Fünf Tage mehr Urlaub für Mitarbeiter, die nicht rauchen: Diese Regel hat ein Gastwirt in Rheinland-Pfalz in seinem Betrieb eingeführt. Eine gute Idee? Das wollten wir von unseren Lesern wissen - und erhielten zahlreiche Zuschriften mit Erfahrungen aus dem Job-Alltag sowie weiteren Ideen.

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Mehr als 28 Milliarden Euro kosten Raucherpausen Unternehmen in Deutschland jedes Jahr: Das besagt zumindest eine vom Deutschen Krebsforschungszentrum veröffentlichte Studie der Universität Hamburg aus dem Jahr 2009.

Um seine nichtrauchenden Mitarbeiter zu belohnen, führte ein Arbeitgeber in Rheinland Pfalz eine neue Regel ein: Der Gastwirt schenkt allen Nichtrauchern im Betrieb fünf zusätzliche Urlaubstage. Sein Küchenchef, der 15 Jahre lang geraucht hatte, verzichtet seither sogar auf Zigaretten.

Uns interessierte die Meinung unserer Leserinnen und Leser: Fünf Urlaubstage mehr für Nichtraucher, ist das ein Vorstoß in die richtige Richtung? Sie sind sich - bis auf wenige Ausnahmen - überraschend einig. Hier Ihre Argumente sowie Anekdoten aus dem Joballtag und kreativen Ideen im Überblick.

"Ich würde mich mies fühlen"

"Ich bin selbst Raucherin seit gut 45 Jahren und kenne von daher Zeiten, in denen das Rauchen gesellschaftlich noch nicht verpönt war, ebenso wie nun auch diese Zeiten, in denen man mitunter als Raucherin quasi beleidigt wird. Die einfachste Lösung für alle lautet doch wohl, als Arbeitnehmer nur in den für alle gültigen Pausen zu rauchen, so wird niemand bevorzugt und niemand bestraft.

Ich könnte zum Beispiel nicht mit dem Rauchen aufhören und würde mich sehr mies fühlen, deswegen weniger Urlaub verdient zu haben als Nichtraucher ..."

"Als Nichtraucher bin ich gleich zweimal benachteiligt"

"Diese Initiative ist absolut nachahmenswert! Seit Jahren arbeite ich als Nichtraucher im Gesundheitswesen mit vielen Rauchern zusammen. Im Schnitt gehen Kollegen drei- bis viermal außerhalb der offiziellen Pause zum Rauchen. Da kommt pro Tag und Mitarbeiter gut eine halbe Stunde zusammen - eine Zeit, die ich als Nichtraucher dann in der Vertretung verbringe und damit gleich zweimal benachteiligt bin. Hätte ich fünf Tage mehr Urlaub stattdessen, wäre die Vertretungssituation auf alle Schultern gleichermaßen verteilt."

"Habe Mitarbeiterin zum Aufhören motiviert"

"Ich habe mal so etwas Ähnliches gemacht: Einer Mitarbeiterin, die nicht richtig aufhören konnte, habe ich angeboten, die Probezeit um die Hälfte zu verkürzen, wenn sie aufhört. Das war dann auch effektiv 600 Euro wert, da nach der Probezeit das Gehalt stieg. Sie hat es gemacht und war mir noch Jahre danach dankbar für die Motivation. Sie hat auch nie wieder angefangen mit dem Rauchen."

"Mit den Rauchern pausieren? Nicht förderlich für die Firma"

"Ich bin selber Nichtraucherin (habe vor 22 Jahren aufgehört) und habe acht Jahre in einer Firma mit 120 Mitarbeiter gearbeitet. Der Unmut über die Raucher war dort natürlich zu spüren. Die Raucher gingen fünf bis sechs Mal am Tag für bis zu 20 Minuten weg. Wir als Nichtraucher durften noch nicht einmal 15 Minuten früher Feierabend machen.

Ich wollte mich nicht ärgern und bin mit den Rauchern rausgegangen - mit der Tasse Kaffee in der Hand - und habe auch 'pausiert'. Aber für die Firma war es natürlich nicht förderlich. Daher Daumen hoch für die Idee mit mehr Urlaub beziehungsweise Zeitausgleich. Es kann auch tatsächlich motivieren, endlich mit dem Rauchen aufzuhören. Natürlich, wenn die Raucher nur in ihrer Freizeit rauchen - dürfen sie genau so viel Urlaub bekommen wie Nichtraucher - denn sie arbeiten dann auch kontinuierlich weiter."

