Die Ergebnisse der aktuellen Pisa-Studie dürften nicht nur die Politik, sondern auch Eltern erschreckt haben. Sollte Ihr Kind schlechtere Noten bekommen, könnte Handlungsbedarf bestehen. Doch wie gehen Eltern am besten bei der Suche nach Nachhilfe vor?

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Deutschlands Schülerinnen und Schüler haben bei der Pisa-Studie noch nie so schlecht abgeschnitten wie dieses Mal. Die Jugendlichen verschlechterten sie sich in allen untersuchten Fachgebieten deutlich.

"Verschlechtern sich die Noten in einem oder mehreren Fächern, sollten Eltern aktiv werden", empfiehlt Patrick Nadler vom Bundesverband Nachhilfe- und Nachmittagsschulen (VNN) in Solingen. Auf diese Weise können sie verhindern, dass sich die Lernlücken vergrößern und der Abstand zum Klassenstand noch größer wird.

"Ein professioneller Nachhilfelehrer ermittelt, wo die Verständnisschwierigkeiten liegen und arbeitet gezielt daran", erklärt er. Dabei geht es um mehr als um das Schließen von Wissens- und Verständnislücken.

Nachhilfeschüler würden nicht nur in ihrem Fach gefördert, sondern ebenso in ihren Lerntechniken und Lernmethoden, sagt Eiko Jürgens, Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld. Dies sei häufig vernachlässigt worden von Schulen.

Bedarf an Nachhilfe in der Pubertät

Gemäß der bisherigen Forschungslage zeigt sich ein erhöhter Bedarf an Nachhilfeunterricht in der 7. bis 9. Jahrgangsstufe. In dieser Phase biete die Schule für Jugendliche kein angemessenes Angebot, wie Schulpädagoge Jürgens betont. Die Schule beharrt auf dem bestehenden Lehrplan und verschärfe sogar den Druck, da der mittlere Bildungsabschluss oder der Übergang zur gymnasialen Oberstufe bevorstehe.

In dieser Situation erhoffen sich viele Schülerinnen und Schüler eine schnelle Rettung in Form von Kurzzeitnachhilfe. "Die Versetzung schaffen. Ein Fach verbessern", zählt Jürgens mögliche Ziele auf.

Eine langfristige Unterstützung durch Nachhilfe kann Kindern auch psychisch während ihrer Schulzeit helfen. Allerdings empfiehlt Institutsexperte Nadler, keine dauerhaften Verträge abzuschließen.

Theoretisch könnten Eltern die Aufgabe der Nachhilfe übernehmen, anstatt einen Lehrer zu beauftragen. Allerdings gibt es durchaus Gründe, die dagegen sprechen und viele Eltern wollen es auch nicht. Eiko Jürgens erklärt: "Ihre emotionale Beziehung zu den Kindern kann darunter sehr leiden". Deshalb sei eine externe Fachkraft besser geeignet.

Doch wie kann man die geeignete Anlaufstelle ausfindig machen? Hier erfahren Sie, wie Eltern, Schüler und Lehrkräfte für Nachhilfe zusammenkommen können.

Finden Sie den perfekten Nachhilfelehrer online

Zahlreiche Online-Plattformen listen private Lehrkräfte und Nachhilfedienste auf. Hier können Eltern nach qualifizierten Anbietern suchen. Um sicherzustellen, dass es sich um ein vertrauenswürdiges Angebot handelt, empfiehlt Patrick Nadler, Bewertungsportale wie Trustpilot zu nutzen. Diese Plattformen geben Auskunft darüber, welche Erfahrungen andere Eltern und Schüler mit den jeweiligen Anbietern gemacht haben.

Es kommt aber auch häufig vor, dass eine Empfehlung von einem Schullehrer oder anderen Eltern ausreicht. "Wenn jemand eine gute Erfahrung mit einem Nachhilfelehrer gemacht hat, sollte man der Empfehlung folgen."

Nachhilfe-Institut kennenlernen

In vielen Bundesländern müssen die Nachhilfeschulen ihre Lehrkräfte bei den lokalen Behörden anmelden und deren Qualifikation nachweisen. Darüber hinaus verweisen Anbieter auf Gütesiegel wie beispielsweise das Tüv-Siegel, welches bestimmte Standards garantiert.

