Egal, ob Weltmeisterschaften, Olympische Spiele oder Galopprennen: Bei den ganz großen Veranstaltungen reisen Pferde aus vielen Ländern an. – Und fliegen dabei auch mal First Class. Wie das genau funktioniert, erfährst Du hier.
Der Dubai World Cup gilt als eine der größten Rennveranstaltungen der Welt. In diesem Jahr gingen 122 Pferde an den Start, erliefen insgesamt Preisgelder in Höhe von 30,5 Millionen US-Dollar. Doch während die Rennen selbst nur wenige Minuten dauern, erfordert der Transport der Pferde monatelange Vorbereitungen und Hunderte von Menschen, wie "CNN” berichtet.
"Das ist eine riesige Operation", so John Nicholls, Quarantäne-Manager beim "Dubai Racing Club”. Mit seinem Team ist er für die Gesundheit der Pferde verantwortlich – von der Landung in der Stadt bis zur Abreise. "Es ist im Grunde die ganze Zeit für sie ein Fünf-Sterne-Hotel", sagt Nicholls. "Sie bekommen viel Wasser, viel Heu und Aufmerksamkeit."
Flug: Nach Dubai geht es meist im Privat-Flieger
Dabei fliegen die Pferde sehr exklusiv nach Dubai. Denn: Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, Herrscher von Dubai und begeisterter Fan von Pferderennen, hat eine eigene Boeing 747. Und die transportiert normalerweise alle Rennpferde für die Veranstaltung in und aus der Stadt. Doch in diesem Jahr wurde aus dem Privatflug für die Pferde nichts. "Leider befindet sich das Flugzeug im Moment in der Wartung, so dass die Pferde kommerziell fliegen. Es ist kein großer Unterschied, aber es ist viel bequemer für uns, ein eigenes Flugzeug zu haben", so Nicholls.
Bei den kommerziellen Flügen reisen die Pferde in klimatisierten Boxen im Frachtraum eines Flugzeugs, in das bis zu 25 Boxen mit jeweils bis zu drei Pferden passen. Und auch bei Pferden gibt es unterschiedliche Klassen. Drei Pferde in einer Box ist Economy, zwei Pferde ist Business Class. Steht nur ein Pferd in einer Box, reist es First Class.
First Class: Auch kleine Pferde brauchen Platz
In Emirates-Flugzeugen stehen die Pferde in maßgeschneiderten Boxen mit verstellbaren Dächern, Belüftungsabdeckungen zur Steuerung von Licht und Temperatur und rutschfesten Gummiböden. – "Das Pferde-Äquivalent zu Business-Class-Reisen", unabhängig davon, wie viele sich in der Box befinden, sagt Nadeem Sultan, Senior Vice President of Cargo Planning and Freighters bei Emirates SkyCargo.
Und: Anders als bei menschlichen Passagieren macht mehr Platz es für Pferde nicht automatisch bequemer, sagt Suné Schäffler, General Manager bei Equitrans, einem Reitlogistikdienst. "Sie sind Herdentiere, also wollen sie nah beieinander sein, vor allem, wenn die Pferde jünger sind. Solange sie das Pferd neben sich sehen können, geht es ihnen gut."
Start und Landung sind am schwierigsten
Und: Nicht immer sind es die ganz großen Pferde, die mehr Platz brauchen. "Bestimmte Pferde haben ein anderes Reiseverhalten. Sie mögen klein sein, aber sie brauchen mehr Platz", so Schäffler. Andere werden klaustrophobisch und unruhig, wenn sie die Seiten ihres Stalls berühren. Also bekommen sie mehr Platz, um zu verhindern, dass sie in Panik geraten und sich verletzen.
Professionelle Pfleger und ein Tierarzt begleiten die Pferde während des gesamten Ladevorgangs und der Reise – First Class-Service für alle. Start und Landung sind die schwierigsten Momente, in denen Probleme am wahrscheinlichsten auftreten. Wie bei einem Flug von New York nach Lüttich: Da hatte sich ein Pferd beim Start aus der Box befreit. "Wir können das Pferd nicht sichern", teilte der Pilot per Funk mit, und drehte direkt wieder um.
Flug: Die Pferde sind meist unkompliziert
Doch solche Vorfälle sind extrem selten. Was auch daran liegt, dass die Pferde ganz individuell für die Flüge "gesichert" werden. Wer keine lauten Geräusche mag, bekommt zum Beispiel Ohrstöpsel. Und die meisten Pferde tragen spezielle Kompressionsgamaschen. Dazu gibt es auch ein Pferde-Catering an Bord. Wasser gibt es während des gesamten Flugs. Dazu bekommen Pferde Heu, damit sie beschäftigt sind.
Bei der Organisation der tierischen Flüge sind die Pferde meist kein Problem. "Sie sind sehr unkompliziert", so Schäffler. Schwierig wird es durch die Menschen – und ihre Ausrüstung. Für 82 Pferde, die dieses Jahr nach Dubai geflogen sind, wurden rund 5.000 Kilo Ausrüstung mitgenommen. "Die Leute bringen alle möglichen Dinge mit, die sie nicht wirklich brauchen", so Nicholls. Er erinnert sich, dass eine Person mit einer Kiste flog, die so groß war, dass der Flughafen keinen Gabelstapler hatte, der "stark" genug war, um sie zu bewegen. Und ein anderer brachte eine antike Metallkiste mit Ersatz-Reitausrüstung mit. Da alles auch durch den Zoll muss, können solche Extras viel Zeit kosten…
Einige reisen mit eigener Einstreu
Doch auch für die Pferde ist manchmal Extra-Gepäck an Bord. Einige Trainer bringen ihr eigenes Stroh und ihre eigene Stalleinstreu mit – manchmal, um Stauballergien zu mildern, aber oft, um jedes Detail der Routine des Pferdes zu regeln. "Es ist eine Sache der Kontrolle", sagt Nicholls. – Und des Aberglaubens. So ist zum Beispiel die Box von einem früheren Sieger heiß begehrt. Und an den Trensen sind oft Talismane angebracht…
Während wir Menschen einen Reisepass brauchen, fliegen die Pferde mit ihrem Pferdepass. "Die Pferde müssen auf Reisen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, was den Wohnsitz, die Quarantäne vor oder nach der Ankunft, Blutuntersuchungen und Impfungen angeht", so Schäffler. Pferde haben zwar Mikrochips, mit denen sie hauptsächlich identifiziert werden. Aber ihr Pass zeigt auch ihre Farbe, ihr Geschlecht, ihre Rasse und ihre eindeutigen Markierungen auf einem Diagramm an, um die Sicherheit bei der Identifizierung zu unterstützen.
Übrigens: Wie Menschen können auch Pferde einen Jetlag bekommen. Deshalb rät Nicholls, dass die Pferde zwei bis drei Wochen vor dem Rennen anreisen, "um sich zu akklimatisieren". Doch nicht jeder hält sich daran: In diesem Jahr gab es Pferde, die am Tag vor ihrem Rennen eingeflogen wurden. © Deine Tierwelt
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