Noch immer werden wegen Beauty-Produkten tausende Tiere schmerzhaften Tierversuchen ausgesetzt – passend kurz vorm internationalen Versuchstiertag ist am 20. April eine Petition mit 165.000 Unterschriften gegen die Tierversuche mit Botox eingegangen.

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Noch immer ersticken jährlich tausende von Mäusen qualvoll, um Botulinumtoxin-Produkte – besser bekannt unter dem Handelsnamen "Botox" – zu testen. Dies geschieht, obwohl es seit mittlerweile zwölf Jahren tierversuchsfreie Verfahren gibt.

Die "Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE)" hat deswegen am 20. April 165.770 europaweit gesammelte Unterschriften an die "Europäische Arzneimittelagentur (EMA)" in Amsterdam übergeben. Der Bundesverband "Menschen für Tierrechte" ist bei der "ECEAE" ebenfalls aktiv. Die Koalition fordert, die Tests an Mäusen endlich aus dem Europäischen Arzneibuch zu streichen.

Was ist Botox eigentlich?

Das Nervengift Botulinumtoxin kennt man vor allem als Anwendung im kosmetischen Bereich: Es soll die Faltenbildung im Gesicht verhindern. Vereinfacht gesagt: Es lähmt den Muskel. Wird Botulinumtoxin in den Muskel gespritzt (zum Beispiel in die Stirn) zerstört es dort Proteinkomplexe, die für die natürliche Muskelbewegung durch Nervenimpulse verantwortlich sind. Es wird aber auch für medizinische Zwecke eingesetzt; etwa gegen Lidzuckungen, Migräne, Zähneknirschen, Reizblase, übermäßiges Schwitzen oder den sogenannten Schiefhals.

Unabhängig von der Anwendung testen Wissenschaftler jede einzelne Produktionseinheit, bevor sie in den Verkauf gehen darf. Üblicherweise durch den sogenannten LD50-Test. Dabei wird den Mäusen die Substanz in verschiedenen Verdünnungen in die Bauchhöhle gespritzt. Es soll festgestellt werden, bei welcher Dosis die Hälfte der Mäuse stirbt (LD50 = letale Dosis 50 Prozent). Das Toxin verursacht unter anderem Atemlähmungen. Die Mäuse leiden teilweise stundenlang, bevor sie letztlich qualvoll ersticken. Der Todeskampf könne drei bis vier Tage dauern, sagt Thomas Tork von "Ärzte gegen Tierversuche": "Das ist grausam."

Warum testen Firmen noch an Tieren?

Das Firmen Botox noch an Tieren testen, liegt unter anderem daran, dass der Test im Europäischen Arzneibuch festgeschrieben ist. Allerdings erlaubt das Regelwerk auch die Nutzung tierversuchsfreier Verfahren. Die drei wichtigsten Hersteller von Botox: Allergan, Merz und Ipsen haben seit 2011 behördliche Anerkennungen für selbst entwickelte tierversuchsfreie Tests bekommen und verzichten so schon zum großen Teil auf die grausamen Tests. Dennoch müssen immer noch tausende Mäuse allein in Europa für Botox-Produkte leiden und sterben.

In den vergangenen Jahren entwickelten Forscher und Forscherinnen zwar schon Alternativen. – Bis alle auf den LD50-Test komplett verzichten, müssen sowohl die Forschung als auch die Behörden noch einige Hürden überwinden. Zwar gibt es den Trend zu Alternativen schon, 2021 wurden jedoch allein in Deutschland 22.440 Mäuse für Tests mit Botox genehmigt. In Irland, dem Hotspot der Botox-Testungen, waren es zum gleichen Zeitpunkt über 82.000 Mäuse. Seit Jahren gebe es etablierte Messverfahren, die allerdings nur schleppend zum Einsatz kämen, führt der Schönheitschirurg Tork fort. Denn: Mäuse seien immer noch die billigste Art, zu testen.

Petition gegen Botox-Tierversuche

Die "ECEAE" und der Bundesverband "Menschen für Tierrechte" setzen sich seit Jahren dafür ein, Tierversuche zu beenden. Mit seiner Petition "BotoxTests an Tieren komplett stoppen!" konnte der Verband fast 50.000 Unterschriften sammeln.

Zusammen mit anderen Organisationen konnten sie so erreichen, dass die größten Hersteller mittlerweile tierversuchsfreie Tests anwenden. Damit die Tests komplett beendet werden, setzt sich die Koalition jetzt dafür ein, dass die leidvollen LD50-Tests aus dem Europäischen Arzneibuch gestrichen werden.

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Das dafür zuständige "Europäische Direktorat für die Qualität von Arzneimitteln (EDQM)" hatte den Tierschützern zwar zuvor die Annahme der gesammelten Unterschriften verweigert. Sie konnten dennoch erreichen, dass die Europäische Arzneimittelagentur "EMA" die gemeinsam gesammelten 165.000 Unterstützungsbekundungen in Amsterdam entgegennahm. Die "EMA" arbeitet mit der "EDQM" zusammen und soll letztere beeinflussen und den Botox-Test an Mäusen aus dem Regelwerk streichen.  © Deine Tierwelt

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