Die Frage nach der Lebensdauer der Wärmepumpe kann ein wichtiges Kriterium bei der Kaufentscheidung sein. Die Antwort fällt oft sehr pauschal aus. Hier erfährst du, woran das liegt und was Expert:innen angeben.
Eine Wärmepumpe kann bis zum Ende ihrer Lebensdauer viele Jahre lang Gebäude effizient beheizen. Sie arbeitet mit Umweltwärme und Strom, im besten Fall aus erneuerbaren Quellen, und kann eine klimafreundliche Alternative zu Öl- und Gasheizungen sein.
Die Anschaffung einer Wärmepumpe ist allerdings eine teure Investition, bei der Käufer:innen die Anschaffungskosten mit dem langfristigen finanziellen und Umwelt-Nutzen genau abwägen. Bei der Kaufentscheidung ist die voraussichtliche Lebensdauer der Wärmepumpe ein entscheidendes Kriterium.
Allerdings gibt es hierzu sehr unterschiedliche Angaben. Das kann auf den ersten Blick verwirrend sein.
Wir sind deshalb der Frage nach der Lebensdauer einer Wärmepumpe auf den Grund gegangen.
Die wichtigsten Wärmepumpenarten
Bei der Frage nach der voraussichtlichen Lebensdauer der Wärmepumpe kommt es zunächst einmal auf die Art der Wärmepumpe an. Welche Wärmequelle verwendet die Anlage? Die am weitesten verbreiteten Typen:
- Luft-Wasser-Wärmepumpen nutzen Wärmeenergie aus der Außenluft zur Wärmeerzeugung. Nach Absatzzahlen des Bundesverbands Wärmepumpen machen solche Geräte etwa 90 Prozent der jährlich verkauften Wärmepumpen in Deutschland aus.
- Grundwasserpumpen (Sole-Wärmepumpen) oder Erdwärmepumpen nutzen Wärmeenergie aus dem Erdreich oder dem Grundwasser. Diese Art der Wärmepumpe hat nach Erfahrungswerten und Angaben der herstellenden Unternehmen eine etwas längere Lebensdauer.
Eine Absatzstatistik zeigt, dass andere Technologien von Wärmepumpen (etwa Luft-Luft-Wärmepumpen oder Abwasser-Wasser-Wärmepumpen) derzeit noch keinen nennenswerten Anteil am Markt haben.
Wie lang ist die Lebensdauer von Wärmepumpen?
Das theoretische Konzept der Wärmepumpe wurde schon in den 1850er Jahren formuliert, das erste Modell stammt ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert. In größerem Maßstab eingesetzt wird die Wärmepumpe erst seit wenigen Jahren: Eine Absatzstatistik zeigt, dass die jährlichen Verkäufe in Deutschland erst seit vier Jahren über 90.000 Stück pro Jahr liegen. Finanziell ist der Einbau seit Anfang 2024 besonders attraktiv, da es umfangreiche Fördermöglichkeiten gibt.
Das geringe Absatzvolumen über Jahrzehnte hinweg ist ein Grund, warum die Frage nach der Lebensdauer von Wärmepumpen nicht so einfach zu beantworten ist.
Der Energieberater Dr. Reinhard Loch vom Verband Wohneigentum NRW erklärt gegenüber Utopia, dass die Technik der unterschiedlichen Arten von Wärmepumpen in den vergangenen Jahren enorm vorangeschritten sei. "Aus diesem Grund können zum Beispiel 20 Jahre alte Wärmepumpen keine belastbaren Daten für die moderneren Anlagen liefern", so der Experte. Es fehlen einfach Langzeiterfahrungen für die heutigen modernen Wärmepumpen.
Die technische Norm für die Lebensdauer von Wärmeerzeugern (DIN 2067) setze bei elektrischen Wärmepumpen generell 20 Jahre an – denselben Wert wie bei Öl- und Gaskesseln. Damit mache man es sich Loch zufolge jedoch "sehr einfach".
Bei Luft-Wasser-Wärmepumpen würden teils geringere Lebensdauern angegeben. Dies liege an der Arbeitsweise der Geräte: Sie seien häufig so geplant, dass sich die Anlage öfter ein- und ausschaltet. Dieses sogenanntes "takten" gehe zulasten der Lebensdauer. Neuere Anlagen würden Inverter verwenden und sich so besser der benötigten Wärmeleistung anpassen.
