Wenn Pferde am Mist schnüffeln, dann saugen sie Informationen ein – vor allem über ihre Artgenossen. Eine neue Studie zeigt nun: Dabei "lernen" sie auch. Und sie mögen aktuelle "Mist-News" mehr als alte…

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Pferde sind tierisch gute Schnüffler: Über ihre Nase können sie schon durch einen einzigen Atemzug große Mengen an Luft inhalieren. Und was für uns Mist ist, ist für sie wie eine Zeitung. Wenn sie daran schnüffeln, sammeln Pferde wichtige Informationen. Einmal tief einatmen und das Pferd weiß, ob eine Stute oder ein Wallach hier den Platz markiert hat.

Sie erkennen sogar Konkurrenten am Kot – das wiesen Regensburger Forscher schon vor Jahren nach. Die Untersuchung zeigte nämlich, dass Pferde dabei dem Kot von Artgenossen die meiste Aufmerksamkeit schenkten, die ihnen gegenüber am aggressivsten auftraten. Doch können Pferde vom Mist auch etwas lernen? Merken sie sich, was sie da erschnüffelt haben?

Diese Frage wollten die Audrey EM Guyonnet und Ian Q. Whishaw vom "Canadian Centre of Behavioural Neuroscience" der Universität von Lethbridge (Kanada) klären. Für ihre Studie wurden 22 Pferde in unterschiedlichen Zeitabständen zu bestimmten Objekten oder zu Äppelhaufen geführt, an denen sie schnüffeln durften.

Pferde erkennen sogar Konkurrenten am Kot.
Pferde erkennen sogar Konkurrenten am Kot. © Foto: pixabay.com/Schorsch (Symbolfoto)

Mist ist spannender als andere Objekte

Dabei machten die Forscher Videoaufnahmen von den Pferden. Anschließend wurde eine Einzelbild-Videoanalyse durchgeführt. Dabei achteten die Forscher unter anderem auf die Art und Weise, wie sich die Pferde den Objekten oder Mistablagerungen näherten und wie lange sie schnüffelten. Dazu guckten sie auf die Verwendung der Nüstern, die Ohrenposition und das Blinzeln im Zusammenhang mit der Untersuchung des Mists.

Ergebnis: Pferde fanden den Mist spannender als die Objekte. Sie interessierten sich mehr für ihn und schnüffelten auch länger daran. Und: Während sie schnüffelten, bewegten die Pferde ihre Köpfe über die gesamten Misthaufen. Das heißt: Sie "untersuchten" den Mist sehr genau. Besonders spannend: Pferde näherten sich seltener und schnüffelten kürzer, wenn sie Misthaufen wieder besuchten, die sie bereits am Tag zuvor erkundet hatten. Und das Verhalten war unabhängig von der genauen Position des Misthaufens.

Vergessen ist auch ein Vorteil…

Die Forscher vermuten, dass dies ein Zeichen für ein starkes Kurzzeitgedächtnis in Sachen Mist bei Pferden ist. Das bedeutet: Haben sie am selben Tag bereits an einer "Portion" Pferdeäpfel geschnüffelt, sind die Infos noch abgespeichert. Am nächsten Tag lässt das Gedächtnis aber schon nach. Und dahinter steckt System. Wissenschaftler sprechen in solchen Fällen von "adaptivem Vergessen". Es ist ein Mechanismus des Gehirns, bestimmte Informationen absichtlich zu vergessen, um die Gedächtnisfunktion und kognitive Leistungsfähigkeit zu optimieren.

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Die Forscher vermuten, dass das adaptive Vergessen beim Mist für Pferde ein Vorteil sein könnte. Es optimiert die Risikobewertung, da es unnötige Unterbrechungen der Futtersuche durch Artgenossen verhindert. Dabei bleibt die Aufmerksamkeit auf aktuelle Umweltreize gerichtet. Damit scheinen die Pferde ein allzu menschliches Motto zu leben: Was interessiert mich der Mist von gestern…  © Pferde.de

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