Wenn Sie Ihr Kind bilingual erziehen wollen, sollten Sie ein paar Kleinigkeiten beachten, damit Ihr Spross später keine sprachlichen Schwierigkeiten hat. Wir geben ein paar Hinweise.
Der Wunsch, sein Kind zweisprachig zu erziehen, kann ganz unterschiedlichen Ursprungs sein. Häufigster Grund ist wohl, dass beide Elternteile unterschiedliche Muttersprachen haben und ihrem Spross beide Sprachen und Kulturen mit auf den Weg geben wollen. Vor allem Familien mit Migrationshintergrund bringen ihrem Nachwuchs oftmals auch die Sprache ihres Herkunftslandes bei.
Doch manchmal wünschen sich Eltern auch einfach nur, dass ihr Kind im späteren Berufsleben bessere Chancen hat, weil es bilingual aufwächst. Welcher Personaler wäre von mehreren im Lebenslauf aufgeführten Sprachen nicht beeindruckt? Doch bringt die zweisprachige Kindererziehung wirklich nur Vorteile oder werden die Kleinen dabei doch zu sehr verwirrt und geraten unter zu hohen Lerndruck? Wir geben Ihnen einige Hinweise zu bilingualer Erziehung.
Welche Nachteile kann der Bilingualismus haben?
Eltern sollten es sich gut überlegen, ob sie ihre Kinder zweisprachig erziehen wollen – denn dies ist durchaus nichts, das man auf die leichter Schulter nehmen sollte. Macht man beim Vermitteln der Sprache grobe Fehler oder ist inkonsequent, kann sich das mitunter negativ auf die Gesamtentwicklung des Kindes auswirken. So kann es etwa sein, dass die zweisprachige Erziehung Kinder auch ein wenig verwirrt: Manchmal können die Kleinen Wörter nicht exakt einer Sprache zuordnen und vermischen beide Sprachen fortwährend.
Genauso kann es passieren, dass Kinder eine der Sprachen nicht so gern sprechen wollen, obwohl sie sie verstehen. Eltern sollten darauf nicht mit Druck reagieren, sonst verschließt sich das Kind womöglich gänzlich der Sprache und fühlt sich überfordert oder wird beim Sprechen unsicher. Kinder durchlaufen Phasen und präferieren manchmal eher die eine und dann wieder die andere Sprache; auch kann solches Verhalten eine Trotzreaktion sein, die man durch Zwang noch verstärkt. Die Kinder zum Sprechen der Sprache zu drängen, führt schnell zu Lernstress, was häufig mehr schadet, als dass es hilft.
Weiterhin ist es möglich, dass Kinder unter Sprachproblemen leiden, was das Erlernen zweier oder mehrerer Sprachen erschwert: Ein Sprachfehler oder fehlendes Grammatikverständnis können sich teilweise in beiden Sprachen niederschlagen und müssen dementsprechend auch in beiden Sprachen behoben werden, was sich als kompliziert darstellen kann.
Im Großen und Ganzen profitieren Kinder
Kinder erlernen Sprachen spielerisch und haben es dabei leichter als Erwachsene, die irgendwann später einmal eine neue Sprache erlernen wollen. Die grammatischen Strukturen lernen Kinder ganz normal, lediglich der Wortschatz kann zu Beginn geringer sein, wenn Kinder zweisprachig erzogen werden. Das legt sich jedoch mit der Zeit wieder. So kann es lediglich passieren, dass Kinder die Sprachen vermischen, weil ihnen ad hoc nicht der passende Begriff in der Sprache einfällt, die sie gerade benutzen. Das ist bei bilingualer Erziehung jedoch völlig normal.
Gemeinhin sind die Kinder später dazu in der Lage, in beiden Sprachen auf Muttersprachniveau zu kommunizieren – oder zumindest auf einem Level, der diesem im praktischen Alltag gleichkommt. Dies kann selbstredend im späteren Berufsleben von großem Vorteil sein. Nicht selten ist eine von mehreren Sprachen die dominante, meist jene des Landes, in dem das Kind aufwächst. Zweisprachig erzogenen Kinder eines binationalen Elternpaares haben zudem den Vorteil, dass sie sich ein Stück weit in zwei Kulturen heimisch fühlen: Neben der Sprachvermittlung bekommen sie auch typische Aspekte des jeweils anderen Kulturkreises wie Musik, Küche oder Mentalität vermittelt.
Durch das Erleben von zwei Kulturen fällt es Kindern, die zweisprachig aufwachsen, oftmals leichter, sich im Leben an neue Situationen zu gewöhnen oder sich daran anzupassen. Doch nicht nur kulturell bereichert es die Kleinen, auch sprachlich: So fällt es mehrsprachig erzogenen Kindern in der Regel nachweislich leichter, später eine zusätzliche Sprache zu erlernen. Sie besitzen oft ein tieferes Verständnis für Grammatik und stellen Verbindungen zwischen den Sprachen her. Sie vergleichen und können sich durch ihren umfangreichen Wortschatz oft Wörter herleiten.
Worauf man bei bilingualer Erziehung achten sollte
Damit der Nachwuchs auch von diesen Vorteilen im späteren Leben profitieren kann, sollten sich die Eltern auch an ein paar Spielregeln halten und ihr Kind angemessen zweisprachig erziehen – weder die Kinder noch die Eltern sollten sich verwirren lassen. So sollten etwa Eltern, denen die späteren Karrierechancen des Kindes besonders am Herzen liegen, nicht versuchen, dieses mit ihrem Schulenglisch zu erziehen. Damit der Spross tatsächlich die korrekte Aussprache und idiomatische Wendungen richtig vermittelt bekommt, sollten die Eltern auch selbst Muttersprachler sein.
Weiterhin sollte das Kind einen positiven, emotionalen Bezug zur Sprache aufbauen, andernfalls ist es nicht verwunderlich, falls es das Interesse verliert. Im Idealfall versteht es, dass es gut ist, die Sprache sprechen zu können. Dafür ist unbedingt eine Bezugsperson nötig, die die Sprache vermittelt, natürlich idealerweise ein Elternteil. Hierin liegt auch die goldene Regel der zweisprachigen Kindererziehung verborgen, die da lautet: Es sollte immer nur ein Elternteil in der jeweils von ihm beherrschten Sprache mit dem Kind kommunizieren und nicht etwa mitten im Gespräch die Sprache wechseln. So wird die emotionale Bindung gestärkt – man sollte dafür aber so konsequent wie möglich bleiben, um das Kind nicht zu irritieren. Es soll schließlich ganz deutlich erfahren können, welche Aussprache, welche Wörter und welche grammatischen Konstruktionen zu welcher Sprache gehören.
Zu guter Letzt ist es ebenfalls von großer Bedeutung, dass der andere Elternteil der zweiten Sprache auch bis zu einem gewissen Grade mächtig ist, damit er weiß, wie vom Partner gerade mit dem Kind gesprochen wird und entsprechend zusammenhängend reagieren kann. © 1&1 Mail & Media
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