Schwarzes Plastik ist mitverantwortlich für schlechte Recyclingquoten – und damit noch problematischer als andere Plastikarten. Warum das so ist und welche Alternativen es gibt, kannst du hier nachlesen.

Mehr Ratgeber-Themen finden Sie hier

Plastikverpackungen sind aus mehreren Gründen problematisch. Neuer Kunststoff wird in der Regel aus Erdöl gewonnen und trägt dadurch zur Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung bei. Außerdem wird nur ein Teil des Plastikmülls recycelt – mehr als die Hälfte wird verbrannt und der Rest landet auf Müllhalden. Von dort gelangt der Kunststoff auch in die Natur. Die Folge: Die Meere sind voller Müll und selbst in Fisch, Trinkwasser und menschlichem Kot wurde mittlerweile Mikroplastik festgestellt.

Deutschland gilt als Recycling-Vorreiter weltweit und trotzdem verwertet es nur ein Teil des anfallenden Plastikmülls wieder. Unter anderem ist schwarzes Plastik ein Grund dafür. Wir erklären dir, was es damit auf sich hat und wieso schwarzes Plastik so problematisch ist.

Schwarzes Plastik: Ein Problem für Recyclinganlagen

Alles, was in der gelben Tonne landet, gelangt zu Wertstoffanlagen. Auf den Recycling-Höfen werden die unterschiedlichen Müllarten sortiert und getrennt, bevor sie zerkleinert und weiterverarbeitet werden können. Aber bei weitem nicht alles davon wird recycelt.

Ein erheblicher Teil des Plastikmülls landet am Ende aber auf Mülldeponien im Ausland oder wird verbrannt. Laut Plastikatlas 2019 werden nicht einmal 16 Prozent des anfallenden Plastikmülls in Deutschland tatsächlich recycelt. Mitverantwortlich dafür sind schwarze Plastikverpackungen.

Mehr Inhalte von Utopia.de
News, Tipps, Rezepte und Kaufberatung für eine nachhaltigere Welt.

Das Problem von schwarzem Plastik ist Folgendes:

  • Recyclinganlagen erkennen die unterschiedlichen Verpackungen mittels Nah-Infrarot-Technologie: Die Sensoren identifizieren recycelbares Plastik durch reflektiertes Licht.
  • Schwarzes Plastik erkennen sie mit dieser Technologie nicht: Aufgrund des Farbstoffes sind schwarze Plastikverpackungen für die Anlage schlichtweg unsichtbar, da die Farbe Schwarz das Licht nicht reflektiert.
  • Die Folge ist: Schwarzes Plastik wird als Restmüll aussortiert und energetisch verwertet – es wird verbrannt.

Schwarzes Plastik enthält besonders gefährliche Stoffe

Schwarzes Plastik ist aber nicht nur für die Recyclinganlagen ein Problem, sondern auch aus gesundheitlicher Sicht besorgniserregend:

Weitere Recyclingprobleme für Plastikmüll

Aber nicht nur schwarzes Plastik ist schwierig in der Verwertung. Auch weitere Faktoren sorgen für eine schlechte Kunststoffrecycling-Quote.

Nur bei sortenreinem Plastik funktioniert das Recycling gut. Dementsprechend konnten 2021 rund 41 Prozent des Plastikmülls recycelt werden, 53 Prozent wurden jedoch verbrannt. Denn sobald mehrere Kunststoffarten als Verbundstoffe zusammenkommen, wären laut dem NABU aufwendige und teure Verfahren nötig, um die einzelnen Plastikschichten voneinander zu trennen. Das ist in vielen Fällen nicht wirtschaftlich. Besonders Lebensmittelverpackungen, wie für Käse- und Wurstwaren, bestehen aus diesen Kunststoffverbunden, die in der Regel deshalb verbrannt werden. Bei Getränkekartons wie Tetrapaks sieht es ähnlich aus. Diese bestehen neben Karton auch aus plastikbeschichtetem Aluminium und anderen Plastikteilen.

Übrigens: Energie aus der Müllverbrennung gilt als erneuerbare Energie und wird damit sogar subventioniert, wie Quarks berichtet.

Neues schwarzes Plastik, neue Technologien: Eine Lösung?

Es gibt verschiedene Bestrebungen, das Recyclingproblem Schritt für Schritt anzugehen:

  • So hat die Firma Henkel recycelbare schwarze Plastikverpackungen entwickelt. Diese rußfreien Verpackungen enthalten einen speziellen Farbstoff. Damit können herkömmliche Nah-Infrarot-Sensoren dieses schwarze Plastik als recycelbares Plastik erkennen. Das sogenannte REC-NIR-BLACK-Masterbatch wurde bei den Plastics Recycling Awards Europe 2019 als "Product Technology Innovation of the Year" ausgezeichnet.
  • Forscher:innen des Fraunhofer-Instituts haben zudem eine neue Sortiermaschine entwickelt, die auch herkömmliches schwarzes Plastik als recycelbaren Kunststoff erkennt.

Beide Innovationen sind gute und wichtige Lösungsansätze. Letztlich braucht es aber ein fundamentales Umdenken bei Industrie und Verbraucher:innen, um das weltweite Plastikmüllproblem und dessen Folgen zu lösen.

Plastikmüll: Das kannst du konkret tun

Um die globale Plastikmüllproblematik nachhaltig in den Griff zu bekommen, bedarf es Handlungen seitens Politik, Hersteller und Verbraucher:innen. Konkret kannst du Folgendes tun:

  • Vermeide Plastik, so gut es geht. Kaufe Lebensmittel möglichst unverpackt, lose oder in Stoffbeuteln. Auf dem Wochenmarkt oder im Bioladen geht das oft besser als im Supermarkt. Aber auch dort kannst du Verpackungen vermeiden.
  • Kaufe regionale Getränke lieber aus Glasflaschen. Im Vergleich zu Tetrapaks schneiden diese besser ab – vorausgesetzt, sie wurden nicht zu weit transportiert. Wir haben die Ökobilanz von Tetrapaks und Glasflaschen in einem separaten Artikel verglichen.
  • In unserer Bildergalerie zum Thema zeigen wir dir 15 einfache Tipps, wie du plastikfrei leben kannst.
  • Wenn du Produkte in Plastikverpackungen kaufst, dann möglichst Verpackungen aus 100 Prozent recyceltem Kunststoff. Wenn auf der Flasche "100 Prozent Recyclingmaterial" steht, kannst du dich in der Regel darauf verlassen. Und: Solche Verpackungen werden dann auch wieder recycelt.
  • Wenn du um neues Plastik nicht herumkommst, kaufe gut recycelbares Plastik, also sortenreine Verpackungen aus den Kunststoffen PET, Polypropylen (PP), Polyethylen (PE). Achte daher darauf, ob das Plastik an einigen Stellen härter, an anderen weicher ist. Dann besteht es aus verschiedenen Plastiksorten. Vermeide schwarze Plastikverpackungen.
  • Noch einen Schritt weiter geht die Zero-Waste-Bewegung: Wir geben dir 16 Tipps für den Alltag, um gänzlich Müll zu vermeiden.

Weiterlesen auf Utopia.de:

English version available: What Makes Black Plastic an Environmental Nightmare?

Überarbeitet von Annika Reketat  © UTOPIA

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.