Ein Beinbruch beim Pferd – das ist wohl einer der größten Albträume für Pferdebesitzer. Denn bis vor wenigen Jahren war die Diagnose in den meisten Fällen ein Todesurteil: Nach einem Beinbruch musste ein Pferd oft eingeschläfert werden. Noch immer ist ein Bruch und eine immense Herausforderung für die moderne Pferdemedizin. Doch die Chancen auf Heilung steigen.

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Der Anblick eines lahmenden Pferdes, das sich möglicherweise einen Beinbruch zugezogen hat, gehört zu den schlimmsten Vorstellungen eines jeden Pferdebesitzers. Über viele Jahre galt ein Beinbruch bei Pferden als sicheres Todesurteil. Denn: Die Anatomie der Tiere macht eine Heilung extrem schwierig. Doch dank bahnbrechender Innovationen in der Pferdechirurgie hat sich dieses Schicksal in vielen Fällen gewandelt. Heute gibt es zahlreiche Möglichkeiten, einem Pferd nach einer Fraktur eine zweite Chance zu geben.

Warum ist der Beinbruch beim Pferd so gefährlich?

Wenn sich ein Mensch ein Bein bricht ist das schmerzhaft, klar. Und auch bei uns kommt nach der OP – je nach Art des Bruchs – ein langer Weg der Heilung. Aber ein Todesurteil? Das ist ein Beinbruch beim Menschen sicherlich nicht. Warum also müssen Pferde nach einem Beinbruch noch immer oft eingeschläfert werden? Während viele Knochenbrüche im Bein des Pferdes mittlerweile gut behandelbar sind, gilt zum Beispiel ein Bruch des Oberschenkelknochens oder anderer Röhrenknochen noch immer als Herausforderung.

Das liegt unter anderem daran, dass Pferde mit diesen Knochen viel mehr Gewicht tragen müssen als ein Mensch. Die meisten erhältlichen Prothesen sind allerdings auf den Menschen und damit auf ein zu tragendes Gewicht von rund 100 Kilogramm ausgerichtet – während ein ausgewachsenes Pferd gerne mal das sechsfache auf die Waage bring. Ponys und Fohlen sind leichter und können daher bei einem Beinbruch auch besser behandelt werden, erklärt Nicole Verhaar, Fachtierärztin für Pferdechirurgie an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, im "Spiegel".

Lange galt ein Beinbruch als sicheres Todesurteil
Lange galt ein Beinbruch als sicheres Todesurteil © Foto: pixabay.com/wal_172619 (Symbolfoto)

Ein weiterer Faktor: Um das betroffene Bein zu entlasten, kommt es oft zu Schonhaltung und dadurch zu weiteren Komplikationen. Mögliche Folgen sind etwa Infekte oder Hufrehe, die die Lebensqualität weiter verringern können.

Fortschritte in der Pferdechirurgie – ein Überblick

Doch es gibt Hoffnung: Einfach Knochenbrüche haben bei Pferden mittlerweile eine gute Heilungschance. Die moderne Pferdechirurgie hat in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Wo früher oft nur die Option der Euthanasie blieb, können heute spezialisierte Operationstechniken und hoch entwickelte, medizinische Geräte dazu beitragen, das Leben eines Pferdes zu retten.

Eine der bedeutendsten Innovationen in diesem Bereich sind fortschrittliche Fixationstechniken. Metallplatten, Schrauben und Nägel werden eingesetzt, um gebrochene Knochen stabil zu halten und die Heilung zu fördern. Diese Techniken haben die Überlebenschancen für Pferde mit Beinbrüchen erheblich verbessert. Entscheidend ist jedoch, dass Du Dich mit einem erfahrenen Tierarzt berätst, um die Chancen und Risiken für Dein Pferd realistisch einzuschätzen.

Pferd mit Beinbruch – nach der OP "aufhängen"

Ob eine Operation bei einem Beinbruch sinnvoll ist, hängt von vielen Faktoren ab. Nicht jede Fraktur ist für eine Operation geeignet, und die Entscheidung sollte niemals leichtfertig getroffen werden. Bei Brüchen ist der Heilungsprozess lang und schmerzhaft, sowohl für das Pferd als auch für Dich als Besitzer. Trotzdem ist die Möglichkeit einer erfolgreichen Genesung heute höher als je zuvor.

