Der Säure-Basen-Haushalt ist wichtig. Und er muss im Gleichgewicht bleiben – sonst wird Dein Partner auf vier Hufen zum Beispiel "sauer". pferde.de nennt die wichtigsten Fakten zu Säure und Basen und gibt Tipps, wie Du selbst etwas nachhelfen kannst, damit der Säure-Base-Haushalt Deines Lieblings im Gleichgewicht bleibt.

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Zugegeben: Wer im Chemie-Unterricht aufgepasst hat, ist bei diesem Thema klar im Vorteil. Doch auch wenn Dich das alles nicht interessiert: Geht es um Säure und Base, solltest Du Dich informieren – Deinem Pferd zuliebe!

Grundlage ist der Säure-Base-Haushalt. Denn der Körper braucht sowohl Säuren als auch Basen, um lebenswichtige Stoffwechselvorgänge zu erhalten. Sie sind dabei im Prinzip Gegenspieler, die in einem bestimmten Gleichgewicht gehalten werden müssen. Das ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Systeme, mit denen der Körper für einen konstanten pH-Wert sorgt. Und den brauchen nicht nur wir Menschen, sondern auch Pferde.

Doch was ist der pH-Wert eigentlich? pH ist die Abkürzung von pondus hydrogenii oder potentia hydrogenii, auf Deutsch: Potential des Wasserstoffs.

pH: Je höher der Wert, desto "saurer" ist das Pferd

Und der pH-Wert gibt an, wie sauer oder basisch eine wässrige Lösung ist. Dabei reicht die Skala des pH Wertes von 0 bis 14. Hier gilt: Je mehr Hydronium-Ionen beziehungsweise Wasserstoff-Ionen innerhalb der Lösung sind, desto saurer ist sie. Werte über sieben gelten dabei als sauer, Werte unter sieben als alkalisch. Einen Wert von sieben kannst Du also als neutral ansehen.

Pferde sollten, wie wir Menschen, leicht basisch sein. Das bedeutet: Bei Pferden sollte der pH-Wert im Blut bei etwa 7,4 liegen. Keine Sorge: Schwankungen zwischen 7,36 und 7,44 sind vollkommen okay. Kritisch wird es bei Werten unter 7,0 und über 7,8. Dann drohen schwere gesundheitliche Probleme. Wenn der pH-Wert des Blutes zu niedrig ist und unter den normalen Bereich von 7,35 fällt, spricht man von einer Acidose, also einer Blutübersäuerung. Dies kann verschiedene Ursachen haben, wie beispielsweise eine übermäßige Ansäuerung des Blutes aufgrund von Stoffwechselstörungen, einer Nierenfunktionsstörung oder einer Atemwegserkrankung. Eine schwere Acidose kann zu Symptomen wie Müdigkeit, Schwäche, Atembeschwerden, Appetitlosigkeit und sogar lebensbedrohlichen Zuständen führen.

Körper kann sich selbst helfen

Ist der pH-Wert des Blutes zu hoch und steigt über den normalen Bereich von 7,45 , spricht man von einer Alkalose. Eine Alkalose kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, wie beispielsweise eine übermäßige Basenzufuhr, eine gestörte Atmung oder eine Nierenfunktionsstörung. Eine schwere Alkalose kann zu Symptomen wie Muskelzittern, Verwirrtheit, Schwindel, Übelkeit und Krämpfen führen.

Das Gute: Der Körper kann sich selbst helfen, damit Säure und Basen im Gleichgewicht bleiben. Dafür hat er verschiedene sogenannte Puffersysteme. Dazu gehören Magen, Darm, Nieren, Lungen und Bindegewebe. Sie korrigieren zu starke Abweichungen. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Puffersysteme – die offenen und die geschlossenen. Offene Puffersysteme transportieren überschüssige Säuren oder Basen aus dem Körper hinaus. So werden zum Beispiel saure Stoffe über die Lunge in Form von Kohlensäure abgeatmet.

Organe halten die Säure und Basen im Gleichgewicht
Organe halten die Säure und Basen im Gleichgewicht © Foto: unsplash.com/Ben Shbeeb (Symbolfoto)

Organe halten Säure und Basen im Gleichgewicht

Bei den geschlossenen Puffersystemen bleiben die sauren und basischen Stoffe im Körper. Dort werden sie an andere Stoffe gebunden. Auch so kann der Körper den pH-Wert regulieren. Zu diesem Puffersystem gehören zum Beispiel der rote Blutfarbstoff und das Bluteiweiß Albumin.

Doch auch, wenn sich der Körper bis zu einem bestimmten Punkt selbst helfen kann – der Säure-Basen-Haushalt kann auch aus dem Gleichgewicht kommen. Stress, Ernährung und Bewegung beeinflussen das Gleichgewicht. Denn zu viel Stress, säurelastige Futtermittel und Bewegungsmangel sorgen zum Beispiel für zu viel Säure im Körper.

Wichtig sind Futter und Bewegung

Kommt es zu einer Übersäuerung, gibt es nicht die "klassischen" Symptome, die sofort ein Alarmzeichen sind. Denn jedes Pferd reagiert individuell, wenn es "sauer" wird. Zu den Symptomen gehören zum Beispiel Schwitzen, Talgdrüsenverstopfung, Pusteln, Schuppen sowie Ekzem. Denn: Wenn die Nieren, Darm und Lunge die Säuren nicht mehr aus dem Körper bekommen, reagiert die Haut. Sie versucht dann, die Säuren auszuscheiden. Aber auch Durchfall und Kotwasser sind typische Anzeichen. Ebenso gehören Magengeschwüre, Arthritis, Entzündungen, Cushing oder Tumore zu möglichen Folgen.

Damit Dein Pferd im Gleichgewicht bleibt, kannst Du vor allem eins tun: Achte auf das richtige Futter! Und das heißt: Pferde benötigen mindestens 1,5 bis 2 Kilogramm hochwertiges Heu pro 100 Kilo Körpergewicht. Der Grund: Raufutter wirkt basisch und ist außerdem sehr faserreich. Dein Pferd muss das Futter länger kauen und produziert so auch vermehrt Speichel. Der reguliert wiederum den pH-Wert im Magen und wirkt als Puffer gegen Übersäuerung.

Und: Füttere Raufutter vor Kraftfutter! Pferde fressen das Kraftfutter viel schneller. Das bedeutet, dass auch weniger Speichel produziert wird. So landen große Mengen Kraftfutter und zu wenig Speichel im Magen. Die Magensäure kann nicht ausreichend neutralisiert werden. Und: Oft enthält Kraftfutter Stärke und Zucker, die säurebildend wirken.

Dazu brauchen Pferde Bewegung. Pferde sind Lauf- und Herdentiere. In der freien Wildbahn bewegen sie sich viele Stunden am Tag. Darauf stellt sich ihr Körper ein. Heißt: Je mehr sich Dein Pferd bewegt, umso besser wird der Körper durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Und das schützt vor Übersäuerung.

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Es ist wichtig, zu beachten, dass pH-Wert-Abweichungen des Blutes nicht isoliert betrachtet werden sollten. Sie sollten immer im Zusammenhang mit anderen Blutgaswerten und klinischen Symptomen bewertet werden, um eine genaue Diagnose und Behandlung zu ermöglichen. Bei Verdacht auf eine Störung des Säure-Base-Haushalts oder andere gesundheitliche Probleme solltest Du immer einen Tierarzt konsultieren.  © Pferde.de

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