Seit einem Monat ist das Deutschlandticket jetzt im Einsatz. Zeit, sich anzusehen, wie zufrieden die Kundinnen und Kunden bisher sind. Hier sind die Ergebnisse unserer exklusiven Umfrage sowie Meinungen unserer Leserinnen und Leser.
Einen Monat nach Einführung haben laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen bundesweit zehn Millionen Menschen ein Deutschlandticket gekauft. Auf dem Papier schon einmal ein großer Erfolg – aber wie zufrieden sind die Nutzerinnen und Nutzer des Tickets bisher?
Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat im Auftrag unserer Redaktion eine exklusive Umfrage durchgeführt, die repräsentativ ist für die Nutzerinnen und Nutzer des Tickets. Dabei wollten wir von rund 1.000 Befragten wissen: Wie zufrieden sind Sie bisher mit dem 49-Euro-Ticket?
Umfrageergebnis: So zufrieden sind Nutzerinnen und Nutzer mit dem 49-Euro-Ticket
Das Ergebnis fällt mehr als eindeutig aus: 77 Prozent der Befragten haben angegeben, sehr (38 Prozent) oder eher zufrieden (39 Prozent) mit dem Deutschlandticket zu sein. Lediglich 8 Prozent sind sehr (6 Prozent) oder eher (2 Prozent) unzufrieden mit dem neuen ÖPNV-Abomodell, 15 Prozent der Befragten legen sich nicht fest.
Insgesamt kommt das Deutschlandticket also sehr gut an. Kritikpunkte gibt es aber trotz aller Euphorie.
Aus diesem Grund haben wir unsere Leserinnen und Leser gefragt, welche Erfahrungen sie bisher mit dem neuen Ticket gemacht haben – und Sie haben geantwortet. An dieser Stelle veröffentlichen wir einige der Zuschriften in Auszügen, die unsere Redaktion erreicht haben – von begeisterten Rückmeldungen bis hin zu scharfer Kritik war alles dabei.
Zuschriften zum Deutschlandticket: "Beste Erfindung, die es je gab"
"Ich finde das Deutschlandticket genial. Seitdem bin ich ein paarmal Bahn und ein paarmal ÖPNV gefahren. Nicht viel, aber es hat sich schon gerechnet. Die Züge waren zwar voll, aber das wären sie nach meiner Erfahrung auch ohne Deutschlandticket gewesen. Vor allem ist es sehr angenehm, sich in einer fremden Stadt nicht darum kümmern zu müssen, wo man welchen Fahrschein wie erwerben kann.
Allerdings werde ich jetzt meine BahnCard25 kaum noch nutzen können. Als ich neulich die Wahl hatte zwischen Fern- und Regionalzug, war der Preisunterschied so eklatant, dass ich eine etwas längere Fahrzeit gern in Kauf nahm und mit dem Deutschlandticket fuhr.
In meiner Heimatstadt fahre ich meist mit dem Rad. Insofern werde ich über den Sommer das Abonnement wahrscheinlich erst mal nicht verlängern, aber im Winter werde ich es gern wieder nutzen." Anja, Dresden
"Ich nutze das Ticket beruflich und privat. Ich bin sehr zufrieden und werde das Ticket definitiv auf Dauer nutzen. Der Weg zur Arbeit bleibt zeitlich gleich. Aufgrund der Verkehrsdichte stehe ich immer im Stau. Das Ticket ist zudem günstiger als die Benzinkosten. Für mich ist das Ticket ein voller Erfolg und der richtige Weg in die Zukunft." Silke, Selm
"Positiv: Die Fahrten aus Frankfurt raus sind deutlich günstiger geworden und man kann spontan entscheiden, wohin man fahren möchte, ohne auf Tarifgebiete achten zu müssen. Eigentlich wie mit dem Auto. Aufgrund der Freiheit, weil man spontan ohne Tarifgrenze den ÖPNV nutzen kann, bin ich komplett auf den ÖPNV umgestiegen, da das Auto für mich keinen Mehrwert mehr hat, außer eventuell beim Einkaufen. Nicht aber auf dem Weg zur Arbeit oder in der Freizeit.
Negativ empfinde ich hingegen, dass es oft Probleme beim Auslesen der Tickets gibt und der Busfahrer beziehungsweise Zugbegleiter oft nicht weiß, ob ich ein gültiges Deutschlandticket nutze oder nicht. Hier sollten ALLE Verkehrsunternehmen das gleiche Lesegerät nutzen, um die Tickets auslesen zu können.