"Unabhängig davon sollten Eltern sich einen persönlichen Eindruck durch das Gespräch mit dem Nachhilfelehrer machen", sagt Nadler weiter. Hierfür bietet sich oft eine kostenlose Probestunde an.

Nachhilfelehrer muss zum Kind passen

Nachhilfe-Institute betonen, dass ihre Lehrkräfte sowohl fachlich als auch pädagogisch kompetent sind. Die Vorauswahl übernimmt das Institut. Im Falle eines privaten Nachhilfelehrers ist es jedoch erforderlich, sich zunächst die Qualifikationen zeigen zu lassen.

In der Realität kann das Angebot anders aussehen. "Weil der Bedarf an Nachhilfelehrern so groß ist, können die Institute ihn nicht ganz mit pädagogischen Kräften decken", erklärt Eiko Jürgens. Und dann? "Es kommen Fachexperten zum Einsatz, die Erfahrung mit den Schulproblemen von Kindern mitbringen und motiviert sind, ihnen zu helfen", erklärt er. Dies kann dazu beitragen, dass das Lernen erfolgreich verläuft.

Falls es nicht passt, sind Nachhilfe-Institute nach Angaben von Nadler flexibel. "Kommt ein Schüler mit einer Lehrkraft nicht zurecht, kann er zu einer anderen wechseln", erklärt er.

Einzel- oder Gruppenunterricht

Der Einzelunterricht dauert in Instituten zwischen 45 Minuten und einer Stunde. "Der bringt das Kind schneller weiter, ist aber natürlich teurer", sagt Nadler. Die Preise für den Einzelunterricht variieren zwischen 28 und 40 Euro pro Unterrichtsstunde, während Gruppenunterricht zwischen 10 und 15 Euro kostet.

Laut dem Experten darf die Nachhilfe für Gruppen von bis zu vier Kindern etwas länger sein, jedoch nicht mehr als zwei Stunden. Wichtig ist, dass die Gruppe homogen ist. "Es bringt nichts, wenn das eine Kind seine Schulnote von fünf auf vier verbessern will und das andere von zwei auf eins."

Zusätzlich zum fachspezifischen Nachhilfeunterricht besteht die Möglichkeit, Kurse zu buchen, in denen überfachliche Fähigkeiten separat trainiert werden können. "Das sind Kurse, in denen der Prozess des Lernens vermittelt wird, in denen Kinder unter anderem mit Lerntechniken, beispielsweise Lese- und Markierungstechniken, das Wesentliche aus einem Text filtern", erläutert Jürgens.

Online-Nachhilfe oder Präsenzunterricht

Online oder in Präsenz lernen: Die Corona-Zeit hat gezeigt, dass beides funktionieren kann.

Laut Patrick Nadler ist die digitale Nachhilfe eine empfehlenswerte Option für Schüler, die mit Smartphones, Laptops oder Tablets vertraut sind. Sie ist auch eine Lösung, wenn der Weg zur Nachhilfe zu weit ist.

Förderung

Falls Eltern nicht in der Lage sind, die Kosten für Nachhilfe aus eigener Tasche zu bezahlen, greift der Staat ein.

Kinder aus finanziell benachteiligten Familien können eine Unterstützung aus dem Bildungs- und Teilhabepaket erhalten. Anträge hierfür können bei der Agentur für Arbeit oder beim Jobcenter gestellt werden.

Angst nehmen

Einige Schülerinnen und Schüler empfinden bestimmte Fächer, beispielsweise Mathematik, als beängstigend.

"Unsere Erfahrung ist, dass die Schülerinnen und Schüler durch die Nachhilfe wieder kleinere und größere Erfolgserlebnisse haben. So verliert das ungeliebte Fach seinen Schrecken und macht wieder Spaß." (dpa/mak)

Ein junger Schüler sitzt gelangweilt an seinem Tisch.

Deutsche Schüler mit historischem Negativergebnis bei Pisa-Studie

Die deutschen Schüler haben historisch schlecht bei der Pisa Studie abgeschnitten. Die Ergebnisse teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit.
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