Tiere sind aus Tom Pedalls Leben nicht mehr wegzudenken. Sein Engagement für den Tierschutz in Rumänien hat seine Hündin Bella erweckt. Um aktiv zu helfen, Spenden zu sammeln und Aufklärungsarbeit zu leisten, hat er sein Projekt "Streuner Seelen" ins Leben gerufen. Und: Für seinen Podcast geht er in den Dialog mit ukrainischen Tierschützenden. DeineTierwelt hat mit ihm über seine Leidenschaft, den Menschen und Tieren zu helfen, gesprochen.
Dass man für Tierschutzarbeit nicht immer zwingend einen Verein braucht, beweist Tom Pedall. Der 52-jährige juristische Mitarbeiter in einer Anwaltskanzlei aus Engelskirchen (NRW) setzt sich seit Jahren ehrenamtlich für die Tiere und Tierschützenden in Rumänien ein. Mit seinem Hilfsprojekt "Streuner Seelen" macht er nicht nur mit Interviews und Berichten auf seinem Blog auf Organisationen und Helfende vor Ort aufmerksam, er sammelt auch regelmäßig Sachspenden für sie. Außerdem spricht er in seinem Podcast "Ukraine-Tierschutz-Talk" mit ukrainischen Tierschützerinnen und Tierschützern über ihre Arbeit.
Eines betont er auf seiner Website gleich vorab: "Mir geht es nicht in erster Linie um das Vermitteln von Fellnasen nach Deutschland, sondern um die Menschen in Rumänien, die sich in Vereinen zusammengeschlossen haben und auch Tierschutz-Einzelkämpfer sind, gezielt zu unterstützen." Hilfe zur Selbsthilfe, das ist seine Mission.
Mit Hündin Bella sprang der Funke über
Begonnen hat alles vor sieben Jahren, als Tom Pedall Hündin Bella aus dem Tierheim adoptierte. Die Fellnase stammt aus einem rumänischen Tötungsshelter. Dieses Schicksal blieb dem Vierbeiner glücklicherweise erspart. Die tiefenentspannte Hündin habe sich von Anfang an blendend mit ihren flauschigen Mitbewohnern verstanden: vier Katzen. Bella habe nicht nur Pedalls Leben entschleunigt, sondern fundamental zum Besseren verändert: Durch ihre Adoption sei der Funke übergesprungen, sich selbst im Tierschutz aktiv zu engagieren.
2019 war es dann soweit: Nachdem er über die "Tiernothilfe Siebenbürgen" Kontakt zur rumänischen Tierschutzorganisation "ASIPA" hergestellt hatte, stattete er ihrem Tierheim in Suceag im Kreis Cluj (deutsch: Klausenburg) seinen ersten Besuch ab.
Was er dort sah, stimmte ihn positiv: "Der Verein bemüht sich wirklich sehr, betreibt eine eigene Krankenstation und veranstaltet Kastrationskampagnen." Bei der darauffolgenden Fahrt lernte er die dortige Tierärztin kennen. Für ihn stand fest: Ihre Arbeit möchte er unterstützen.
Darum ist die Arbeit der lokalen Tierschützer so wichtig
Neben "ASIPA" unterstützt der Engelskirchner auch "TAC.social". Dieser Zusammenschluss von rumänischen Tierärztinnen und Tierärzten behandelt in der gemeinsamen sozialen Praxis Tiere zu reduzierten Preisen. Wer sich eine Behandlung gar nicht leisten kann, wird trotzdem medizinisch versorgt. "Tierwohl steht für sie über allem", erklärt Pedall. Daher komme es oft vor, dass die Veterinäre ihr Privatleben für die Tiere opfern. Um jede Seele zu kämpfen, das sei es für sie wert, weiß Pedall.
