Formaldehyd ist in vielen Möbeln und Gegenständen aus Plastik enthalten, gilt aber als krebserregend. Wir erklären, warum der Stoff so gefährlich ist und worin er überall steckt.

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Formaldehyd ist ein stechendes Gas, das zu Kunststoffen verarbeitet wird oder als Bindemittel in verschiedenen Produkten enthalten ist. Wir können Formaldehyd in der Regel nicht riechen, denn nur in hoher Dosierung kann die menschliche Nase das Gas wahrnehmen. Wenn die Konzentration aber so stark ist, sind bereits gesundheitliche Auswirkungen spürbar.

Formaldehyd wird auch als Methanal oder, als wässrige Lösung, als Formalin bezeichnet und findet sich zum Beispiel oft in Spanplatten und Möbeln. Außerdem gibt es Formaldehyd im Krankenhaus als Desinfektionsmittel und in der Industrie als Konservierungsstoff.

Das Problem: Formaldehyd dünstet durchgehend aus den Produkten aus und ist ein gesundheitliches Risiko. Denn schon länger ist bekannt, dass Formaldehyd Krebs erzeugen kann. Bereits die Ausdünstungen reichen, um die Gesundheit zu beeinträchtigen.

Geltende Höchstwerte für Formaldehyd

Das Umweltbundesamt hat sich einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angeschlossen, wonach Formaldehyd in einen Höchstwert von 100 Mikrogramm pro Kubikmeter für Stoffe in Innenräumen nicht überschreiten sollte.

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Für Möbel und andere Produkte aus Holz gibt es demnach in Deutschland den Grenzwert von 0,1 Milliliter Formaldehyd in einem Kubikmeter Luft. Dünstet mehr Formaldehyd aus, darf das Produkt nicht verkauft werden. Für Wasch- und Reinigungsmittel (ausgenommen Industriereiniger) gilt ein Grenzwert von 0,2 Prozent Formaldehyd.

Tipp: Das Umweltbundesamt und das Bundesumweltministerium vergeben den Blauen Engel – eines der Kriterien des Siegels ist, dass Formaldehyd nur in sehr geringer Menge enthalten sein darf.

Gesundheitliche Folgen von Formaldehyd

Formaldehyd kann sich auf verschiedene Weise negativ auf die Gesundheit auswirken:

  • Verschiedene nationale und internationale Studien haben ergeben, dass Formaldehyd Krebs erzeugen kann. Tierversuche zeigen, dass bei einer hohen Formaldehyd-Konzentration in der Raumluft Tumore in der Nasenhöhle entstehen können (PDF).
  • Nicht nur die Schleimhäute können angegriffen werden, auch die Augen werden durch den Stoff gereizt.
  • Depressionen und Angstattacken könnten Studien zufolge durch Formaldehyd ausgelöst werden.
  • Weitere Symptome sind Übelkeit, Bewusstlosigkeit und Schlafstörungen.
  • Möglicherweise kann Formaldehyd auch Asthma auslösen und/oder verstärken.

Worin ist Formaldehyd enthalten?

Formaldehyd steckt in Alltags- und Gebrauchsgegenständen, aber auch in Genussmitteln.

  • Zigarettenrauch: In Zigaretten ist immer eine Zuckerverbindung enthalten, die beim Rauchen zu Formaldehyd wird. Dabei werden Nasen- und Rachenraum dem Stoff ausgesetzt, was Krebs weiter begünstigt.
  • E-Zigaretten: E-Zigaretten, die oft als gesündere Alternative zu herkömmlichen Zigaretten beworben werden, enthalten Formaldehyd-Hemiacetale. Diese setzen später krebserregendes Formaldehyd frei. Eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigte, dass die Konzentration des sogenannten verborgenen Formaldehyds in E-Zigaretten bis zu 15-mal höher sein kann als in normalen Zigaretten.
  • Natur: In äußerst geringen Mengen kommt Formaldehyd auch in Lebensmitteln wie Milch, Kaffee, Obst oder Fleisch vor. Eine Gesundheitsgefahr besteht hier aber nicht.
  • Holz: Spanplatten, Fertigparkett und ähnliche Platten sind häufig geleimt – der Holzleim enthält oft Formaldehyd. Inzwischen gibt es Emissionsklassen für Holz und Holzprodukte, die den Formaldehyd-Ausstoß angeben. Achte idealerweise darauf, nur Holz mit der niedrigsten Emissionsklasse zu kaufen.
  • Lacke und Farben: Formaldehyd steckt oft als Konservierungsstoff in Lacken. Aber auch in Wandfarben, in Kleidung und in Teppichen kommt immer wieder Formaldehyd vor.
  • Reinigungsmittel: In Wasch- und Reinigungsmitteln war früher so viel Formaldehyd enthalten, dass inzwischen Grenzwerte eingeführt wurden. Für Industriereiniger gelten die Grenzwerte aber nicht.
  • Geschirr: Formaldehyd und Melamin sorgen dafür, dass Melamin-Geschirr nicht so leicht bricht. Wenn du das Geschirr aber erhitzt, können Formaldehyd-Gase austreten.
  • Dämmstoff: In Isolierschaum und Dämmwolle findet sich meistens auch Formaldehyd.
  • Selbstbräuner: Hier kann Formaldehyd entstehen; mehr dazu hier: Selbstbräuner: Warum du die Finger davon lassen solltest.

Was tun gegen Formaldehyd?

In der Apotheke bekommst du einen Raumluft-Test für Formaldehyd. So kannst du herausfinden, ob du in deiner Wohnung etwas gegen Formaldehyd tun solltest. Den ermittelten Wert kannst du dann mit den Richtwerten des Umweltbundesamtes vergleichen.

Um Formaldehyd vorzubeugen, kannst du einige Maßnahmen selbst ergreifen:

  • Stelle offene Lacke, Farben und Leimtuben in den Garten oder die Garage statt in die Wohnung.
  • Achte beim Kauf von Holzmöbeln darauf, dass diese schadstoffgeprüft sind. Aussagekräftige Öko- und Bio-Siegel helfen dabei.
  • Bestimmte Pflanzen sollen Formaldehyd abbauen können: Grünlilien, Drachenbaum, Efeu und Aloe vera zählen dazu.
  • Massivholz enthält im Gegensatz zu Spanplatten keinen Leim. Das gilt nicht nur bei Möbeln. Wähle außerdem lieber Vollholz-Parkett statt Laminat.

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Überarbeitet von Denise Schmucker  © UTOPIA

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