Sie gehören schon immer zum Central Park, doch jetzt stehen die Kutschen in New York vor dem Ende. Politiker Robert Holden brachte einen Gesetzesentwurf zum Verbot ein. Sein Ziel: Ab 2024 sollen nur noch E-Kutschen durch den weltberühmten Park fahren.
Bei New-York-Besuchern steht er ganz oben auf der Sightseeing-Liste: Der Central Park ist eine Touristen-Attraktion. Rund 25 Millionen Menschen besuchen die Anlage jährlich. Und für viele gehört dann auch eine Kutschfahrt dazu. Doch das soll sich jetzt ändern, wenn es nach den New Yorkern geht. Sie wollen die Kutschen ausrollen lassen…
Dabei gehören Kutschen schon immer zum Central Park, der 1857 vom damaligen Bürgermeister Fernando Woodgeplant wurde. Die Landschaftsgärtner Frederic Law Olmstad und Calvert Vaux legten den fast 350 Hektar großen Park im englischen Stil an. Hunderttausende Bäume wurden gepflanzt, Brücken gebaut, Seen ausgehoben. Und natürlich wurden auch Straßen gebaut – extra-groß, damit Kutschen sie entspannt passieren können.
Kutschen in New York – ein gutes Geschäft
Seitdem hat sich viel geändert, die Kutschen blieben. Und sind auch ein Wirtschaftsfaktor: 68 lizensierte Kutschen gibt es, die im Central Park oberhalb der 34th Street fahren. Und sie verdienen nicht schlecht: rund 165 Dollar kostet eine einstündige Fahrt. Doch auch wenn Touristen die Touren lieben – die Begeisterung der New Yorker fürs Kutschen-Geschäft sinkt. Schon 2014 kämpfte der damalige Bürgermeister Bill de Blasio für ein Kutschenverbot – und scheiterte.
Jetzt gibt es den nächsten Versuch. Robert Holden, Mitglied des Queens Council, stellte einen Gesetzentwurf vor, der die 68 Pferdekutschen im Central Park bis zum 1. Juni 2024 durch 68 Elektrokutschen ersetzen soll. Laut Holdens Sprecher Kevin J. Ryan "ist der Stadtrat der Ansicht, dass es in diesem modernen Zeitalter keinen Grund gibt, Pferde weiterhin auf diese Weise zu verwenden. Es ist kein gutes Leben für sie. Es verursacht auch Probleme der öffentlichen Sicherheit."
Pferd liegt eine Stunde auf der Straße
Tierrechtsgruppen, allen voran "New Yorkers for Clean, Livable and Safe Streets" (NYCLASS), warnen seit langem, dass die Pferde im Central Park misshandelt werden. Denn immer wieder gibt es Unfälle mit Kutschpferden. So brach am 10. August der Wallach Ryder auf der belebten Ninth Avenue zusammen – wahrscheinlich aufgrund von Krankheit und Hitzeerschöpfung. Er lag über eine Stunde ohne tierärztliche Versorgung auf der Straße, während sein Fahrer ihn Berichten zufolge schlug, auspeitschte und anschrie. Anschließend kam Ryder in eine Klinik, wo er Mitte Oktober erlöst werden musste.
Gegen die pauschalen Vorwürfe wehren sich die Kutschbetriebe. Schließlich halten sie sich an die Gesetze, sagen sie. Und das heißt: Pferde dürfen nicht bei Temperaturen über 32 oder unter -7 Grad eingesetzt werden. Sie dürfen höchstens neun Stunden am Tag arbeiten. Und sie haben ein Recht auf fünf Wochen "Jahresurlaub".
Ein Pferd kann überall krank werden
Und auch die Gewerkschaft "Transport Workers Union Local 100" wehrt sich. Sie vertritt die Kutscher und betont, dass die Pferde gut versorgt sind. Laut Pete Donohue, einem Sprecher der Organisation, "kommt jeder Experte, der sich dies angeschaut hat, zu dem Schluss, dass diese Pferde gut gepflegt und human behandelt werden und bei guter Gesundheit sind und eine hervorragende Pflege erhalten." Als Antwort auf Berichte über verletzte Pferde sagte Donohue: "Ein Pferd kann in New York City krank werden, oder es kann auf einer Farm krank werden. Es kann überall krank werden."
Doch der Gegenwind für die Kutschbetriebe wird schärfer. Mehrere andere Stadtratsmitglieder haben Holdens Gesetzentwurf unterstützt. Und er selbst ist optimistisch. Denn: "Elektrokutschen sind genauso charmant, günstiger und man muss dafür kein Tier missbrauchen." Und noch ein Argument spricht für die E-Kutschen: "Sie würden viel weniger Platz einnehmen als die Kutschenpferde und ohne Misthaufen, dem Radfahrer und Läufer ausweichen müssen." © Pferde.de
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