Nein, natürlich hat ein Anzug bei Pferden nichts mit Kleidung zu tun. Er ist Teil der Kandare. Hier erfährst Du, welche Wirkung er hat – und worauf Du achten solltest.

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Die meisten kennen Kandaren aus der Dressur. Doch sie ist keine Erfindung von Profi-Reitern. Tatsächlich gibt es das ein ungebrochene Gebissstück mit Hebelwirkung schon seit Jahrhunderten. Bereits im Jahr 652 sollen arabische Reiter sie genutzt haben. Später wurde sie in Ungarn zusätzlich zur einfachen Zäumung genutzt. Die Ungarn nannten sie "kantár", daraus entstand etwa im 16. Jahrhundert in Deutschland die Kandare. Ritter nutzen sie zum Beispiel, weil sie Pferde im Kampf mit nur einer Hand ritten.

Die heutigen Kandaren bestehen unter anderem aus Oberbaum, Kinnkette und eben dem Anzug. Genauer: den Anzügen. Das sind die Hebelarme der Kandare, die seitlich mit dem Mundstück verbunden sind. Doch was genau bewirkt der Anzug? Und worauf solltest du achten? Wir beantworten hier die wichtigsten Fragen.

Wozu ist der Anzug da?

Die Anzüge wirken beim Verkürzen der Zügel wie Hebel – daher werden sie auch Hebelarme genannt. Werden die Kandarenzügel angenommen, bewegt sich der untere Teil der Anzüge nach hinten, die Stange rollt über die Zunge und der obere Teil bewegt sich nach vorne. Da die Anzüge in den Oberbäumen enden, die mit den Backenstücken des Zaumes verbunden sind, wird durch sie auch Druck auf das Genick des Pferdes ausgeübt.

Gibt es unterschiedlich Anzüge?

Ja – und sie unterscheiden sich in der Länge. Zugelassen sind Kandaren mit Anzuglängen zwischen 5 und 10 cm. Dabei gilt: Je länger die Anzüge, umso feiner ist die Einwirkung. Der Grund: Kandaren haben einen maximalen Anstellwinkel von 45°. Um diesen Winkel zu erreichen, müssen Kandaren mit 5 Zentimeter langen Anzügen um 4 Zentimeter verkürzt werden. Bei einer Kandare mit 10 Zentimeter langen Anzügen sind es dagegen fast 8 Zentimeter.

Ist der Anzug bei Baby-Kandaren "weicher"?

Nein! Auch wenn sie "Baby-Kandare" genannt wird – der Begriff führt in die Irre. Diese Kandaren sind weder weicher noch sind sie für Kandaren-Anfänger geeignet. Denn diese Kandaren haben Anzüge von 5 Zentimeter Länge. Und durch die kurzen Anzüge wirkt das Gebiss deutlich schneller, also härter.

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Gibt es den Anzug nur in der Dressur?

Nein, solche Gebisse werden zum Beispiel auch beim Westernreiten benutzt. Dort werden die Anzüge "shanks" genannt. Auch die iberischen Reitweisen nutzen eine Kandare, verzichten aber auf die bei uns bekannte Unterlegtrense. Sie reiten in der Regel einhändig auf der blanken Kandare.  © Pferde.de

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