Regelmäßig führen sie Kastrationskampagnen in Pata Rat – eine Siedlung von Sinti und Roma auf einer Mülldeponie, auf der Menschen und Tiere in extremer Armut leben– durch. Mehr Straßenhunde als Menschen gebe es dort, habe man Pedall gesagt. Von dieser Siedlung kommt auch die weiße Streunerin Albușa, über deren schweres Schicksal wir kürzlich berichteten. Sie hat eine unheilbare, ansteckende Krankheit und sucht eine Patenschaft.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Aufklärungsarbeit, welche die Tierärzte leisten: Sie bringen den Kindern auf der Mülldeponie einen respektvollen Umgang mit Tieren bei. "Über solche Organisationen hört man hier leider ganz wenig etwas, das möchte ich ändern. Denn sie sind mit Herz und Seele dabei", sagt Pedall. Sie finanzieren sich über Spenden aus Rumänien und dem Ausland. Was gerade am Dringendsten gebraucht wird: Decken und Pullover für die Hunde, medizinisches Material und Futter.
Tierschützer kämpfen um jedes Leben
Was Pedall am meisten berührt? Die aufopfernde Art der Tierschützer, von der sich jeder eine Scheibe abschneiden könne. In unserem Podcast "Tierschutz-Update" erzählt er von einem Welpen, den jemand in einem Müllbeutel gefunden und zu "TAC.social" gebracht hatte. "Es stellte sich nicht die Frage, welcher Knochen gebrochen, sondern welcher Knochen überhaupt noch heil war", sagt er.
Jemand habe den Welpen entweder mit einem Baseballschläger oder Fleischklopfer verprügelt oder ihn gegen Wände geschlagen. Bemerkenswert sei, mit welchem Herzblut die Tierärztinnen und -ärzte sich für das Leben solcher armen Seelen starkmachen. "Die Tierärzte geben kein Tier auf, sondern kämpfen darum", sagt Pedall. Und es hat sich gelohnt: Mittlerweile führe dieser Hund ein wunderschönes Leben in England.
Für ukrainische Tierschützer setzt sich Pedall ebenfalls ein. Der Anstoß kam unter anderem durch die befreundete Tierschützerin Astrid, die in Rumänien an der ukrainischen Grenze seit Ausbruch des Krieges den geflüchteten Menschen mit ihren Tieren hilft. Mit ukrainischen Tierschützenden spricht er in seinem Podcast. Sein Anliegen: "Ich will nicht über die Leute, sondern mit ihnen reden." Gesagt, getan. Übersetzungshilfe geben ihm die beiden gebürtigen Ukrainerinnen Julia und Iuliia. Die Folgen sind also bilingual.
Was er aus den Gesprächen mitnimmt? "Sie haben den Lebensmut und ihre Menschlichkeit nicht verloren, trotz der ganzen Barberei", sagt Pedall. Und sie denken wie die rumänischen Tierärzte nicht nur an sich selbst: "Das bisschen, was sie haben, teilen sie noch mit denen, die gar nichts haben."
Obdachlosen mit Hund helfen
Tierschutz kennt für den Engelskirchner keine Grenzen: Auch vor der eigenen Haustür er setzt sich ein. Zum Beispiel für obdachlose Menschen mit Hund. Denn sie haben es mit vierbeinigen Begleitern oft schwer, in einer Unterkunft aufgenommen zu werden.
Diese Problematik wolle er bei einem lokalen Politiker ansprechen und mit ihm in seinem Podcast in den Dialog gehen. Andere möchte er dazu ermutigen, solche sozialen Anliegen im eigenen Kiez ebenfalls einfach selbst in die Hand zu nehmen: "Schaut mal rechts und links und geht nicht nur an den Leuten vorbei. Die Leute haben teilweise nur die Hunde."
Was wünscht er sich für Weihnachtszeit? "Dass keine Tiere unterm Christbaum landen, dass die Menschen ihre Katzen kastrieren lassen, denn auch hier platzen die Tierheime vor Kitten. Und dass Organisationen im Ausland die Unterstützung und Wertschätzung bekommen, die sie brauchen."
Wie geht es für ihn weiter? Anfang des neuen Jahres ist die nächste Spendenfahrt geplant. Wer spenden möchte, kann sich für Sachspenden bei Tom Pedall melden. Hier geht es zu seiner Webseite. Du kannst natürlich auch direkt an die Vereine spenden. © Deine Tierwelt
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