Dass es dieses Ticket nur als Abo gibt, ist für mich kein Problem, denn auf Arbeit muss ich eh täglich Monat für Monat, sodass es sich lohnt. Für mich die beste Erfindung, die es je gab. Ich erspare mir knapp 123 Euro im Gegensatz zur regulären Monatskarte. Deshalb bin ich auch vor dem Deutschlandticket nur Auto gefahren, da der RMV zu teuer war. Jetzt ist es umgekehrt und ich nutze überwiegend den RMV." Jörg
"Das Ticket ist gut für mich im Großraum München. Was ich vermisse, ist eine gute Abdeckung im ÖPNV auch in der Fläche. Am Sonntag/Feiertag den Wallfahrtsort Maria Brünnlein in Wemding oder Maria Vesperbild zu besuchen, ist nicht möglich. Die letzten Kilometer sind zu viel zu Fuß. Bitte arbeitet daran, die Fläche zu versorgen." Gabi
Kritik am Deutschlandticket: "für viele ländliche Regionen absolut unbrauchbar"
"Das Deutschlandticket ist viel zu teuer für Sozialhilfeempfänger wie meine Cousine (80 Jahre), sie kann sich das nicht leisten! Dann haben wie immer nur die Besserverdienenden die Vorteile, das ist nicht sozial!" Monika
"Leider ist das Ticket für viele ländliche Regionen absolut unbrauchbar. Es fehlt beim ÖPNV an allem. Die staatliche Stützung wird hier mitbezahlt und das ohne Gegenwert." Rainer, Tangerhütte
"Ich bin mit dem Deutschlandticket unzufrieden. Hier auf dem Dorf gibt es fast keine vernünftigen Möglichkeiten, mit Bussen und erst recht nicht mit Bahnen wichtige Ziele (Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten etc.) der Umgebung zu erreichen." Manfred, Lügde
"Freue mich für andere, aber …"
"Als Rentner habe ich davon NICHTS. Das einzig wirklich Sinnvolle war ein 9-Euro-Ticket. Ohne sozial zu handeln, kann ich es nicht verstehen, freue mich aber für andere. Politik ist halt immer wieder Versuch und Irrtum, mehr Irrtum." Anonym
"Soweit eine gute Sache, aber ich bin Rentner und für mich ist es etwas zu teuer. Da ich nicht so viel Rente habe. Bei uns von Eibau bis nach Zittau kostet eine Fahrt hin und zurück 10 Euro. Da müsste ich fünfmal nach Zittau fahren, um das Geld abzufahren." Manuela, Eibau
Deutschlandticket als Jobticket: Nicht immer eine Erleichterung
"Ein großes Ärgernis für mich persönlich ist, dass es zum Deutschlandticket im RMV keinen IC-Zuschlag gibt. Im Gegensatz zu meinem bisherigen RMV-Jobticket, welches ich seit über 20 Jahren nutzte. Seit mein Arbeitgeber auf Deutschlandticket umgestellt hat, kann ich dieses neue Jobticket nicht upgraden. So bin ich bei rund 60 Kilometer einfacher Fahrt nun auf die Bummelbahn angewiesen, statt IC nutzen zu können. Das kostet mich Arbeitstag für Arbeitstag wertvolle Zeit.
Frei stünde mir natürlich der Erwerb einer IC- oder ICE-Jahreskarte, die allerdings wesentlich teurer wäre. Realistisch betrachtet stehe ich aktuell vor der Wahl, entweder Zeit- und auch Komforteinbußen hinzunehmen. Oder, unter Verzicht aufs Jobticket namens Deutschlandticket, eine ganz erheblich teurere Karte zu kaufen. Oder aufs Auto umzusteigen, was aber aus einer ganzen Reihe von Gründen für mich nicht infrage kommt." Stephan
"Das Deutschlandticket werde ich mir erst kaufen, wenn ich es für einen Monat am Fahrscheinautomaten lösen kann. Abo über das Internet scheidet bei mir völlig aus – und ich bin sicher, dass ich mit dieser Meinung nicht der Einzige bin." Werner, Uhingen
"Ich habe keine Erfahrungen mit der D-Fahrkarte gemacht, da ich, soweit ich das richtig verstanden habe, von der Nutzung technisch ausgeschlossen werde." Kai
"Das Ticket ist mit der App-Version nicht attraktiv! Es kann nicht sein, dass viele Verkehrsanbieter nur die App-Version anbieten. Dieses Ticket muss von allen Anbietern auch mit Chipkarte ermöglicht werden. Dies ist besonders für die älteren Bürger und die Schüler erforderlich! Selbst ich möchte nicht unbedingt die App-Version nutzen! Ich möchte die Chipkarte haben. Alle Verkehrsverbünde haben das Angebot mit der Chipkarte zu gewährleisten. Bei der Deutschen Bahn gibt es ja nun auch die Bahncard 50 oder Bahncard 100! Was soll das Problem mit der Machbarkeit einer Chipkarte sein?" Andreas
Nur sinnvoll für Pendler?
