Mit der Kampagne "Jedes Katzenleben zählt" will der Deutsche Tierschutzbund das Leid der deutschen Straßenkatzen sichtbar machen und langfristig mindern. DeineTierwelt zeigt Dir, wie auch Du helfen kannst.

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In Deutschland leben circa 15,2 Millionen Samtpfoten in 24 Prozent aller Haushalte. Diese Fellnasen haben großes Glück. Denn sie wachsen geborgen und in einem liebevollen zu Hause auf. Die Realität der Millionen Straßenkatzen sieht leider ganz anders aus.

Sie leben versteckt und zurückgezogen auf verwilderten Grundstücken, in stillgelegten Industriebrachen, in verwaisten Bahnhöfen, in heruntergekommenen Straßenzügen, in verlassenen Hinterhöfen oder auf Friedhöfen. Ihr Leben ist geprägt von Unsicherheit, Verborgenheit und Isolation. Jeder Tag ist für Straßenkatzen ein Überlebenskampf. Sie hungern, kein Zweibeiner kümmert sich fürsorglich um ihre Verletzungen oder bietet ihnen Schutz bei eisiger Kälte an. Sie leiden oft unter Parasitenbefall und Infektionskrankheiten.

Neuer Katzenschutzreport zeigt das Leid der Straßenkatzen

Der neue Katzenschutzreport des Deutschen Tierschutzbundes belegt, dass sich das Leid der Straßenkatzen über die Jahre hinweg zu einem der größten, aber unbemerkten Tierschutzproblemen in Deutschland entwickelt hat. Tierschutzvereine und Tierheime kommen an ihre Grenzen und können das Katzenelend nicht mehr alleine bewältigen. Die Öffentlichkeit bemerkt jedoch weitestgehend nichts von der Brisanz dieser Problematik. Und die Politik? Sie versucht das Leid der Straßenkatzen und tierschutzgerechte Lösungen zu ignorieren und weiterhin gänzlich auf die Schultern ehrenamtlicher Tierschützer abzuladen.

Gleichzeitig mit der Veröffentlichung des Katzenschutzreports startete der Deutsche Tierschutzbund daher am 8. August 2023 seine Kampagne "Jedes Katzenleben zählt". Mit dieser Kampagne wollen die Tierschützer auf das immense Leid der deutschen Straßenkatzen aufmerksam machen und die Politik in die Pflicht nehmen.

Ständig neuer Nachwuchs

Die Forderung nach einer bundesweiten Kastrationspflicht ist essenziell wichtig, denn weibliche Samtpfoten können mit etwa einem halben Jahr geschlechtsreif werden. Von Februar und März bis in den Spätsommer sind sie empfangsbereit. Bereits etwa zwei bis drei Wochen nach der Geburt der Katzen-Babys kann erneut Rolligkeit eintreten, in seltenen Fällen sogar während der Säuglingsperiode, die etwa sechs bis acht Wochen dauert. Somit können weibliche Katzen von Natur aus zwei bis drei Mal im Jahre Katzen-Babys gebären, wobei der Durchschnitt vier bis sechs Jungtiere pro Wurf beträgt.

Obwohl die Überlebenschancen von auf der Straße geborenen Kitten nur gering ist, wächst die Katzenpopulation so lange unaufhaltsam an, bis ein menschliches Eingreifen erfolgt ist. Die Geburtenrate ist wie ein Schneeballsystem, bei dem eine einzige Katze (einschließlich ihres Nachwuchses) innerhalb weniger Jahre theoretisch eine sechsstellige Anzahl von Katzen in die Welt setzen könnte. Der Deutsche Tierschutzbund hat daher die Bundesregierung aufgefordert, eine bundesweite Kastrationspflicht für Katzen einzuführen.

99 Prozent der Straßenkatzen sind krank

Wenn ein Tierschutzverein eine Straßenkatze das erste Mal von einem Tierarzt untersuchen lässt, ist die Samtpfote zu 99 Prozent aller Fälle krank. Mehr als die Hälfte der wilden Fellnasen kämpft mit ernsthaften, aber behandelbaren Parasitenbefall, gegen Unterernährung und gegen Katzenschnupfen, wobei dieser besonders häufig verbreitet ist. Doch dank engagierter Tierschützer besteht in 94 Prozent aller Krankheitsfälle die Möglichkeit einer erfolgreichen Behandlung. Dabei ist es besonders wichtig, dass der kleine Vierbeiner frühzeitig gefunden und eingefangen wird. Je weniger Zeit eine Samtpfote alleine auf der Straße verbringt, desto größer sind natürlich die Aussichten auf eine erfolgreiche medizinische Versorgung.