Eine Studie der Zürcher Universität für angewandte Wissenschaften wollte es genauer wissen. Die Forschenden sammelten Erfahrungswerte von Wärmepumpen-Betreiber:innen und befragten die herstellenden Unternehmen.
Aus diesen Angaben rechneten sie mithilfe von statistischen Methoden die voraussichtliche Lebensdauer hoch:
- Erdwärmepumpe: durchschnittliche Lebensdauer 20 bis 27 Jahre
- Luft-Wasser-Wärmepumpe: durchschnittliche Lebensdauer 18 bis 20 Jahre
Auch die meisten Fachleute gehen von Lebensdauern von rund 20 Jahren für die gängigen Luft-Wasser-Wärmepumpen aus.
20 Jahre Lebensdauer: Lohnt sich eine Wärmepume?
Die Lebensdauer von Wärmepumpen ist ein wichtiger Faktor dafür, ob sich eine Investition in die neue Heizungsanlage lohnt. Je länger das Gerät einsatzfähig ist, desto eher rechnet sich die Anschaffung für dich.
Eine Lebensdauer von 20 Jahren mag kurz erscheinen. Lohnt es sich trotzdem, alte Öl- und Gasheizungen gegen Wärmepumpen auszutauschen? Dieser Frage ging 2022 eine Studie im Auftrag des WWF Schweiz nach. Sie verglich nicht nur die Lebensdauer der Heizmethoden, sondern auch Faktoren wie Reparaturanfälligkeit, Kosten der Entsorgung und das Klimaänderungspotential.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich sogar bei vielen schlecht gedämmten Altbauten ein Umstieg rechnet – unter anderem auf moderne Wärmepumpen und auch wenn die alte Heizung noch funktioniert.
Reinhard Loch prognostiziert, dass Wärmepumpen immer effizienter und klimafreundlicher arbeiten werden. Die kann die Kosten-Nutzen-Analyse beeinflussen: Wenn sich der Wirkungsgrad verbessert, klimafreundlichere Kältemittel zum Einsatz kommen, oder es Innovationen im Bereich der intelligenten Steuerung von Heizsystemen gibt, kann dies einen Anreiz bieten, Wärmepumpen sogar noch vor Ende der Lebensdauer durch neuere Modelle auszutauschen.
"Klar ist: Bei der Entwicklung der elektrischen Wärmepumpe als Heizsystem der Zukunft dürfte sich noch einiges tun," befindet der Experte. Er verweist ebenfalls darauf, dass die Wirtschaftlichkeit von aktuellen Wärmepumpen-Systemen gegenüber Gas- und Ölkesseln belegt sei.
Welche Art von Wärmepumpe für dich geeignet ist, hängt von dem Gebäude ab, in dem du wohnst. Energieberater:innen oder Fachbetriebe können dich beraten. Fachbetriebe in deiner Nähe kannst du zum Beispiel bei Portalen wie Aroundhome oder Heizungsfinder finden. Dort bekommst du unverbindliche Angebote von verschiedenen Installationsbetrieben.
Die Lebensdauer der Wärmepumpe verlängern
Mit Wartung und Pflege kannst du die Wärmepumpe optimal nutzen und die Lebensdauer möglichst lang halten.
- Fachgerechte Installation – Die Einstellungen der Wärmepumpe sollten individuell auf das Gebäude abgestimmt sein. Anlagen, die über- oder unterdimensioniert sind, arbeiten nicht optimal. Dadurch können früher Defekte auftreten oder Bauteile kaputtgehen.
- Qualität – Achte bei der Kaufentscheidung auf die Qualität der Anlage. In der Regel arbeitet die Heizung besser, wenn alle Komponenten aufeinander abgestimmt sind.
- Regelmäßige Wartung – Nicht nur bei der Installation, sondern auch für die regelmäßige Wartung solltest du einen Fachbetrieb beauftragen.
- Häufiges Takten vermeiden – Luft-Wasser-Wärmepumpen sollten so konzipiert sein, dass sie sich nicht zu oft ein- und ausschalten müssen.
- Austausch von defekten Bauteilen – Mitunter brauchst du nicht die gesamte Anlage auszutauschen, sondern nur einzelne Bauteile. Bei Erdwärmepumpen beispielsweise können die Erdbohrung oder die nötige Sonde auch noch nach 30 bis 50 Jahren einsatzfähig sein.
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