Raucherpausen "reichlich unkollegial"

"Ich finde, dieser Arbeitgeber hatte die 'zündende' Idee. Wenn Raucher nun sagen, sie würden sich diskriminiert fühlen, ist das eine Diskriminierung der Nichtraucher, die durcharbeiten.

Ich selber arbeite bei einer großen Behörde. Meine rauchenden Kollegen müssen sich ausbuchen, bevor sie das Haus zum Qualmen verlassen. Darüber ärgern sie sich heftig (und 'vergessen' mit Vorliebe die Steckkarte). Die Zeiterfassungsgeräte sind an den Eingängen. Je nach Lage des Büros sind da schnell fünf Minuten um, sie treffen noch jemanden zum Quatschen, dann müssen sie den Weg wieder zurück - und das Ganze mehrmals am Tag: Da kommt ganz schön was zusammen.

Außerdem hat ein Kollege das Telefon zu bedienen, wodurch nicht nur der Arbeitsfluss des Rauchers, sondern auch der des nichtrauchenden Kollegen gestört ist. Das ist reichlich unkollegial, wird aber von den Rauchern überhaupt nicht so gesehen. Spricht es jemand an, werden Nichtraucher als bösartig abgestempelt und zu faul, um mal dem Kollegen einen kleinen Gefallen zu tun."

"Raucher werden schnell aggressiv"

"Es ist nicht so, dass Menschen, die mit dem Rauchen anfangen, nicht wüssten, dass dies ungesund und tödlich ist und abhängig macht. Jeder muss wissen, was er tut, und Raucher haben einfach auf Nichtraucher Rücksicht zu nehmen: Stichworte: Gesundheitsschutz und Gestank. Raucher werden auch sehr schnell sehr aggressiv, wenn man ihnen sagt, dass sie hier nicht rauchen dürfen, weil hier Rauchverbot ist. Machen tun es bei uns trotzdem alle. Das ist dreist."

"Nichtraucher wählen lassen zwischen Extra-Pausen und Urlaub"

"Mehrere kleine 'Extra-Pausen' summieren sich - langfristig gesehen - zu einem großen Verlust an Arbeitszeit. Das ließe sich allerdings auch dadurch ausgleichen, indem Nichtraucher kleine Pausen anderer Art einlegen: Stretchen, Powernapping oder Bewegung an der frischen Luft beispielsweise. Eventuell könnte man die Arbeitnehmer entscheiden lassen, welche Form des Ausgleichs sie wählen möchten: Extra-Pausen oder zusätzliche Urlaubstage, bei denen sie mehr Freizeit am Stück haben."

"Socializing beim Rauchen vermisse ich"

"Dass Zeit wegen des Rauchens draußen verlorengeht, klingt plausibel. Doch die Sache ist vielschichtiger. Die Themen, die Raucher beschäftigen, wenn sie zusammen draußenstehen, sind meist Jobthemen: Ein Austausch über Abteilungen und Zuständigkeiten hinweg in zwanglosem Beisammensein. Wegen solcher Infos würde man niemals eine Kollegin oder einen Kollegen extra anrufen, beim lockeren Treff rutschen sie dann sehr häufig locker rüber.

Dieses 'Socializing' hat mir schon viel Ärger erspart, auch an andere habe ich viel weitergegeben, ob mahnend und warnend, ob bestärkend oder schlicht zeitsparend. Die Bedeutung dieser Minuten-Pläuschchen habe ich erst begriffen, als ich mit dem Rauchen aufhörte: In meiner Abteilung wurde ich weiterhin befragt, wie macht die Abteilung X das, wie hat Arbeitsgruppe Y das Problem gelöst und so weiter. Leider: Die Kommunikationsbrücke war abgebrochen.

Selbst bei einsamen Rauchern gibt es Faktoren, die dem Arbeitsplatz zugute kommen: entspannte unabgelenkte Gedanken, leicht dahingeträumt - und schon ist die nächste Idee geboren. Oder eine Lösung für das gerade noch unlösbar scheinende Problem gefunden. Beim Rauchen. Ich vermisse das alles so sehr - viel mehr als die Zigarette selbst."

(Zusammengestellt von af)

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