Das Leben von Straßenkatzen ist oft kurz und qualvoll

Während ein fürsorglich behütete Stubentiger durchaus ein Alter von 20 Jahren erreichen kann, liegt die Lebenserwartung von Straßenkatzen oft nur bei wenigen Monaten. Besonders alarmierend ist die hohe Sterblichkeit von Kitten aus Straßenkatzen-Würfen. Bis zu 75 Prozent der Kätzchen werden keine sechs Monate alt. Davon versterben bereits 48 Prozent vor Erreichen des 100. Lebenstages.

Die größte Lebensgefahr für die Straßenkatzen sind Infektionskrankheiten (82 Prozent). Denn aufgrund fehlender Impfungen und eines generell geschwächten Immunsystems steigt bei Straßenkatzen die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung und einer dadurch potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung.

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Aber auch der Straßenverkehr (71 Prozent), unbehandelte Krankheiten (60 Prozent), unbehandelte Verletzungen (54 Prozent), Unterernährung (48 Prozent) oder Mangelernährung (40 Prozent) tragen dazu bei, dass das Durchschnittsalter der wilden Vierbeiner nur sechs Monate beträgt.

So kannst auch Du helfen

Mit den folgenden Möglichkeiten zeigt Dir der Deutsche Tierschutzbund, wie auch Du einen wertvollen Beitrag zum Wohle dieser vom Schicksal nicht verwöhnten Fellnasen leisten kannst:

  • Kastration: Hast Du eine Freigängerkatze? Dann lass Deinen vierbeinigen Liebling beim Tierarzt kastrieren. Die Kastration von weiblichen und männlichen Fellnasen ist ein Routine-Eingriff und hilft sowohl Deiner Samtpfote als auch den Straßenkatzen. Denn jede einzelne Straßenkatze stammt ursprünglich von einem privat gehaltenen Stubentiger ab, deren Besitzer seinem vierbeinigen Liebling Freigang ermöglicht hat, ohne ihn vorher kastriert zu haben. So konnte sich diese Tiere im Freien ungehindert miteinander vermehren.
  • Kennzeichnung und Registrierung: Selbst, wenn Dein Minitiger hauptsächlich in der Wohnung bleibt, rät der Deutsche Tierschutzbund dazu, sie kastrieren und kennzeichnen zu lassen. Bei dem Haustierregister FINDFIX kannst Du Deine Fellnase kostenlos registrieren, um sie schnell wiederzufinden, sollte sie einmal weglaufen. Jede Spende hilft: Tierschutzvereine leisten einen riesigen Beitrag zum Schutz der wilden Samtpfoten. Sie versorgen die Straßenkatzen an Futterstellen, lassen sie tierärztlich untersuchen oder führen Kastrationen durch. Doch diese Aufgaben erfordern erhebliche finanzielle Ressourcen, die in vielen Fällen nicht vorhanden sind. Mit Deiner Spende kannst Du Tierheime bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen.
  • Tierschutzvereine unterstützen: Tierschutzvereine und Tierheime sind mit stetig wachsender Anzahl von Tieren konfrontiert, die sie aufnehmen und versorgen müssen. Viele erreichen bereits ihre Belastungsgrenze und sind daher über jede erdenklich Unterstützung dankbar. Unter diesem Link findest Du Tierschutzvereine in Deiner Nähe, die jede Art von Hilfe zu schätzen wissen.
  • Aufklärung: Kläre auf Deinen Social-Media-Kanälen über dieses wichtige Thema auf. Teile einen Beitrag mit dem Hashtag #KatzenHelfen auf Facebook, Instagram, X und Co. Tierheimtier adoptieren: Wenn Du einen tierischen Mitbewohner bei Dir aufnehmen möchtest, sollte Deine Suche immer zuerst im Tierheim beginnen. Hier warten viele Samtpfoten auf ein neues und liebevolles Zuhause. So schenkst Du nicht nur einem tierischen Freund Sicherheit und Geborgenheit, sondern unterstützt auch gleichzeitig die wertvolle Arbeit der Tierheime.

"Lasst uns gemeinsam auf dieses unfassbare Katzenelend aufmerksam machen. Zusammen haben wir jetzt die Chance, endlich Verbesserungen für den Katzenschutz zu erzwingen." Diesem Zitat des Deutscher Tierschutzbundes ist nichts mehr hinzuzufügen.  © Deine Tierwelt

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