(abb/jfi) - Mehrere Studenten fühlen sich von der Commerzbank abgezockt. Das Institut kassiert offenbar ohne Vorwarnung hohe Überziehungszinsen auf Kredite, die von der durch die Commerzbank im Jahr 2009 übernommenen Dresdner Bank ausgegeben wurden. Nun wollen die Betroffenen gemeinsam klagen.
In Zusammenhang mit alten Ausbildungskrediten der Dresdner Bank droht der Commerzbank nun eine Sammelklage, wie die "Financial Times Deutschland" berichtet. Die Studenten waren nach eigener Aussage nicht rechtzeitig über das Auslaufen des Darlehens informiert worden und wurden erst später zur Kasse gebeten. 18 Prozent Überziehungszinsen soll die Commerzbank gefordert haben.
Und das für einen Kredit, der ursprünglich unter dem Namen "Flexi-Studienkredit" bei der Dresdner Bank lief und auf die Bedürfnisse von Studenten besonders eingehen sollte. So blieben die Rückzahlungsmodalitäten - etwa die Höhe des Betrags sowie der Zeitraum - bei diesen speziellen Krediten zunächst offen. Diese Modalitäten sollten erst zum Ende der Kreditlaufzeit vereinbart werden, was jedoch oftmals unterblieb. Die Commerzbank übernahm die Darlehen, und benachrichtigte die Schuldner erst, nachdem der hohe Überziehungszins bereits fällig war.
"Es drängt sich die Vermutung auf, dass die Bank die Umschuldung bewusst verzögert hat, um Überziehungszinsen zu erwirtschaften", sagt Anwalt Helge Petersen, der für 30 Studenten eine Sammelklage vorbereitet. Den Studenten sei nach Auslaufen des Kredits sogar gedroht worden. Sie sollten entweder die gesamte Kreditschuld sofort bezahlen oder ein Umschuldungsangebot der Bank annehmen, erklärt der Anwalt. Außerdem habe die Bank wegen der aufgelaufenen Sollzinsen mit einem Eintrag bei der Schufa und mit einem Inkassounternehmen gedroht.
Obwohl die Commerzbank die Vorwürfe zurückweist, vermutet Petersen ein Vorgehen mit Methode. Während die Commerzbank von "wenigen Fällen" spricht, bei denen es zum Zeitpunkt der Fälligkeit noch keine Vereinbarung gab, rechnet der Anwalt mit 90 Fällen. Für ihn ist die ganze Vereinbarung rechtswidrig: "Der Vertrag führt grundsätzlich dazu, dass Studenten in eine Zwangslage gebracht werden. Denn welche Bank gibt einem Berufsanfänger schon einen Kredit, um 30.000 Euro Schulden abzulösen? In der Situation ist man angewiesen darauf, dass die Bank, die den Studienkredit gegeben hat, auch ein Angebot zur Rückzahlung macht."
Experten hielten die gesamte Vertragskonstruktion schon zuvor für bedenklich. "Der Zinssatz für die Rückzahlungsphase ist die entscheidende Stellschraube. Er bezieht sich auf die gesamte bis dahin angesammelte Darlehenssumme, und die Rückzahlung dauert viel länger als die Auszahlung", sagt Ulrich Müller, Projektleiter beim Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Wenn dieser Zinssatz nicht schon bei Vertragsabschluss festgelegt werde, lasse man die Studenten in eine Schuldenfalle laufen.
Bei der Betroffenen Laura S. hatten sich mit dieser "Methode" über 3.000 Euro Überziehungszinsen angesammelt. Die Commerzbank bot der jungen Frau nach Ablauf des Kredits ein Universaldarlehen mit einem jährlichen Zins von 9,98 Prozent an, das die ehemalige Studentin in Anbetracht besserer Angebote ablehnte. Den Überziehungszins soll sie, wie viele andere Betroffene auch, trotzdem begleichen. Dies soll die Klage nun verhindern.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.