Was ist Brachyzephalie? Der Begriff Brachyzephalie kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Begriffen "brachys" für kurz und "kephale" für Kopf zusammen. Brachyzephalie bedeutet also Kurzköpfigkeit. Sie ist angeboren und wurde aktiv durch Zucht bei bestimmten Rassen herbeigeführt. Welche Hunde, Katzen und Kaninchen von diesen Qualzuchtmerkmalen betroffen sind, liest Du hier.

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Kurzköpfige Hunderassen wie der Mops und die Französische Bulldogge sind sehr beliebt. Doch das "niedliche" Aussehen ist äußerst fatal: Diese Hunde leiden oft unter schweren Atemwegsproblemen, die häufig auch zu Magen-Darm-Beschwerden führen.

Die Verbreitung brachyzephaler Hunde hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Dies liegt unter anderem daran, dass ihre runden Köpfe und großen Augen babyähnlich aussehen und somit als besonders süß wahrgenommen werden (Kindchenschema).

Diese Hunderassen sind von Brachyzephalie betroffen

Doch Möpse sahen nicht immer so aus wie heute. Ältere Darstellungen zeigen, dass diese agilen kleinen Hunde erst in den letzten 50 bis 80 Jahren eine stark verkürzte Nase bekommen haben. Verantwortlich dafür sind überzogene Rassestandards von Hundezuchtverbänden.

Von Brachyzephalie betroffene Rassen sind:

  • Mops
  • Englische Bulldogge
  • Französische Bulldogge
  • Pekinese
  • Chihuahua
  • Boxer
  • Cavalier King Charles Spaniel
  • und weitere
Möpse gelten als Qualzucht.
Möpse gelten als Qualzucht. © Foto: unsplash.com/Marcus Cramer (Symbolfoto)

Um die Nachfrage nach den betroffenen Hunderassen einzudämmen und die Entstehung weiteren Leids für die Hunde zu verhindern, sind die folgenden Rassen in unserem Tiermarkt verboten: Mops, Englische Bulldogge, Exotic Bully und Pocket Bully. Das heißt, dass Züchter keine Hunde dieser Rassen zum Verkauf anbieten dürfen. Kontinuierlich feilen unsere Tierschutzbeauftragten an den Tierschutzmaßnahmen. Wichtig ist uns deshalb, sowohl hier ihm Magazin als auch im Tiermarkt für Aufklärung zu Sorgen.

Brachyzephalie betrifft auch einige Katzenrassen

Auch einige Katzenrassen, wie die Britisch Kurz-/Langhaar, die Munchkin Katze und Perser oder Exotic Shorthair sind von der Brachyzephalie betroffen. Man spricht dabei auch oft vom sogenannten Peke-Face. In Begleitung von besonders ausgeprägten Atemgeräuschen bekommen diese Tiere nur schlecht Luft.

Sie ermüden bei körperlicher Anstrengung schnell und können dadurch im Extremfall ohnmächtig werden. Manchmal kommt es zu Husten, Erstickungsanfällen und Erbrechen. Neben den akuten Beschwerden treten mit der Zeit weitere Folgeprobleme auf, wie zum Beispiel Entzündungen an anderen Stellen der Atemwege und Herzprobleme.

Der Rassestandard für Perserkatzen setzt einen runden Kopf mit einer kurzen, breiten Nase auf Höhe des unteren Augenlids voraus. Die Ohren sollen klein, die Augen besonders groß und rund und der Körper klein sein. Diese Merkmale machen die Perserkatze zu einer brachyzephalen Rasse, die unter erheblichen gesundheitlichen Problemen leidet.

Neben Scottish Gold und Munchkin Katzen sind diese weiteren Katzenrassen im Tiermarkt von DeineTierwelt verboten.

Perserkatzen leiden oft unter Krankheiten.
Perserkatzen leiden oft unter Krankheiten. © Foto: unsplash.com/Dan Wayman (Symbolfoto)

Kurzköpfigkeit bei Kaninchen

Brachyzephalie tritt nicht nur beim Mops oder der Perserkatze auf. Auch bei Kaninchen sind diese Qualzucht-Merkmale mittlerweile bekannt. Rundköpfige Zwergkaninchen haben mit ähnlichen Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Durch Zuchtauslese wurde der Schädel immer mehr verkürzt, besonders betroffen sind die Nase und der Unterkiefer.

