Wenn der treue und langjährige tierische Begleiter plötzlich stirbt, bricht für viele Menschen eine Welt zusammen. Nicht-Haustierbesitzer haben dafür mitunter wenig Verständnis. Die Bremer Hospizhilfe startete daher eine besondere Trauergruppe.
Wenn das geliebte Haustier stirbt, ist der Schmerz über den Verlust oft unendlich groß. Nicht wenige Halter verfallen dann in eine tiefe Depression. Weil: "Nein — es war eben nicht nur mein Haustier" startete die "Bremer Hospizhilfe e. V." am 8. April 2024 in ihren Räumen eine neue Trauergruppe für Menschen, die ihren besten tierischen Freund verloren haben. Ein einzigartiges und kostenloses Angebot in ganz Nordwest-Deutschland.
Stellvertretende Vereinsvorsitzende der Hospizhilfe und Initiatorin der Trauergruppe Regina Heygster erklärt gegenüber dem "Evangelischen Pressedienst" (epd): "Wir wollen ihnen Zeit und einen Ort zum Trauern geben." Denn viele Haustierbesitzer trauen sich nicht, über ihre Gefühle nach dem Verlust zu sprechen. Vordergründig dafür ist die Angst, dass ihre Trauer von anderen, die kein Haustier besitzen, nicht ernst genommen wird.
"Stell Dich nicht so an. Es ist doch nur ein Hund". "Dann kauf Dir halt eine neue Katze". Solche Sätze sind gängig, aber für den Trauernden besonders schmerzvoll und weder Hilfe noch Aufmunterung. Denn Regina Heygster weiß: "Die Trauer um ein Tier kann aber genauso groß sein wie die Trauer, die nach dem Tod eines Menschen empfunden wird."
Wie es zu der Idee einer Trauergruppe für Haustierbesitzer kam
Ein persönliches Erlebnis brachte Regina Heygster auf die Idee, eine Trauergruppe für Menschen zu gründen, deren Haustiere verstorben sind. Als die Katze einer Freundin starb, war sie die einzige, die zur Trauerfeier gekommen ist. Das hatte sie sehr traurig gestimmt, denn es hätte ihrer Freundin gutgetan, wenn ein paar Menschen mehr gekommen wären, um mit ihr um die Katze zu weinen. Ihre Freundin hat ihr dann sehr viel Schönes aus dem Leben der Katze erzählt und konnte so ihre Trauer mit jemandem teilen.
Ein anderes Beispiel ist ihre ehemalige Nachbarin. Sie war Mitte 80 und lebte mit ihrer Katze so zusammen, wie andere mit einem Menschen. Als die Katze verstarb, brach für diese Frau eine Welt zusammen. Regina Heygster hat dann mit dieser Frau telefoniert, ihr Briefe und Karten geschrieben und gemerkt, wie die Seniorin wieder richtig aufgeblüht ist, weil sie auf einen Menschen getroffen ist, der ihr Leid nachvollziehen kann. Denn Regina teilt ihr zu Hause neben ihrem Mann auch noch mit drei Katzen und einem Hund.
So läuft eine Trauer-Sitzung in der Bremer Hospizhilfe ab
Auf der Internet-Seite des Vereins heißt es: "Wir leben mit ihnen — sie sind unser Freund. Wir teilen den Alltag, sie werden uns so vertraut. Sie trösten, heitern uns auf, berühren unser Herz. Und wenn sie sterben, hinterlassen sie eine unfassbar große Lücke. Es tut gut einen Raum zu haben, in dem andere verstehen, was es bedeutet, wenn ein Tier stirbt, mit dem wir gelebt haben."
Dazu duzt man sich und spricht sich mit Vornamen an. Alle können dann in der Runde erzählen, warum sie da sind. Zum Beispiel, weil der tierische Lieblings gestorben ist oder weil das Tier gerade im Sterben liegt oder schwer erkrankt ist. Eine leitende Person hört zu und ermutigt die Teilnehmenden mit gezielten Fragen, über ihre Trauer reden und dabei auch ihren Gefühlen freien Lauf lasen. "Man darf alles sagen und dann dürfen auch Tränen fließen", sagt die Vizevorsitzende gegenüber "Radio Bremen".
Zwar kommt von Regina Heygster die Idee, doch ist sie zu ausgebucht, um selber an den Sitzungen teilzunehmen. Aktuell leitet daher Michaela Höck die Gruppe. Sie ist Trauerberaterin, Traurednerin, ehemalige Pastorin und "schon seit Ewigkeiten" Leiterin der anderen Trauergruppen der Bremer Hospizhilfe.
Die Trauergruppe für Menschen von verstorbenen Tieren findet jeden zweiten Montag im Monat von 16 bis circa 17.30 Uhr in den Räumen der Hospizhilfe statt. (Außer der Schleifmühle 35/37, 28203 Bremen). Eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig.
Du bist in einer ähnlichen Situation, hast aber keine Möglichkeit, an einem Treffen in Bremen teilzunehmen? Mittlerweile gibt es auch online Angebote für Menschen, die um ihre Haustiere trauern. © Deine Tierwelt
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