Nicht nur wir Menschen können sie bekommen – auch Pferde können unter Parodontitis leiden. Hier sieben Fakten, die Du kennen solltest…
Das Sprichwort sagt zwar: "Einem geschenkten Gaul guckt man nichts ins Maul". Aber vermutlich hast Du Dein Pferd gar nicht geschenkt bekommen. Und wenn doch: Du solltest ihm trotzdem öfters mal ins Maul schauen. Genauer: Auf die Zähne und das Zahnfleisch.
Der Grund: Die Natur hat bei Pferden in Sachen Zähne ziemlich mitgedacht. Denn: Durch das Kauen werden die Zähne kontinuierlich abgerieben. Pro Jahr können das bis zu vier Millimeter sein. Damit die Zähne nicht immer kleiner werden, werden sie aus dem Zahnfach ständig nachgeschoben. Beim Fressen wird das Futter mit der Kaubewegung über die gesamte Kaufläche hinweg gründlich zermahlt. Ist alles okay, wird das Gebiss so gleichmäßig belastet.
Doch wenn das Gebiss aus der Balance gerät, kann das Folgen haben. Dazu gehört auch die Parodontitis. Hier die wichtigsten Fakten zu der Krankheit:
1. Parodontitis – eine Entzündung mit Folgen
Der Begriff leitet sich von zwei altgriechischen Worten ab: para – auf Deutsch: neben – und odous – auf Deutsch: Zahn. Dahinter verbirgt sich eine Entzündung des Zahnhalteapparates. Das heißt: Der Zahn selbst ist in den meisten Fällen intakt, aber das Gewebe, das ihn hält, ist betroffen, häufig der Bereich der Backenzähne. Bleibt die Parodontitis unentdeckt und unbehandelt, können sich die Zähne lockern und schließlich rausfallen.
2. Futterreste lösen Parodontitis beim Pferd aus
Für die Entstehung von Parodontitis gibt es ganz klar einen "Übeltäter": In allen Fällen sind Futterreste die Ursache. Die bleiben in den Zahnzwischenräumen hängen. Und da Pferde sich nicht wie wir mit Zahnseide und Co. die Zähne putzen, bleiben die Futterreste ziemlich lange hängen. Die Folge: Sie fangen an zu gären, werden zum Nährboden für Bakterien – und das umliegende Zahnfleisch entzündet sich.
3. Zahnlücken – dafür gibt es mehrere Gründe
Bei einem gesunden Pferdegebiss stehen die Zähne dicht an dicht nebeneinander. Das ist der beste Schutz vor Parodontitis. Doch warum entstehen dann Zwischenräume? Oft ist eine mangelnde Zahnpflege die Ursache. Zwar "putzen" auch Pferde ihre Zähne. Ständiges Kauen langer Fasern reinigt nämlich die Zähne. Heißt: Die beste Zahnpflege für Pferde ist genügend Raufutter.
Das Problem: Heute fressen Pferde nicht mehr so lange und nicht mehr so hartes Futter. Die Folge: Die Zähne nutzen weniger ab. Es bilden sich scharfe Kanten, Wellen und Haken an den Pferdezähnen. Dadurch kann das Pferd das Futter nicht mehr ausreichend zerkleinern. Die scharfen Kanten verletzen zudem die Schleimhäute. Betroffene Pferde umgehen den Schmerz, indem sie den Unterkiefer nicht wie gewohnt beim Kauen verschieben. So werden die Zähne ungleichmäßig belastet. Dadurch verschieben sich im Laufe der Zeit einzelne Zähne, eine kleine Lücke entsteht.
Übrigens: Aber auch Gebissfehler, wie zum Beispiel ein Treppengebiss, können die Ursache sein. So bezeichnet man das Auftreten von mehreren Meißelzähnen im Ober- und/oder Unterkiefer beim Pferd, die zu einem treppenartigen Aussehen des Gebisses führen. Die Folge auch hier ist eine ungleichmäßige Kaubelastung.
4. Oft sind ältere Pferde betroffen
Da Zahnzwischenräume Parodontitis begünstigen, sind ältere Pferde häufiger betroffen. Der Grund: Der Kieferknochen baut im Laufe der Jahre ab, das Zahnfleisch geht zurück – genau wie bei uns Menschen. Dazu haben ältere Pferde oft auch viel Zahnstein. Auch er kann das Zahnfleisch entzünden. Bleibt das unbehandelt, "wandert" die Entzündung ins Zahnfach.
Dazu sind auch Pferde mit geschwächtem Immunsystem und Stoffwechselerkrankungen wie ECS besonders gefährdet für Zahnerkrankungen.
5. So erkennst Du Parondontitis beim Pferd
Leichte Parodontosen werden häufig nur von einem Tierarzt entdeckt, da Pferde meist noch normal fressen können. Dazu gibt es so genannte unspezifische Symptome, also Hinweise, die nicht sofort an eine Parodontitis denken lassen. Dazu gehören:
- Beschwerden beim Kauen
- starkes Speicheln beim Fressen
- Gewichtsverlust
- struppiges Fell
- Lustlosigkeit
Bei einer schwerwiegenden Parodontitis riecht der Atem faulig. Auch Zahnfleischbluten tritt auf.
6. Parodontitis beim Pferd behandeln
Zuerst werden die Zahnzwischenräume gründlich gereinigt, damit sich die Bakterien nicht weiter ausbreiten können. Gegen die Entzündungen werden meist Medikamente, also Antibiotika, gegeben. Manchmal werden die Zahnlücken erweitert. Klingt paradox, sorgt aber dafür, dass die Lücken größer werden und so weniger Nahrung hängen bleibt. Es kann auch sein, dass einige Zähne gezogen werden müssen, da sie keinen Halt mehr haben.
7. Gute Zahnpflege ist die beste Vorbeugung
Der beste Schutz vor Parodontitis sind gesunde Zähne. Und dafür sollte Dein Pferd regelmäßig zum Zahnarzt, der dann das Gebiss Deines Pferdes genau untersucht. Auch regelmäßige Zahnreinigungen beugen vor. Bei älteren Pferden kann das Füttern von eingeweichtem Heu oder Heucobs das Risiko verringern, dass sich das Futter in den Zahnzwischenräumen einlagert und gärt. © Pferde.de
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