"Das Deutschlandticket ist für viele Unsinn, weil es deutlich zu teuer ist. Einzige Ausnahme, bei der es etwas bringt: für Berufspendler, deren Monatskarten mehr als 49 Euro kosten.
Es muss ein Ticket für regionale Fahrten geben – zum Beispiel für einen Preis von maximal 25 Euro. Das würde sicher sehr viele dazu bringen, nicht das Auto zu nehmen. Allerdings müssen die Verbindungen deutlich häufiger fahren." Jörg
"Als Mitarbeiter sehe ich das Deutschlandticket durchwachsen"
"Ich kann Ihnen meine Meinung sowohl als Fahrgast als auch als Mitarbeiter schildern, da ich bei einer nicht bundeseigenen, aber öffentlichen Eisenbahn arbeite.
Als Fahrgast bin ich so weit sehr zufrieden. Mir gefällt das Prinzip, mit einer pauschalen Fahrkarte deutschlandweit den Nahverkehr nutzen zu können. Es bietet mir sowohl höheren Komfort im Urlaub, mich nicht mit neuen Tarifsystemen auseinandersetzen zu müssen, als auch in der Flexibilität, irgendwo mal kurz hinfahren zu können, ohne ständig auf die Kosten achten zu müssen.
Auch hinsichtlich der Fahrt mit dem Fernverkehr ist das Deutschlandticket eine gute Rückfallebene, falls man sich bei einer Fahrt mit Zugbindung nicht pünktlich zum Zug begibt. Man ist dann nicht gestrandet, sondern kann zumindest auf den Nahverkehr ausweichen, ohne Mehrkosten. So gesehen gibt mir das Deutschlandticket ein bisschen das Gefühl einer Grundsicherung in der Mobilität, was mir der derzeitige Preis sehr wert ist.
Als Mitarbeiter sehe ich das Deutschlandticket durchwachsen. Einerseits positiv, da die Reisendenzahlen in meiner Region sehr zugenommen haben und mir damit das Gefühl gibt, in meiner Branche gefragt zu sein. Andererseits sehe ich das Ticket kritisch, weil mit der günstigeren Fahrkarte nicht nur kompetente, anständige Fahrgäste verstärkt fahren, sondern auch unwissendere, unselbstständige, aber dennoch rechthaberische sowie problematische Fahrgäste dazukommen, was das Niveau, die Reiseatmosphäre und die Qualität beeinträchtigt. [...]" L.R.
Zufriedenheit mit dem Deutschlandticket – ein Fazit
Während die von unserer Redaktion in Auftrag gegebene Civey-Umfrage ganz klar zeigt, dass das Deutschlandticket ein Erfolg ist, zeigen die Zuschriften unserer Leserinnen und Leser ein differenzierteres Bild. Das neue Ticket kommt demnach besonders bei Berufspendlern und Menschen gut an, die im (eher) städtischen Raum leben. Kritik gibt es hingegen daran, dass das Ticket zu teuer sei, gerade für Rentnerinnen und Rentner sowie Menschen, die von Sozialhilfe leben. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass es sich in ländlichen Regionen durch eine schlechtere Verkehrsanbindung schlicht nicht lohne. Auch die Tatsache, dass das Deutschlandticket nur in digitaler Form vorgesehen ist, stößt auf Kritik.
Wir danken unseren Leserinnen und Lesern herzlich für die Zuschriften. Wir bitten um Verständnis, dass wir nur einen Teil der E-Mails veröffentlichen können, die uns zu diesem Thema erreicht haben.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.