Werden Kaninchen mit einem besonders kurzen Oberkiefer verpaart, so werden die Gene autosomal-rezessiv vererbt. Das heißt, dass die Eltern gesund sein können, nur die krankmachende Genveränderung weitergeben und so ein erkranktes Kind zur Welt bringen. Wird die Kurzköpfigkeit übertrieben, entsteht eine extreme Form der Brachyzephalie, teils auch verbunden mit einem verkürzten Oberkiefer. Die Kaninchen leiden unter lebenslangen Gesundheitsschäden.

Vorwiegend betroffene Rassen sind:

  • Hermelin-Kaninchen
  • Farbenzwerge
  • Widder-Rassen (Zwergwidder, Kleinwidder…)

Die Züchtung auf Klein- und Rundköpfigkeit geht mit einer Veranlagung zu Zahnstellungsanomalien im Ober- oder Unterkiefer einher. Da Kaninchenzähne lebenslang nachwachsen, kann eine Fehlstellung im Kiefer zu massiven Zahnerkrankungen führen. Viele brachzyphale Kaninchen leiden außerdem unter Erkrankungen des Tränennasenkanals (tränende Augen), da dieser durch die Einengung der oberen Atemwege oftmals verengt ausgeprägt ist und näher an den Zahnwurzeln liegt.

Die verengten Nasenhöhlen schränken die Atemwege ein, sodass es zu erschwerter Atmung, Atemgeräuschen oder sogar zu Atemnot und einem Kollaps kommen kann. Die Nasenmuscheln sind so verengt, dass kaum noch Luft hindurch gelangen kann.

Aus diesen Gründen können folgende Kaninchenrassen nicht im DeineTierwelt-Tiermarkt angeboten werden, darunter unter anderem auch Widderkaninchen.

Auch Kaninchen können Qualzucht-Merkmale haben.
Auch Kaninchen können Qualzucht-Merkmale haben. © Foto: unsplash.com/Waranya Mooldee (Symbolfoto)

Deshalb ist die Zucht von Kurzköpfigkeit mehr als problematisch

Die intensive Zucht auf einen runden, kurzen Kopf führt zu erheblichen gesundheitlichen Problemen, die als "Brachyzephalie-Syndrom" bekannt sind. Die häufigsten Auswirkungen sind zu enge Nasenlöcher, was die Luftzufuhr erheblich einschränkt. Auch der Nasenvorhof ist häufig zu schmal, weil die Nasenflügel hineinragen.

Bei gesunden Hunden verlängert sich die Schnauze während des Wachstums von der Welpen-Stupsnase zur erwachsenen Form. Die Nasenmuscheln, schleimhautbedeckte, gewundene Knochen, befeuchten, erwärmen oder kühlen die Atemluft. Beim Hecheln sorgen sie durch Verdunstung von Feuchtigkeit für Kühlung, da Hunde nicht effektiv schwitzen können. Die Hitzeregulierung fällt ihnen schwer, was übermäßiges Hecheln hervorruft. Bei brachyzephalen Hunden sind die Nasenmuscheln gestaucht, erfüllen ihre Funktionen nicht und verengen den Luftkanal. Zudem sind sie im Verhältnis zur Körpergröße zu dick.

Auch im Rachen ist der Luftweg verengt. Ein übergroßes Gaumensegel, eine große Zunge und entzündete Mandeln nehmen wertvollen Raum ein. Der Kehlkopf, der die Luftröhre verschließt, ist bei Möpsen oft instabil und mit geschwollener Schleimhaut bedeckt, was zum Kollaps des Kehlkopfs und damit zu Atemnot führt. Möpse haben oft weiche Knorpel in der Luftröhre, was zu einem Trachealkollaps führt. Französische Bulldoggen haben hingegen zu enge Knorpelspangen, die den Luftdurchlass behindern. Diese Probleme setzen sich oft in den Bronchien fort und erschweren den Luftstrom.

