Der Gesundheitszustand der Studierenden in Deutschland hat sich deutlich verschlechtert, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Warum das für die Zukunft von großem Belang ist.

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Studierende haben nach eigenen Angaben mehr und öfter mit Stress, Rücken- und Kopfschmerzen und anderen Beschwerden zu kämpfen als noch vor ein paar Jahren. Wie eine repräsentative Forsa-Umfrage für die Techniker Krankenkasse (TK) ergab, schätzen sie auch generell ihre Gesundheit schlechter ein als bei der letzten Umfrage 2015.

Zwei von drei Studentinnen und Studenten (68 Prozent) gaben demnach an, innerhalb der vergangenen zwölf Monate oder aktuell "durch Stress erschöpft" gewesen zu sein. Bei der Vergleichsumfrage 2015 waren es deutlich weniger (44 Prozent). Über Kopfschmerzen klagten 59 (2015: 47) und über Rückenschmerzen 55 Prozent (2015: 40). Auch Konzentrationsstörungen und Schlafprobleme haben demnach zugenommen.

Nur 61 Prozent bewerten Gesundheitszustand als gut

Ihren Gesundheitszustand insgesamt bewerteten die studentischen Befragten schlechter als jene vor acht Jahren. Damals beschrieben 84 Prozent der Studierenden ihren Gesundheitszustand im Allgemeinen als gut oder sehr gut. Bei der aktuellen Umfrage waren es nur 61 Prozent.

Als Ursache für Stress nannten die Befragten unter anderem Prüfungen, die Mehrfachbelastung durch Studium und Job und die Angst vor schlechten Noten. Durch die Folgen der Corona-Pandemie fühlen sich etwas mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent) im Studium sehr stark oder stark belastet. Gut jeder Vierte hingegen (24 Prozent) fühlt sich dadurch überhaupt nicht belastet.

Keine gute Basis fürs Berufsleben

Die Studie zeige, dass die Gesundheit der Studierenden sich deutlich verschlechtert habe und jetzt auf dem Niveau aller Erwachsenen liege, sagte der TK- Vorstandsvorsitzende Jens Baas. "Da müssen wir genauer hinschauen. Denn die Fach- und Führungskräfte von morgen sollen gesund ins Berufsleben starten - eine wichtige Grundlage, um im Job langfristig zufrieden und leistungsfähig zu bleiben."

Auch die Studierendenwerke stellen fest, dass die psychische Belastung bei Studierenden zunimmt. Angesichts "multipler Krisen" habe die Nachfrage an psychologischen Unterstützungsangebote stark zugenommen, teilte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Studierendenwerks, Matthias Anbuhl, auf dpa-Anfrage mit.

"Die psychologischen Beratungsstellen werden förmlich überrannt; an manchen Standorten hat sich die Wartezeit vervielfacht", sagte Anbuhl. Dabei sei die Belastungslage heute "deutlich existenzieller" und "gravierender" als vor der Pandemie. "Es geht um soziale Isolation und Vereinsamung, die grundsätzliche Infragestellung des Studiums, und in hohem Maße auch um depressive Verstimmungen, Hoffnungslosigkeit, bis hin zu suizidalen Gedanken." (dpa/af)

Häufiger als Burn-out: "Burn-on" als Dauerzustand

Ein Hamsterrad führt uns nirgendwohin. Doch manchmal sind wir so darin gefangen, dass wir das gar nicht mehr bemerken. "Burn-on" nennen Psychologen solch einen Dauerzustand der Erschöpfung, vor dem wir in unserem Podcast "15 Minuten fürs Glück" warnen wollen. (Foto: istock/Cecilie Arcurs)
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