Beifall von den Balkonen. Danksagungen in den sozialen Medien. Die Arbeitskräfte, die unser System am Laufen halten, sind die großen Helden in der Coronakrise. Viel Geld verdienen sie aber nicht.

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Sie werden wegen ihres Einsatzes in der Coronakrise gefeiert: Menschen, die in systemrelevanten Berufen arbeiten. Zu ihnen zählen auch Altenpfleger, Lastwagenfahrer oder Beschäftigte im Einzelhandel - die teils aber deutlich weniger als Fachkräfte in der Gesamtwirtschaft verdienen, wie aus einer Verdiensterhebung des Statistischen Bundesamts hervorgeht.

Vergleichsweise hohe Einkommen über dem deutschen Mittelwert von 3.327 Euro haben demnach medizinische und pflegerische Fachkräfte im ausgewerteten Jahr 2019 erzielt. Hier reicht die Spanne der durchschnittlichen Brutto-Monatsverdienste von 8.545 Euro für Krankenhausärzte in leitender Stellung über 4.524 Euro für Intensivpfleger bis zu 3.502 Euro für einfache Fachkräfte wie Krankenpfleger und Pflegerinnen. Diese machen gut die Hälfte des Krankenhauspersonals aus, so die Statistiker. Angelernte Kräfte im Krankenhaus kommen demnach ohne Sonderzahlungen auf 2.763 Euro brutto.

In Alten- und Pflegeheimen müssen einfache Fachkräfte mit unterdurchschnittlichen 3.116 Euro Brutto-Monatslohn zurechtkommen.

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Einzelhandel: Niedrigste Gehälter

Am wenigsten gibt es im Einzelhandel zu verdienen, wo über alle Leistungsgruppen hinweg im Schnitt nur 2.345 Euro gezahlt werden, gut 40 Prozent unter dem bundesweiten Wert für Produktion und Dienstleistungen. Fachkräfte bekommen im Handel 2.186 Euro und die große Gruppe der Angelernten sogar nur 1.980 Euro bei einem Vollzeitjob.

Mit 3.374 Euro liegen Fachkräfte bei Polizei und Feuerwehr ungefähr im Durchschnitt. Unterdurchschnittlich verdienen auch Fachkräfte bei der Abfallentsorgung, in der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln, der Gebäudereinigung, im Garten- und Landschaftsbau oder im regionalen Personennahverkehr.

Coronakrise: "Applaus allein reicht nicht"

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat auf einer anderen Datengrundlage errechnet, dass rund 90 Prozent aller Menschen in den systemrelevanten Berufen unterdurchschnittlich verdienten. Hier seien auch überdurchschnittlich viele Frauen tätig. Gutverdiener wie Ärzte oder IT-Spezialisten fielen zahlenmäßig kaum ins Gewicht. Der durchschnittliche Brutto-Stundenlohn liege mit 18 Euro unter dem Schnitt aller Berufe mit 19 Euro.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund verlangte höhere Gehälter für die Betroffenen. "Applaus allein reicht nicht", erklärte die Vize-Vorsitzende Elke Hannack in Berlin. "Harte Arbeit, bescheidener Lohn - damit muss spätestens nach Corona Schluss sein. Die Dankbarkeit sollte sich regelmäßig zum Monatsende niederschlagen - in harten Euros auf dem Gehaltszettel."

Wer in diesen Berufen arbeite, soll davon leben können, die Miete bezahlen und den nächsten Urlaub mit der Familie, meinte die Gewerkschafterin. "Auf die derzeitige gesellschaftliche Dankbarkeit muss endlich echte Aufwertung folgen, etwa durch die Ausweitung der Tarifbindung."

Die Gewerkschaft Verdi brachte eine monatliche Prämie von 500 Euro in die Diskussion. Die Beschäftigten stünden unter extremer Belastung, zum Teil gefährdeten sie auch ihre Gesundheit, erklärte Verdi-Chef Frank Wernecke. "Die Arbeitgeber müssen sich dafür erkenntlich zeigen." Der Staat solle auf die vorgeschlagene Prämie keine Steuern erheben. (af/dpa)

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