Eine Studie aus den USA zeigt: Die Körpergröße von Hunden hängt womöglich mit Genmutationen bei alten Wölfen zusammen. Eine bahnbrechende Erkenntnis – denn bisher ging die Wissenschaft nicht von diesem Zusammenhang aus.

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Hunde sind sehr vielseitige Tiere – in Bezug auf ihr Verhalten, ihre Bedürfnisse und ihre Lebenserwartung. Auffällig sind vor allem optische Merkmale. Gerade bei der Größe gibt es zwischen den Rassen gewaltige Unterschiede. Es gibt sehr kleine Hunde, wie den Chihuahua, der nur wenige Zentimeter groß ist. Und es gibt riesige Hunde, wie den Irischen Wolfshund, der eine Höhe von über einem Meter erreichen kann. Aber warum sind Hunde überhaupt so unterschiedlich groß? Eine Studie aus Maryland, USA entdeckte Interessantes.

Mehrere Faktoren spielen dabei eine Rolle. Dazu zählen menschliche Selektion, evolutionäre Anpassungen an die Umwelt und genetische Mutationen. Menschen haben seit Jahrtausenden bestimmte Eigenschaften bei Hunden ausgewählt und gezüchtet, beispielsweise größere Hunde für die Jagd auf große Tiere und kleinere Hunde für die Begleitung von Menschen. Hunde haben sich auch an ihre Umwelt angepasst, indem sie kleiner wurden, um weniger Futter zu benötigen oder schneller abzukühlen. Größer, um besser gegen Kälte geschützt zu sein.

Forscherteam findet Genmutation bei Hunden und Vorfahren

Die Genetik hat allerdings entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Größe eines Tieres. Mutationen in den Genen können dazu führen, dass ein Hund größer oder kleiner ist als seine Artgenossen. Und diese Veränderungen können sich auf die Nachkommen auswirken. Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen vom "US National Human Genome Research Institute" in Maryland, ist es erstmals gelungen, eine Genmutation, die für diese Größenunterschiede mitverantwortlich ist, auf alte Wölfe zurückzuführen.

Das Forscherteam um Elaine Ostrander entdeckte in einer Studie Auffälligkeiten in der Nähe eines Gens namens "IGF1". Schon 2007 entdeckten Wissenschaftler, dass IGF1 eine wichtige Rolle bei der Körpergröße von Hunden zu spielen scheint. Ostrander und Kollegen entdeckten nun zwei Varianten beziehungsweise Allele auf dem betreffenden DNA-Abschnitt.

Erkenntnisse stellen "Geschichte auf den Kopf"

Hunde, die zwei Kopien des einen Allels besaßen, waren unabhängig von der Rasse meist leichter als 15 Kilogramm. Hatten Vierbeiner zwei Kopien des anderen Allels, wogen sie häufiger über 25 Kilogramm. Tiere mit einer Kopie jedes Allels waren hingegen eher mittelschwer. Das Forscherteam vermutete, dass das Allel, das mit kleinen Körpern verbunden ist, evolutionär deutlich älter ist als die Version für einen großen Körperbau. Bei der Untersuchung anderer Caniden zeigte sich, dass Kojoten, Schakale, Füchse und weitere verwandte Arten zwei Kopien des "kleinen" Allels in sich trugen. Das erlaubt den Rückschluss, dass diese Variante schon bei einem gemeinsamen Vorfahren vorhanden war. Dass diese Version auch bei Haushunden vorkommt, war durchaus überraschend.

Der bisherige Stand der Wissenschaft war nämlich, dass die Ursache für eine kleine Körpergröße von Hunden vermutlich relativ junge genetische Veränderungen sind. Ein Rückbezug auf frühere artverwandte Vorfahren wie alte Wölfe wurde nicht angenommen. Die aktuellen Erkenntnisse stellten "die ganze Geschichte auf den Kopf", sagte Robert Wayne, Evolutionsbiologe an der University of California, dem Wissenschaftsmagazin "nature".

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Wie groß ist der Einfluss der Mutation?

Die neuen Forschungen könnten darauf hindeuten, dass die heutigen Haushunde aus Wölfen mit kleinerem Körperbau hervorgingen. Diese könnten den heute bekannten Grauwolfpopulationen sogar eher unähnlich gewesen sein, sagte Elinor Karlsson, Genetikerin an der University of Massachusetts. Wie groß der Einfluss der Genmutation im Vergleich zu anderen Faktoren auf die Körpergröße eines Hundes ist, ist allerdings noch nicht klar. "Wir sprechen hier nicht von einer Mutation, die einen Wolf so groß wie einen Chihuahua macht", sagt Karlsson. "Wir sprechen von einer von vielen Mutationen, die dazu führt, dass man ein bisschen kleiner wird."  © Deine Tierwelt

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