anbieter", erklärt Weitemeier. "Abhängig vom Wechselservice müssen Sie einem neuen Wechsel entweder aktiv zustimmen, oder er läuft automatisch. Hier gibt es aber eine Widerspruchsmöglichkeit."
Die Stiftung Warentest hat Anbieter getestet. "Die Wechseldienste haben alle funktioniert, haben alle gespart, und unter ihren Vorschlägen fanden sich keine windigen Firmen", sagt Weitemeier. Geld verdient der Wechseldienst, in dem er in der Regel 20 bis 30 Prozent der Ersparnis für sich behält. Aber es gibt auch Anbieter, die kostenlos sind. In diesem Fall übernimmt der neue Versorger die Provision.
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(dpa/tmn/wag)
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