Ein Beinbruch braucht lange, um zu heilen
Ein Beinbruch braucht lange, um zu heilen © Foto: pixabay.com/TerriAnneAllen (Symbolfoto)

Im Vergleich zu früheren Methoden, bei denen Pferde nach einer OP oft wochen- oder monatelang in Boxenruhe verharren mussten, gibt es heute innovative Tragehilfen, die das Pferd während der Heilungsphase unterstützen. Diese Vorrichtungen helfen dem tierischen Patienten, einen Teil seines Körpergewichts zu entlasten und den gebrochenen Knochen zu schonen. Auch die verbesserte Schmerztherapie spielt eine wichtige Rolle, um das Wohlbefinden des Pferdes während der Genesung zu fördern.

Nach dem Beinbruch braucht das Pferd Zeit zur Heilung

Ein wichtiger Punkt, den Du berücksichtigen solltest, ist die Pflege nach der Operation. Auch wenn die Operation erfolgreich verläuft, beginnt danach ein langer und oft sehr anspruchsvoller Heilungsprozess. Dein Pferd wird vermutlich für mehrere Monate in einer speziellen Vorrichtung oder Tragehilfe gehalten werden müssen, um den betroffenen Knochen zu entlasten. Diese Zeit ist für Dich als Besitzer eine echte Herausforderung, da tägliche Pflege und intensive Aufmerksamkeit erforderlich sind.

Während dieser Phase spielt die Boxenruhe eine zentrale Rolle. Dein Pferd muss möglichst ruhig und stressfrei gehalten werden, um die Heilung nicht zu gefährden. Dies kann besonders schwierig sein, da Pferde von Natur aus sehr aktive Tiere sind. Hier helfen spezielle Rehabilitationstechniken wie physiotherapeutische Maßnahmen und sanftes Training, um die Muskeln und Gelenke des Pferdes während der Heilung geschmeidig zu halten.

Beinbruch: Wann sollte ich mein Pferd erlösen?

Die Entscheidung, Dein Pferd operieren zu lassen, ist keine leichte. Vor allem bei komplizierten Brüchen solltest Du die Meinung mehrerer Tierärzte einholen und die Erfolgschancen gemeinsam mit ihnen realistisch abwägen. Manche Brüche sind so schwerwiegend, dass eine Operation wenig Aussicht auf Erfolg hat. In solchen Fällen stellt sich die Frage, ob es im besten Interesse des Pferdes ist, die Strapazen einer Operation, der langen Heilungsphase und der körperlichen Einschränkungen zu durchlaufen.

Die Pferdeknochen tragen sehr viel Gewicht
Die Pferdeknochen tragen sehr viel Gewicht © Foto: pixabay.com/christels (Symbolfoto)

Wenn Du Dich für eine Operation entscheidest, solltest Du darauf vorbereitet sein, dass die Nachsorge und Rehabilitation viel Zeit, Geduld und finanzielle Ressourcen erfordern. Aber die Aussicht, Dein geliebtes Pferd wieder gesund und munter auf der Weide zu sehen, kann den Aufwand lohnenswert machen.

Die Zukunft der Pferdechirurgie – Hoffnung und Innovation

Die Pferdemedizin entwickelt sich ständig weiter, und jedes Jahr gibt es neue Fortschritte, die das Leben von Pferden mit schweren Verletzungen verbessern. Forschung und Innovationen in Bereichen wie der Stammzelltherapie, der biologischen Implantate und der regenerativen Medizin könnten in naher Zukunft weitere Verbesserungen bei der Behandlung von Frakturen bringen.

Auch wenn ein Beinbruch für Dein Pferd immer eine ernste Verletzung bleibt, so gibt es doch zunehmend Hoffnung, dass Pferde dank dieser modernen medizinischen Errungenschaften ein erfülltes Leben nach einer solchen Verletzung führen können. Du als Pferdebesitzer kannst durch gute Vorbereitung, Beratung und Pflege einen entscheidenden Beitrag leisten, Deinem Pferd die bestmögliche Chance auf Heilung zu geben.

Die zweite Chance auf ein unbeschwertes Leben!

Auch wenn die Diagnose eines Beinbruchs niederschmetternd sein kann, solltest Du nicht zu schnell den Kopf in den Sand stecken. Bei jeder Entscheidung sollte immer das Wohl Deines Pferdes im Vordergrund stehen, ebenso wie seine emotionale Verfassung.

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Ein inspirierendes Beispiel ist das Pferd Lacorado, das trotz eines doppelten Beinbruchs und mehrerer Operationen dank der liebevollen Unterstützung seiner Besitzerin und Bereiterin Julia Maria Jacob wieder schmerzfrei über die Koppel galoppiert und sogar wieder geritten wird. Wenn Du mehr über ihre unglaubliche Reise erfahren möchtest, schau auf Instagram bei "@frangipani_7" vorbei – ein Happy End, das Mut macht!  © Pferde.de

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