Verpflichtende Kennzeichnungen und Registrierung von Hunde- und Katzenwelpen sollen im Kampf gegen den europaweiten illegalen Welpen-Handel und Tierquälerei entscheidend helfen. Eile ist geboten. Doch kann das überhaupt schnell gelingen?

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Während der Covid-19 Pandemie ist der illegale Welpenhandel in der EU und der Transport von Welpen aus Drittstaaten in die EU massiv angestiegen. Häufig werden sowohl Hunde als auch Katzen unter schlimmsten Bedingungen in regelrechten "Welpen-Fabriken" "produziert".

Elterntiere und Welpen leben unter meist nicht tierschutzgerechten Bedingungen und leiden dementsprechend gesundheitlich und seelisch. Bereits Anfang 2020 hat sich das Europäische Parlament für mehr Kontrollen und eine bessere Durchsetzung der Rechtsvorschriften ausgesprochen. Zudem sollte ein "bereichsübergreifender Aktionsplan" gegen den illegalen Handel mit Welpen in der EU vorgelegt werden.

Was plant die EU-Kommission?

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakidis hat nun endlich in der Strategie "vom Hof auf den Tisch" neben der Reduktion von Pestiziden in der Landwirtschaft, der Ausweisung von mehr Fläche für die ökologische Landwirtschaft auch die Überarbeitung der Tierschutzvorschriften angekündigt.

Unter anderem will man schrittweise die "Käfighaltung" in der EU abschaffen. Des Weiteren besteht für die EU-Kommission "ein wichtiger Teil dieser Überarbeitung darin, Bestimmungen bei dem Schutz von Hunden und Katzen bei der kommerziellen Züchtung sowie beim kommerziellen Transport einzuführen."

EU prüft Registrierungspflicht für Welpen

Eine Maßnahme dieser "Überarbeitung" könnte darin bestehen, dass gewerbliche Züchter von Hunden und Katzen in der EU dazu verpflichtet sind, ihre Welpen sowohl kennzeichnen als auch registrieren zu lassen, bevor sie diese verkaufen.

Gleichzeitig überprüft die Kommission, für alle Mitgliedsstaaten verpflichtende Standards für die jeweiligen Katzen- und Hunderegister einzuführen. Dies würde einen Datenaustausch zwischen den einzelnen Ländern wesentlich erleichtern. Ob und wie dieses allerdings politisch umsetzbar ist, muss die Europäische Kommission noch prüfen.

Darum wären Kennzeichnung und Registrierung so wichtig

Kennzeichnung und Registrierung von Welpen soll im Kampf gegen den illegalen Welpenhandel entscheidend helfen und diesen eindämmen. Denn die Behörden können die Herkunft von registrierten oder gekennzeichneten Tiere leichter nachvollziehen und so kriminelle Händler schneller identifizieren.

Kennzeichnung soll gegen illegalen Handel helfen.
Kennzeichnung soll gegen illegalen Handel helfen. © Foto: unsplash.com/Hermes Rivera (Symbolfoto)

Auch beim Online-Tierhandel könnte die verpflichtende Maßnahme den illegalen Handel eindämmen, da nur noch registrierte und gekennzeichnete Tiere online angeboten werden dürfen.

Selbst wenn Hunde oder Katzen einmal weglaufen, verloren gehen oder an einem anderen Ort wieder auftauchen, könnten Tierärzte, Tierheime oder die Polizei sie sofort identifizieren und dem verzweifelten Besitzer wieder zurückbringen. Auch gegen Halter, die Tiere mutwillig "entsorgen" könnte die Polizei leichter vorgehen und diese kriminelle Handlung wirksam bestrafen.

Entlastung für Tierheime

Somit würde eine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht sowie die länderübergreifende Zusammenarbeit das Leid unzähliger Tiere verringern und die völlig überfüllten Tierheime entlasten.

Ankündigungen, Optionen und Prüfungen lindern die Tierqual nicht

Eine europaweite, einheitliche Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht von Welpen sowie vernetzte Register sind Maßnahmen, die der Deutsche Tierschutzbund schon seit längerer Zeit fordert.

Melanie Till, Referentin für EU-Koordination beim Deutschen Tierschutzbund sagt zu der Ankündigung einer Überarbeitung der EU-Tierschutzgesetze: "Daher begrüßen wir solche Absichten. Doch solange nur Optionen geprüft werden, der Konjunktiv eine große Rolle spielt und die Pflicht lediglich für Hunde und Katzen von gewerblichen Anbietern statt für alle gelten würde, können wir die Kommission nur auffordern, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Es braucht mehr als einen halben Schritt vorwärts."

Einheitliche Regeln und konsequente Umsetzung müssen her

Wie sollen sich die derzeitigen 27 Mitgliedsstaaten der europäischen Gemeinschaft auf eine einheitliche Vorgehensweise verständigen, wenn es noch einmal Deutschland schafft, eine deutschlandweite Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht von Hunden voranzutreiben?

Denn trotz entsprechender Ankündigung im Koalitionsvertrag ist Deutschland darin zusammen mit vier weiteren Mitgliedsstaaten Schlusslicht in Europa. Auch für Samtpfoten – außer für Freigängerkatzen – gilt in den wenigsten Gemeinden eine solche Pflicht. Somit sind in Deutschland über die Hälfte (54 Prozent) aller vierbeinigen Mitbewohner nicht in einem Haustierregister, wie zum Beispiel dem "FINDEFIX" des Deutschen Tierschutzbundes, registriert.

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Solange die EU-Kommission "prüft", ihre "Absicht erklärt" oder "Maßnahmen ankündigt", werden weiterhin jährlich Tausende Hunde-Welpen, Katzen-Kitten und andere Tierarten verkauft. Viele der Tiere stammen aus "Welpen-Fabriken" oder "Vermehrungsstationen" in Ost-Europa. Hier werden Tierbabys viel zu früh von ihren Müttern getrennt und ohne Wasser, Futter oder medizinische Versorgung tagelang durch Europa gefahren – auch zu uns nach Deutschland.  © Deine Tierwelt

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