Vollgelaufene Keller, überflutete Einrichtung: Hat Hochwasser für Verwüstung im Haus gesorgt, ist das Auspumpen nur ein erster Schritt. Was passiert jetzt mit den Möbeln, den Wänden und dem Boden?

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Der erste Schreck ist überstanden, der Keller ausgepumpt, der Schlamm entfernt. Doch wie kann es nach einem Hochwasser dann weitergehen? Die kurze Antwort: Zunächst vor allem, indem man sich von Dingen trennt.

"Man muss im Grunde alles ausräumen, was im Keller ist und was durchfeuchtet ist", sagt Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurkammer-Bau. Das reicht von Möbeln, die im Keller standen und vom Wasser überflutet wurden, über die feuchten Tapeten bis hin zum Bodenbelag.

Vor allem Naturmaterialien wie Holz oder auch Dämmmaterialien bekommt man kaum wieder getrocknet – es besteht schnell Schimmelgefahr. "Dieses Wasser ist ja auch kein sauberes Wasser, das aus der Leitung kommt. Das ist auch kontaminiert. Das heißt, diese ganzen Materialien, die sind im Grunde Sondermüll", sagt Gebbeken. "Das ist der Nachteil der hochgerüsteten Kellerräume, dass man im Grunde das Gebäude zurückbauen muss auf den Rohbau, also auf den Betonboden und auf die Stahlbeton- oder Mauerwerkswände."

Experten ans Werk lassen

Wichtig allerdings, bevor man alles komplett herausreißt oder Handwerker beauftragt: sich mit der Schadenabteilung des Versicherers kurzschließen, das weitere Vorgehen abstimmen und die Schäden am Gebäude und am Hausrat dokumentieren – etwa mit Fotos und Videos. Zudem sollten Versicherte eine genaue Aufstellung der beschädigten Gegenstände erstellen, rät der Bund der Versicherten.

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Sinnvoll außerdem: Experten wie Bauingenieure oder Handwerker zurate ziehen, die die Schäden genauer bestimmen können. "Die haben Messgeräte, mit denen sie etwas tiefer in die Wand gehen und gucken können, wie tief die Feuchtigkeit eingedrungen ist", sagt Gebbeken. "Und dann kann man entscheiden, ob etwa die Fliesen runtermüssen oder nicht."

Unterstützung bei der Suche nach entsprechend spezialisierten Firmen und Sachverständigen finden Sie unter anderem bei den Handwerkskammern, den Architekten- und Ingenieurkammern oder bei verschiedenen Berufsverbänden wie zum Beispiel dem Bundesverband Schimmelpilzsanierung. Darauf weisen die Verbraucherzentralen auf ihrer Webseite hin.

Nicht mit Hitze trocknen

Und es geht nicht nur ums Entsorgen von Materialien, die nicht mehr zu retten sind. Was bleibt, muss die eingedrungene Feuchtigkeit auch wieder abgeben können. "Und dafür brauchen wir trockene Luft", sagt Bauingenieur Gebbeken.

Spezielle Lufttrockner bekommt man etwa im Baumarkt – teils auch zur Miete. Mit Hitze sollte man hingegen nicht arbeiten. "Wenn das Mauerwerk richtig durchfeuchtet ist und dann zu schnell trocknet, dann kann es Schwindrisse geben", erklärt Gebbeken. Die seien zwar statisch in der Regel nicht relevant, man könne sie verspachteln oder überstreichen. "Aber wenn ich einen normalen Luftentfeuchter, den ich im Baumarkt bekomme, einsetze, dann passiert das eigentlich nicht."

Umfangreiche Bautrocknungen sollten Sie jedoch nur von Fachfirmen ausführen lassen, raten die Verbraucherzentralen. Und Risse immer von Statikern beurteilen lassen, die feststellen können, ob die Stabilität des Mauerwerks beeinträchtigt ist.

Das Haus zukunftsfest machen

Die Sanierungsarbeiten, die nach einem Hochwasser notwendig werden, können insgesamt sehr umfangreich sein. Gebbeken zufolge sollte man sie aber gut nutzen. "Wenn jetzt sowieso Handwerker kommen, dann sollte man auch den nächsten Schritt machen und nicht das Alte wiederherstellen."

Besser: vorsorglich die Schwachstellen abstellen. Dazu kann etwa gehören, funktionierende Rückstauklappen für die Kanalisation einzubauen oder Kellerfenster, Kellerschächte und Kellereingänge stärker zu sichern.

Gebbeken zufolge sinnvoll als Grundlage für künftige Maßnahmen: sich über Hochwassergefahrenkarten informieren, mit welchem Wasserstand man bei einem Hochwasser rechnen muss. "Und dann ist es besser, man legt noch mal 10, 20 Zentimeter drauf zu dem, was dort steht oder was man jetzt erlebt hat. So, dass man eine gewisse Sicherheit hat." (dpa/cze)

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