Nach einer Kastration werden Hündinnen dreimal so häufig inkontinent wie ohne den Eingriff. Eine neue Studie des Royal Veterinary College (RVC) zeigt jetzt, dass der Zeitpunkt der Kastration in unmittelbaren Zusammenhang der Inkontinenz steht. Warum eine späte Kastration bei Hündinnen sinnvoll sein kann.

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Etwa jede fünfte Hündin wird im Laufe ihres Lebens nach einer Kastration inkontinent. Bei manchen Rassen liegt das Risiko noch jedoch deutlich höher. Eine neue Studie des "Royal Veterinary College" (RVC) hat jetzt einen Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Kastration und der Inkontinenz festgestellt. Eine späte Kastration bei Hündinnen könnte die Lösung sein.

Demnach verringert sich bei Hündinnen das Risiko einer früh einsetzenden Harninkontinenz um 20 Prozent, wenn Tiermediziner die Kastration erst zwischen dem siebten und 18. Lebensmonat durchführen, verglichen mit dem Eingriff zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat. Die Ergebnisse der Studie soll Tierärzten jetzt dabei helfen, die richtigen Zeitpunkt der Katration zu empfehlen.

Diese Hunderassen sind oft von Inkontinenz betroffen

Denn die Harninkontinenz des vierbeinigen Lieblings ist nicht nur für die Hunde-Mamas und Papas belastend und kostspielig. Auch das Wohlergehen der Fellnasen ist durch das erhöhte Risiko möglicher Harnwegsinfektionen stark beeinträchtigt. Frühere "RVC"-Studien ergaben, dass vor allem Irish Setter, Dalmatiner, ungarische Vizslas, Dobermänner, Weimeraner, Shar Peis und Boxer die Rassen mit dem größten Risiko für eine früh einsetzende Harninkontinenz sind.

Gleichzeitig fanden Forschende heraus, dass zunehmendes Körpergewicht auch zu einem erhöhten Inkontinenzrisiko führt. In diesen Studien war jedoch der Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Kastration im Verhältnis zum "Harninkontinenzrisiko" nicht eindeutig. Das hat sich jetzt geändert. Eine späte Kastration bei Hündinnen könnte demnach durchaus Sinn ergeben.

Auswirkungen der Kastration bei Hündinnen

Das "VetCompass-Programm" ist ein epidemiologisches Forschungsprogramm am "Royal Veterinary Collage", das anonymisierte, klinische Aufzeichnungen von Tierarztpraxen untersucht. Ziel des Programms ist, Beweise für einen verbesserten Tierschutz zu generieren. Bis heute hat "VetCompass" mehr als 120 von Experten begutachtete Studie zum Tierwohl veröffentlicht. Über 1.800 britische Tierarztpraxen teilen ihre Datenbanken mit "VetCompass".

Zur Durchführung der aktuellen Studie untersuchten Forscher des "VetCompass-Programms" jetzt die Auswirkungen der Kastration auf die Harninkontinenz der Hündinnen. Dabei griffen sie auf anonymisierte, klinische Aufzeichnungen von mehr als 30.000 Hündinnen zurück, die zwischen 2010 und 2012 in Großbritannien tierärztlich betreut wurden.

Nach einer Kastration kommt oft Inkontinenz.
Nach einer Kastration kommt oft Inkontinenz. © Foto: unsplash.com/Ayla Verschueren (Symbolfoto)

Späte Kastration bei Hündinnen sinnvoll?

Dazu gehörte eine Zufalls-Stichprobe von 1.500 Hündinnen, die im Alter zwischen drei und 18 Monaten kastriert wurden. Davon wiederum wurden 612 (40,8 Prozent) Hündinnen im Alter von drei bis sechs Monaten kastriert, 888 (59,2 Prozent) Fellnasen im Alter von sieben bis 18 Monaten.

Das Ergebnis der Auswertungen war eindeutig: Wird die Kastration erst zwischen dem siebten und 18. Lebensmonat durchgeführt, verringert sich das Risiko einer früh einsetzenden Harninkontinenz um 20 Prozent. Bedeutet: Eine späte Kastration bei Hündinnen kann durchaus Vorteile mit sich bringen.

Wie Fachleute das Ergebnis der Studie deuten

Camilla Pegram, Hauptautorin der Studie, ist sich sicher: "Die Kastration ist etwas, was jeder Besitzer und Tierarzt irgendwann in Betracht ziehen muss. Und so können die Ergebnisse dieser Studie in die Kastrationsentscheidung einfließen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine frühe Kastration sorgfältig überlegt und gut begründet werden sollte."

Dr. Dan O´Neill, Professor für Epidemiologie und Mitautor der Studie, ergänzt: "Diese Ergebnisse helfen Tierärzten und Besitzern, sich bei der Entscheidung, wann Hündinnen kastriert werden sollen, mehr auf Beweise als auf Meinungen zu verlassen."

Der richtige Zeitpunkt für Kastration bei Hündinnen

Und für Pauly Boyden, Veterinärdoktorin der britischen Tierschutzorganisation "Dog Trust", wird "die Studie Tierärzten und Hundebesitzern helfen, fundierte Entscheidungen über den besten Zeitpunkt für die Kastration eines Hundes zu treffen, um das Risiko der Harninkontinenz zu verringern".

Solltest Du also über die Kastration Deiner Fellnase nachdenken, berücksichtige bitte das Ergebnis der Studie. Lasse den Eingriff nach Absprache mit Deinem Tierarzt vielleicht lieber erst ab dem siebten Lebensmonat vornehmen. Dein tierischer Liebling wird es Dir danken.

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