- Die Energiekrise bereitet vielen Menschen aktuell Sorgen.
- Aber muss sie auch ein dunkles Weihnachtsfest bedeuten?
- Ein Experte hat im Interview die besten Energiespar-Tipps zur Weihnachtszeit parat.
Ob funkelnde Lichterketten, der heißgeliebte Gänsebraten oder wärmende Heizkörper für die Feiertagsgäste: Viele Menschen sind trotz Weihnachten bereit, auf diese Dinge zu verzichten, aus Angst, die Stromrechnung nicht zahlen zu können.
Aber sind all diese Maßnahmen wirklich notwendig? Alexander Rudow, Jurist, Finanzjournalist und Autor von "Energie sparen: Tipps und Tricks für Haushalt, Heizung, Auto u.v.m.", hat hilfreiche Tipps parat, um beim Fest der Liebe nicht verzichten zu müssen.
Ist es ratsam, dieses Jahr auf Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten?
Alexander Rudow: Energiesparen soll unser Leben nicht freudlos machen, sondern zufriedener, indem wir bewusster leben. Nun verbrauchen Lichterketten und Co. zu Weihnachten in Deutschland so viel Strom wie eine mittelgroße Stadt im ganzen Jahr. Da können wir alle clever sparen. Wir wollen ja keinen Blackout fördern.
Was sollten Verbraucherinnen und Verbraucher denn beachten, um Strom und Energie bei der Beleuchtung zu sparen?
Weniger ist mehr. Eine einzelne Lichterkette im Vorgarten setzt einen bezaubernden Akzent, am besten ohne Blinken oder Farbwechsel. LED-Lampen laufen bei Kälte zu Hochform auf und verbrauchen bis zu 90 Prozent weniger Strom als herkömmliche Lichterketten. Und es gibt LEDs auch in gemütlichem Warmweiß für die Stimmung drinnen.
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Welche Art der Beleuchtung ist die sparsamste?
Die Champions der Leuchten sind LED-Energiesparlampen. Weil die Beleuchtung rund acht Prozent der Stromrechnung ausmacht, sind sie wertvolle Helfer: um das Drei- bis Fünffache sparsamer als herkömmliche Glühbirnen. Außerdem haben sie die beste Öko-Bilanz aller energiesparenden Leuchten. Am schlechtesten schneiden Glüh- und Halogenlampen ab.
Wie können wir Strom und Energie in der Küche sparen, etwa beim Kochen und beim Backen?
Da gibt es viele Tipps. Kochen und Backen stehen mit zehn bis fünfzehn Prozent auf der Stromrechnung. Wenn man wählen kann zwischen Herd und Ofen - besser den Herd nehmen. Er braucht viermal weniger Energie. Wasser lässt sich meist sparsamer im Wasserkocher vorkochen. Auf dem Herd kann man "im Turm kochen". Dann gart man in zwei gestapelten Töpfen auf nur einer Herdplatte. Unser aller Freund ist außerdem die Restwärme. Die Herdplatte braucht nicht bis zum Ende die volle Power. Wenn man Zeit hat, kann man länger bei niedrigerer Temperatur garen. Das spart Strom. So funktioniert auch ein Slow Cooker oder Schongarer. Backöfen braucht man in der Regel nicht vorzuheizen, sondern nur, wenn Gerichte kurz bei hoher Temperatur backen.
Oft gibt es Braten oder Gans zu Weihnachten. Verbrauchen diese Gerichte nicht enorm viel Energie?
Braten und Gans garen im Ofen, da muss ein Raum von 54 Litern erhitzt und die Temperatur gehalten werden. Das kostet Energie und Geld. Es gibt aber findige Köpfe wie den französischen Chemiker Hervé This, der gerade das Weihnachtsmenü zu einer wissenschaftlichen Herausforderung macht. Eine ordentliche Gans muss erst einmal auf dem Herd braten. So entsteht die leckere braune Kruste bei der sogenannten Maillard-Reaktion. Jetzt aber kommt der Clou: Injizieren Sie der Gans oder Ente etwa 100 ml Cointreau an mehreren Stellen mit einer Spritze. Nun kommt der Vogel aus der Pfanne in ... die Mikrowelle. Sie versetzt die Wassermoleküle im Fleisch in Drehung und Reibung, sodass das Gericht von innen heraus gart. Und das in ein paar Minuten. Die Zubereitung macht nicht nur Spaß, sondern schont auch Umwelt und Portemonnaie.
Wie heizen wir in der Adventszeit energieschonender? Oft hört man von dem Tipp, über Weihnachten viele Gäste einzuladen, um die Räume aufzuheizen.
Der Tipp mit den vielen Gästen erinnert an die Jesus-Krippe mit Ochs und Esel, die für ein wenig Wärme sorgten. Nun gibt ein Mensch etwa 75 Watt an Wärme ab. Zum Vergleich: Ein Teelicht schafft rund 35 Watt. Wenn sich die Gäste noch warm anziehen oder je nach persönlicher Nähe unter Decken kuscheln, hat man es so besinnlich wie in Bethlehem. Egal wie kalt es draußen ist – man spart auch Heizkosten mit regelmäßigem Stoßlüften, weil sich sauerstoffreiche Außenluft leichter erwärmt.
Viele fahren über die Feiertage zu ihren Familien. Sollte die Heizung dennoch auf niedriger Stufe anbleiben?
Wenn Sie über die Feiertage verreisen, stellen Sie die Heizung am besten herunter auf Stufe 1 bis 2 (12 bis 16 Grad). Wenn Sie die Heizung ausschalten, kühlt der Wohnraum ganz aus. Dann kostet es mehr Energie, Ihre vier Wände wieder aufzuheizen, als Sie vorher sparen. © 1&1 Mail & Media/spot on news
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