Longan gilt als die neue Superfrucht: Sie wird nicht nur wegen ihres köstlichen Geschmacks, sondern auch wegen ihrer wertvollen Inhaltsstoffe geschätzt. Was hat sie regionalem Obst in Sachen Nährstoffe aber wirklich voraus?
Saftig, aromatisch und süß schmeckt die Longan. Doch die ursprünglich aus verschiedenen Teilen Asiens stammende Frucht erlebt derzeit nicht nur wegen ihres Geschmacks einen Hype. Sie erfreut sich wachsender Beliebtheit als neues "Superfood": Der Longan wird nachgesagt, eine besonders nahrhafte Frucht zu sein. Aber ist sie wirklich so viel gesünder als heimisches Obst?
Was ist die Longan?
Longan (auch bekannt als Euphoria longana) ist eine tropische Frucht, deren ursprüngliche Heimat sich von Südostasien über Südchina erstreckt. Auch heute wird sie noch in vielen tropischen Regionen angebaut, darunter in Thailand, Vietnam, Indien und anderen Teilen Südostasiens. Die Longan ist die Frucht eines Baumes, der zur Familie der Seifenbaumgewächse gehört, zu der auch Litschi und Guarana zählen.
Die Longanfrucht wächst in Büscheln am Baum – ähnlich wie Weintrauben an einer Rebe – und ist klein und rund. Entfernst du die gelbliche bis ockerfarbene Schale, kommt das meist weiße Fruchtfleisch zum Vorschein. In der Mitte der Frucht befindet sich ein großer, dunkler Samen, der nicht genießbar ist. Das Fruchtfleisch mit dem durchscheinenden Kern ähnelt optisch einem Augapfel und hat der Longan daher den Spitznamen Drachenauge eingebracht.
Einige beschreiben den Geschmack von Longans als eine Mischung aus Litschis und Honig, also sehr aromatisch und süß. Du kannst das saftige Fruchtfleisch der Longans frisch verzehren, aber die Frucht ist auch eine beliebte Zutat in verschiedenen asiatischen Gerichten, Desserts und Getränken.
So gesund ist die Longan
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) werden sowohl die Longanfrucht als auch der Samen seit Langem zur Heilung verschiedener Beschwerden und zur Unterstützung der allgemeinen Gesundheit verwendet.
Laut einer Review über die phytochemischen Inhaltsstoffe und biologischen Aktivitäten von Longan kommt die Frucht dort unter anderem zum Einsatz, um den Blutstoffwechsel zu fördern, die Nerven zu beruhigen, Schlaflosigkeit zu lindern, Nervenschmerzen und -schwellungen zu heilen und Herzklopfen zu behandeln.
Die gesundheitsförderliche Wirkung ist der Review zufolge auf die vielen Nährstoffe und funktionellen Komponenten in der Frucht zurückzuführen.
Denn die Longan ist reich an:
- Vitamin C
- Kalium, Eisen, Kupfer, Zink
- Aminosäuren
- Polyphenole, darunter unter anderem Flavonoide
Insbesondere die Polyphenole sind es, die für die gesundheitlichen Vorteile der Longan verantwortlich sind. Dabei handelt es sich um eine Vielzahl an sekundären Pflanzenstoffen wie zum Beispiel Flavonoide. Polyphenolen werden laut dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) positive Wirkungen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und Krebsleiden zugeschrieben. Diese Polyphenole wirken als Antioxidantien, die den Körper vor schädlichen Sauerstoffradikalen schützen können.
Polyphenolen wird auch nachgesagt, dass sie Enzyme hemmen können, die chemische Reaktionen im Körper auslösen. Diese Reaktionen beeinflussen unter anderem den Blutdruck, das Schmerzempfinden und Entzündungen. Laut dem BZfE vermuten Wissenschaftler:innen, dass die Hemmung dieser Reaktionen durch Polyphenole dazu beitragen könnte, chronische Krankheiten günstig zu beeinflussen. Jedoch sei weitere Forschung nötig, um zu bestimmen, wie relevant dieser Effekt wirklich für die menschliche Gesundheit ist.
Denn: Die meisten Studien zu Polyphenolen wurden im Labor mit Zellkulturen durchgeführt, nicht am lebenden Menschen. Wie genau Polyphenole beim Menschen wirken, ist noch unklar und eher eine Vermutung.
Das Europäische Informationszentrum für Lebensmittel (EUFIC) betont, dass sich Polyphenole im Körper verändern: Sie werden abgebaut, und ihre Menge unterscheidet sich dann von der im Labor. Zudem verwenden Wissenschaftler:innen hochkonzentrierte Substanzen, die nicht mit der Menge an Polyphenolen in normalem Obst und Gemüse vergleichbar sind.
"Superfrüchte" gibt es auch saisonal und regional
Die Longan steckt also voller wertvoller Nährstoffe – genauso wie andere Früchte auch. Polyphenole sind zum Beispiel ebenfalls reichlich in Blaubeeren, Kirschen oder Spinat vorhanden. Um deinen Vitamin-C-Bedarf zu decken, musst du auch nicht auf die tropische Frucht zurückgreifen. Hagebutten, Sanddornbeeren und schwarze Johannisbeeren liefern ebenfalls viel Vitamin C. Im Gegensatz zur Longan kannst du dieses Obst aus der Region beziehen oder sogar selbst sammeln und somit lange, CO₂-intensive Transportwege vermeiden.
Lies auch: Alternativen zu Chia & Co.: Diese heimischen Superfoods solltest du kennen
In Sachen Nachhaltigkeit ist die Longan auch problematisch, weil sie laut der Review während der Lagerung schnell braun wird und verdirbt. Frische Longanfrüchte werden für den weltweiten Transport daher einer Schwefelbegasung ausgesetzt, um die Haltbarkeit zu verlängern. Doch Tests haben gezeigt, dass Schwefelrückstände auf der Fruchtschale, den Zweigen und Blättern verbleiben. Sulfite können bei empfindlichen Menschen schon in geringen Mengen Lebensmittelallergien auslösen.
Fazit: Eine ausgewogene Ernährung versorgt dich mit allen Nährstoffen, die du benötigst. Reichlich Obst und Gemüse sollten dafür auf deinen Teller landen. Die "Superfrucht" Longan ist dafür nicht nötig. Am frischesten und damit nährstoffreichsten sind nämlich saisonale Früchte möglichst direkt vom Feld in deiner Nähe. Wenn du diese dann noch in Bio-Qualität kaufst, tust du der Umwelt und deiner Gesundheit zusätzlich Gutes, denn die ökologische Landwirtschaft verzichtet auf chemisch-synthetische Pestizide und Kunstdünger.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Aroniabeeren verarbeiten: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für das Superfood
- Haskap: Neues Superfood oder unnötiger Hype?
- Goji-Beere pflanzen: Bau dein eigenes Superfood an
© UTOPIA
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.