Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) tritt zum Beispiel bei Polizistinnen, Rettungssanitätern oder Soldaten nach einem Auslandseinsatz auf. Was dann hilft? Zum Beispiel eine Pferdetherapie. Doch wirkt sie wirklich? Eine Studie soll nun Klarheit bringen. Und die ersten Ergebnisse zur pferdegestützten Therapie sind vielversprechend.

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Laut Definition tritt PTBS als eine verzögerte psychische Reaktion auf ein extrem belastendes Ereignis, eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes auf. Damit haben zum Beispiel Menschen zu kämpfen, die aufgrund ihrer Arbeit immer wieder belastenden und potentiell dramatischen Situationen ausgesetzt sind. Und ob Pferde den Betroffenen helfen können, das will aktuell die Bundeswehr wissen.

Deshalb gab es jetzt hohen Besuch beim Inklusiven Pferdesport- und Reittherapiezentrum (IPRZ) in Berlin-Karlshorst: Der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner, und der PTBS-Beauftragte, Generalarzt Dr. Jörg Ahrens, kamen, um sich über die Studie zur Unterstützung von traumatisierten Soldatinnen und Soldaten zu informieren. Und die beiden Generalärzte waren sehr beeindruckt von der Arbeit.

Die Studie zur pferdegestützten Therapie bei Traumafolgestörungen läuft seit 2020 in Kooperation zwischen dem Psychotraumazentrum (PTZ) des Bundeswehrkrankenhauses Berlin und dem IPRZ. Bei dem Besuch stellten die Verantwortlichen der Studie, Oberregierungsrat Dr. Kai Köhler und seine Kollegin Regierungsamtsrätin Sonja Heinrich, die sehr positiven Studienergebnisse vor. "Wir haben ganz verschiedene Patienten, darunter chronifizierte, aber auch neu erkrankte Patientinnen und Patienten in Therapie. Mit den Pferden haben wir aber einen ganz neuen Ansatz", erläuterte Köhler seine Erfahrungen mit dieser Therapieform und betonte: "Es gibt als Studie aktuell weltweit nichts Vergleichbares."

Traumatisierte kommunizieren über das Pferd

"Die Tiere nehmen kleinste Veränderungen in unserer Körperhaltung wahr", so Juliane Küchler. Sie ist seit 2020 beim IPRZ Reittherapeutin und führt die traumapädagogische Therapie mit den Soldatinnen und Soldaten durch. "Jeder hat bei uns sein festes Pferd und baut in der Kennenlernphase eine Verbindung zu ihm auf."

Die Kommunikation über das Pferd kann sehr entlastend wirken, so die Therapeutin: "Häufig bringen die Probanden eine hohe Grundanspannung mit, die bewusst wahrgenommen wird und das Pferd spiegelt das, selbst wenn die äußere Fassade und die innere Haltung nicht zusammenpassen." Dies könne das Pferd durch sein Verhalten, durch die Interaktion mit ihm aufdecken und man könne dann Themen ansprechen, die dem Probanden gar nicht bewusst wären.

Selbst- und Fremdwahrnehmung spielen dabei eine große Rolle. Manche Pferde werden unruhig, wenn sie die Ängste und Unsicherheiten eines Patienten spüren, kompensieren es aber gut. "Dafür ist die Therapeutin dabei, diesen Prozess zu begleiten", so die Geschäftsführerin des IPRZ, Friederike Wendt. "Die Abschiedsrunde am Ende der Therapie ist immer sehr emotional. Das macht die ganze Therapie auch so schön, weil wir so viel Herzlichkeit und so positive Schwingungen zurückbekommen."

Therapie-Effekte brauchen Zeit.
Therapie-Effekte brauchen Zeit. © Foto: unsplash.com/Daniel Cano (Symbolfoto)

PTBS: Therapie-Effekte brauchen Zeit

"Unsere Therapiedurchgänge finden jedes Quartal für sechs Wochen statt. Bis heute nahmen, aufgeteilt in die drei Gruppen, schon 75 Probanden teil", so Köhler. Die insgesamt 16 Therapiestunden sowie die Unterkunft und An- und Abreise sind im Rahmen der Studie für die Teilnehmenden kostenfrei. Bei einer diagnostizierten Einsatzfolgestörung, wie beispielsweise einer PTBS, aber auch bei Angststörung, Depressiver Störung, Anpassungsstörung oder somatoformer Störung ist eine Studienteilnahme möglich.

Oberregierungsrat Dr. Kai Köhler: "Mit unseren ersten Zwischenergebnissen zeigen wir, dass sich im Verlauf der Therapie bestehende PTBS-Symptome signifikant reduzieren. Aber auch bei depressiver Symptomatik erzielen wir deutliche Verbesserungen." Oberstarzt Prof. Dr. Peter Zimmermann hob noch einmal hervor, dass an der Therapie Männer und Frauen mit immenser Einsatzerfahrung teilnehmen beziehungsweise teilgenommen haben. Die Einsatzdauer eines Soldaten sei signifikant für Veränderungen im Gehirn. "Wenn ein Therapie-Effekt erzielt werden soll, brauchen wir Zeit", betonte der Leiter am PTZ.

Was Pferdetherapie bei PTBS bewirkt

Ein Symptom bei einer PTBS ist eine ständige Alarmbereitschaft. Das Herz schlägt dann ruhig. Aber genau das sei das Krankhafte und könne zum Herzinfarkt führen. Ziel sei es deshalb, die Schwankung der Herzrate zu erhöhen, denn "je höher sie schwankt, umso gesünder ist der Mensch", erklärte Zimmermann.

Dieser Biomarker sei objektiv und unabhängig von einer subjektiven Einschätzung des Probanden. "Und wenn wir durch die Therapiemaßnahme die Herzrate tatsächlich steigern und verbessern können, dann ist das auch ein sehr wichtiges Argument für die Gesundheitsfürsorge und letztlich für das Betriebliche Gesundheitsmanagement."

Studie mit drei Therapie-Methoden

Die Studie zur Wirksamkeit der pferdegestützten Therapie bei Einsatzfolgestörungen ist in drei sogenannte Interventionsgruppen unterteilt. Die erste Gruppe wird nach der EAGALA-Methode (Equine-Assisted Growth and Learning Association), einem amerikanischen Modell mit psychotherapeutischem Schwerpunkt, therapiert.

In Kooperation mit dem Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten (DKThR) durchläuft die zweite Gruppe die sogenannte DKThR-Methode. Hierbei handelt es sich um eine traumapädagogische Therapie.

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Die dritte Gruppe ist eine Kontrollgruppe mit der bisherigen Standard-Psychotherapie. Im Berliner Therapiezentrum IPRZ betreuen zwei Therapeutinnen die Probanden. Derzeit läuft die DKThR-Therapie im Einzelsetting an einem Pferd.  © Pferde.de

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