Durch den Unterdruck beim Einatmen wird die Speiseröhre vergrößert, wodurch es zu einer chronischen Entzündung der Speiseröhre kommt. Bei kurzköpfigen Hunden ist außerdem der Vagusnerv, einer der zwölf wichtigsten Nerven im Hirn, gereizt und sorgt für vermehrtes Würgen und Erbrechen. Auch der Verdauungstrakt ist oft chronisch entzündet, weshalb die Tiere an erheblichen Verdauungsstörungen leiden.

Besonders die Atemwege sind betroffen

Die oberen Atemwege der Perserkatze sind durch verengte Nasengänge, verdickte Gaumensegel und deformierte Kehlköpfe stark beeinträchtigt, weshalb die Katze an Atemnot leidet. Körperliche Anstrengung fällt den Katzen daher schwer. Die Augen stehen teilweise hervor und tränen aufgrund zu enger Tränenkanäle und eingedrehter Augenlider. Manchmal schließen die Lider nicht vollständig, was häufig zu chronischen Augenentzündungen führt.

Schwere Geburten

Auch der kurze Kiefer bereitet Probleme. Oft haben nicht alle Zähne ausreichend Platz, was zu Zahnfehlstellungen und Gebissverschiebungen führt, das ist auch bei kurzköpfigen Hunden wie Möpsen der Fall. Einige Perserkatzen können ihr Maul nicht vollständig schließen oder haben Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme. Zudem ist die Polyzystische Nierenerkrankung bei Perserkatzen weit verbreitet und führt zu Nierenversagen. Die übergroßen Köpfe der Perserkatzen und auch Französischen Bulldoggen verursachen oft Probleme bei der Geburt, sodass die Kitten und Welpen häufig per Kaiserschnitt geholt werden müssen, da die Geburtskanäle zu eng sind. Ohne medizinische Eingriffe kommt es oft zu Totgeburten.

Weitere Einschränkungen

Nicht alle Symptome treten bei jedem brachyzephalen Hund gleich stark auf. Auch, wenn bei manchen brachyzephalen Hunden manche Symptome weniger stark ausgeprägt sind, ist der Hund dennoch nicht gesund. Kurzköpfige Hunde atmen meist durch den Mund, da die Atemwege verengt und eingeschränkt sind. Atmet der Hund ausschließlich durch die Schnauze, so ist dies ein Zeichen von extremer Belastung. Da Hunde normalerweise durch die Nase atmen, sind die Einschränkungen der oberen Atemwege besonders gravierend.

Augenprobleme und extreme Krampfanfälle

Außerdem besteht beispielsweise beim Mops und Frenchie die Gefahr, dass die Augäpfel rausfallen – zum Beispiel, wenn man sie im Nacken packt. Denn der Knochen umschließt die Augäpfel nicht richtig und die Lider können kaum geschlossen werden. Noch etwas ist bei kurzköpfigen Hunden zu klein: Das Gehirn passt beim Cavalier Spaniel nicht in den Schädel, sodass ihr Kleinhirn durchs Schädelloch durchgequetscht wird. Da die Ansammlung von Hirnflüssigkeit durch eine Engstelle im Rückenmark zu einer länglichen Blase gestaut wird (Syringomyelie). Diese Krankheit ist mit normalen Schmerzmitteln nicht zu behandeln. Das führt zu Hirndruck sowie Kopfschmerzen und muss operiert werden. Sie zeigen Symptome wie Phantomkratzen und leiden unter extremen epileptischen Krampfanfällen.

Was ist Qualzucht?

Das Deutsche Tierschutzgesetz verbietet die Zucht von Tieren, wenn zu erwarten ist, dass deren Nachkommen Schmerzen, Leiden oder Schäden erleiden werden. Dazu gehören fehlende oder missgebildete Organe, die ihre Funktion nicht ausreichend erfüllen können, sowie Verhaltensstörungen.

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Die Auswirkungen der Zucht auf Kurzköpfigkeit bei Hunden zeigen deutlich, dass diese Praktiken unter Qualzucht fallen. Hunde, die aufgrund der Brachyzephalie am Atemwegssyndrom leiden, sollten keinesfalls zur Zucht eingesetzt werden!  © Deine Tierwelt

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