Je näher der Tag der Einschulung kommt, umso mehr sorgen sich Eltern um die Schulfähigkeit ihres Nachwuchses. Was muss mein Kind können, um im Schulalltag klarzukommen? Wir erklären, worauf es ankommt.

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Spätestens im letzten Kindergartenjahr fragen sich Eltern gehäuft: Was sollte mein Kind bei der Einschulung eigentlich schon alles können? Denn während andere Kinder zum Schulanfang schon zählen oder die ersten Worte schreiben können, interessiert sich ihres nur halbherzig dafür.

Viel lieber spielt es mit seinen Bauklötzen oder baut Riesenburgen im Sand als Vorschulaufgaben zu erledigen. Eltern, die das nervös macht und an der Schulfähigkeit ihres Nachwuchses zweifeln, können beruhigt sein: Sie sind nicht allein. Nicht alle Kinder sind fleißige Lerner und es ist nicht die einzige Kompetenz, die Kinder zum Schulanfang mitbringen sollten.

Wann ist mein Kind schulfähig?

Der Gesetzgeber macht die Schulfähigkeit zuerst einmal vor allem vom Alter abhängig. Jedes Bundesland hat einen sogenannten Stichtag. Dieser liegt zwischen dem 30. Juni und 31. Dezember. Ab diesem Tag sind Kinder schulpflichtig. Kinder können allerdings abhängig von ihrem Entwicklungsstand auch früher eingeschult oder zurückgestellt werden.

Die Schulfähigkeit wird über den Schuleignungstest ermittelt. Und hier fängt die Nervosität vieler Eltern an. Einige glauben, dass ihr Kind den Leistungsanforderungen nicht gerecht wird, wenn es nicht schon ein wenig rechnen, schreiben und lesen kann. Diese Ängste kommen auch dadurch auf, weil viele nicht wissen, was in so einem Test eigentlich abgefragt wird.

Die Vorstellung, dass die Schulfähigkeit nach einem festen Kriterienkatalog ermittelt wird, ist falsch: Es werden kognitive, soziale und körperliche Fähigkeiten untersucht. Dass ein Kind mit 5 Jahren lesen kann, macht es noch längst nicht reif für die Schule. Sozialkompetenz und emotionale Stärke sind ebenfalls wichtig.

Leistungswille entwickelt sich unterschiedlich

Wer sich unsicher ist, ob sein Kind schon die Schulreife erreicht hat, sollte sich bei der Entscheidung beraten lassen. Erste Ansprechpartner können die Erzieher im Kindergarten sein. Sie kennen das Kind gut und können seine Fähigkeiten einschätzen. Eltern sollten nicht immer nur den Jetzt-Zustand sehen. Einige Kinder entwickeln ihren Leistungswillen erst später.

Die anderen, die schon mit 5 Jahren begeistert in die Schule gehen, leiden unter Umständen später darunter, immer der oder die Jüngste zu sein. Während sich ihre älteren Klassenkameraden schon in der Pubertät befinden, hinken sie in dieser Entwicklungsphase hinterher.

U9-Untersuchung als Anhaltspunkt sehen

Wissbegier allein reicht nicht, um in der Schule zu bestehen. Kinder sollten auch eine gute Portion Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit mitbringen. Außerdem müssen sie konzentriert arbeiten und still sitzen können. Darum ist er ratsam, die Ergebnisse der U9-Untersuchung beim Kinderarzt und der Schuleingangsuntersuchung in seine Entscheidung einzubeziehen. Sie geben Eltern eine gute Richtschnur bei der Entscheidung, wann ein Kind eingeschult werden sollte.

Gerade, wenn das Kind früher eingeschult werden soll, ist es wichtig, auf die Bedürfnisse des Kindes zu achten. Vielleicht ist es wissbegierig und erfüllt auch sonst alle Voraussetzungen, möchte aber lieber mit seinen Freunden aus dem Kindergarten eingeschult werden.

Neben den gesetzlichen Vorgaben zur Schulfähigkeit, dem Entwicklungsstand Ihres Kindes und seinen Bedürfnissen sollten Sie auch einen Blick auf die schulischen Rahmenbedingungen werfen. Auch hier bestehen zwischen den Ländern Unterschiede: Wie sind die Grundschulklassen aufgebaut? Ab welcher Klasse gibt es Noten und wann müssen Sie als Eltern über eine weiterführende Schule entscheiden?

Früher einschulen oder zurückstellen?

Während vor ein paar Jahren noch galt "je früher, desto besser", entscheiden sich zahlreiche Eltern heute anders. Sie möchten ihren Kindern so lange wie möglich eine unbeschwerte Kindheit ermöglichen. Außerdem haben Studien gezeigt, dass junge Kinder sehr oft unruhig im Unterricht sind und viel seltener das Gymnasium besuchen.

Auch in den bildungsstarken Nationen Finnland, Dänemark und Schweden werden Kinder eher später zur Schule geschickt.

Bildungspolitik will individuelle Förderung

Davon auszugehen, dass eine Zurückstellung deshalb ratsam wäre, ist aber falsch. Diese sollte die Ausnahme bleiben. Ansonsten laufen diese Kinder in ihrer gesamten Schullaufbahn den anderen hinterher.

Die Bildungspolitik von heute stellt sich unter Schulreife vielmehr vor, alle Kinder eines Jahrgangs gleichzeitig einzuschulen und dann im besten Fall individuell zu fördern. Schwächere Kinder erhalten dort Förderung, wo sie sie benötigen, und stärkere Zusatzaufgaben.  © 1&1 Mail & Media

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